Ein Selfie mit Rotkäppchen in Kasseler Kaufhaus

Die Grimmwelt präsentiert sich mit Märchen-Illustrationen in der Galeria in der Kasseler Innenstadt.
Kassel – „Das passt alles optimal. Man hat einen Blick auf das Fridericianum, wo die Grimms gearbeitet haben“, sagte Markus Exner, Projektleiter der Grimmheimat Nordhessen, als er am Donnerstagmorgen in der zweiten Etage der Galeria (ehemals Kaufhof) stand.
Dort hat die Grimmwelt Kassel den Lichthof, von dem man einen wunderbaren Blick auf die Innenstadt hat, von der Künstlerin Aliaa Abou Khaddour gestalten lassen. Kunden der Galeria können einen Blick auf farbenfrohe Illustrationen von bekannten Märchenfiguren der Grimms werfen. Rapunzel und ihr langer Zopf, Rotkäppchen, der böse Wolf, Dornröschen und der Froschkönig sind überlebensgroß auf die Scheiben angebracht worden.
Man wolle diese schöne Fensterfront nutzen, um auf das Museum am Weinberg aufmerksam zu machen, sagte Lina Schmidt, Interimsgeschäftsführerin der Grimmwelt. Die Künstlerin hat deshalb den Museumsbau auch in ihre Arbeiten integriert. Rapunzel sitzt nicht auf einem hohen Turm, sondern auf dem Dach der Grimmwelt. Auch die anderen Märchenfiguren sind rund um den Museumsbau integriert.
Wenn man sich in der Galeria ein neues Outfit zugelegt hat, dann könne man ja anschließend ein Selfie mit den Märchenfiguren machen, sagte Schmidt.
Das wäre sicher auch im Sinn von Stephan Engel, Filialgeschäftsführer der Galeria Kassel. Zum Konzept des umgebauten Warenhauses gehöre es ja, sich der Innenstadt zu öffnen. Deshalb gebe es in dem neu gestalteten Kaufhaus ja auch viel mehr Tageslicht als früher und den Lichthof im zweiten Obergeschoss. Auf dieser Fläche solle Künstlern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Arbeiten zu präsentieren, so Engel. Besonders im Jahr der documenta, die im Juni eröffnet wird.
Bis Ende Mai sind jetzt aber erst mal die Märchenfiguren zu bestaunen. Allerdings besser von innen als von außen. Bei dem Sonnenschein, der aktuell über Kassel strahlt, sind die aufgeklebten Folien von der Oberen Königsstraße und dem Friedrichsplatz nämlich nicht besonders gut zu erkennen. Zudem werden auf der Fläche mehrere Filme gezeigt, unter anderem zur Dauerausstellung in der Grimmwelt und ein Trickfilm für Kinder.
Die Künstlerin Aliaa Abou Khaddour, die 1978 in Damaskus (Syrien) geboren wurde und seit 2012 in Kassel lebt, hat bereits mehrfach für die Grimmwelt gearbeitet. Als sie den Auftrag bekam, die über zwei Meter großen Illustrationen der Märchenfiguren zu kreieren, habe sie sich gerade in Quarantäne befunden, erzählte die Künstlerin. An den Aufträgen des Museums schätze sie, dass die Grimmwelt einerseits genau wisse, was sie wolle, auf der anderen Seite den Künstlern aber auch die Freiheit lasse, ihre Ideen selbst einzubringen. An diesem Auftrag habe sie besonders gereizt, dass sie bei der Gestaltung der Fenster, ihre Fähigkeiten als Innenarchitektin habe einbringen können. Aliaa Abou Khaddour studierte nämlich auch Innenarchitektur an der Universität Damaskus, wo sie auch als Dozentin für Kunstgeschichte und Innenarchitektur tätig gewesen ist. (use)