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Eine Feier der Liebe für alle

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Von: Christina Hein

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 Das Liebespaar Dagmar Capula und Joachim Kubik (vorne) ließen ihre Beziehung in der Karlskirche von Pfarrerin Petra Fuhrhans (links) und Pröpstin Katrin Wienold-Hocke segnen.
Valentinstag: Das Liebespaar Dagmar Capula und Joachim Kubik (vorne) ließen ihre Beziehung in der Karlskirche von Pfarrerin Petra Fuhrhans (links) und Pröpstin Katrin Wienold-Hocke segnen. © Andreas Fischer

Zum Valentinstag gab’s in der Karlskirche Gottes Segen, Pralinen, ein Polaroid und mehr.

Kassel – Was für Liebesbekundungen! Was für ein bunter Reigen an Menschen, die gestern in der Karlskirche ihre Liebe gefeiert haben! Und sich diese im Rahmen einer warmherzigen Veranstaltung von Pfarrerin Petra Fuhrhans und Pröpstin Karin Wienold-Hocke haben segnen lassen.

Zum Programm gehörten nicht nur von Jens Domes und Werner Kirschbaum live gespielte Liebeslieder von „Love me tender“ bis „My funny Valentine“, sondern auch Pralinen und Getränke zum Anstoßen.

Unter dem Motto „Feiert eure Liebe“ hatten die Theologinnen und der Kulturmanager Jens Domes in die Citykirche eingeladen. Kaum angekündigt, hatte sich auch schon ein Dutzend Paare für die Zeremonie angemeldet.

Früher als vereinbart sitzen Dagmar Capula (70) und Joachim Kubik (72) auf einer Bank auf dem Karlsplatz und warten – ein bisschen aufgeregt – auf das, was jetzt kommt. Joachim hält ein Väschen mit einer rosaroten Rose in den Händen. Die ist für seine Dagmar. Beide, der Mann aus Hückeswagen in Nordrhein-Westfalen, und die Frau aus Espenau, erzählen bewegt, wie ihre Liebesbeziehung vor drei Jahren begann. Entfernt miteinander verwandt sind sie sich im familiären Kontext begegnet, wiederbegegnet muss man sagen, denn sie waren sich vor 60 Jahren schon einmal als Kinder über den Weg gelaufen. „Lass uns doch mal treffen“, hieß es beim ersten Telefonat. Und als die seit elf Jahren verwitwete Dagmar und der Single-Mann Joachim aufeinandertrafen, war da sofort eine gegenseitige Sympathie. Aus der zur Überraschung von beiden bald eine romantische Verliebtheit wurde. „Mit sowas habe ich nicht gerechnet“, sagt Dagmar. „Nie wieder“ habe sie nach dem Tod ihres Mannes gedacht. Das Schicksal wollte es anders. Und das Schicksal bescherte Dagmar auch einen unbeschreiblich großen Kummer. Vor einem halben Jahr starb überraschend ihr 39-jähriger Sohn an einer Herzerkrankung. Vorher hatte er, ebenso wie seine beiden Geschwister, der Mutter noch seinen Segen für deren Liebe zu Joachim gegeben.

Und jetzt wurde Joachim für Dagmar plötzlich zu einem starken Pfeiler in ihrer schwersten Zeit. Zärtlich nimmt Dagmar Joachims Hand und streicht darüber. „Das Schicksal wollte es, dass er jetzt an meiner Seite ist.“

Ihre Geschichte erzählt das Paar auch den Theologinnen. „Diese persönlichen Gespräche, diese Aufmerksamkeit und direkte menschliche Zuwendung sind wichtige Bestandteile unserer Valentinsfeier“, sagt Jens Domes.

Auch das Paar, das danach „vor den Altar“ tritt, hat eine Geschichte ihrer Liebe zu erzählen. Die Katholiken Stefan und Stephan, 51 und 61 Jahre alt, sind seit einem halben Jahr standesamtlich verheiratet. Kennengelernt haben sie sich vor fast 30 Jahren. Stephan, dem Älteren, ist es wichtig, seinem Mann öffentlich zu sagen, dass er ihm alles geben will, was er geben kann. Und dass ihre Liebe Gottes Segen empfange. Während sie am Ende eine Urkunde und ein Polaroid-Foto in Empfang nehmen, ist schon das nächste Paar da.

Für Regina und Thomas Platner (beide 65) aus Kassel ging es schon am Morgen los mit dem Feiern ihrer Liebe. Sie haben sich vor allen Augen geküsst und sich mit diesem öffentlichen Bekenntnis – entsprechend einer Valentinsaktion des Bäderbetriebs – einen freien Eintritt ins Auebad verdient. Am Nachmittag holte sich das heiter aufgelegte Paar, Eltern von zwei Söhnen und seit 41 Jahren verheiratet, den Segen Gottes in der Karlskirche ab. „Wir kennen uns seit 55 Jahren und waren schon als Schüler ein Paar“ sagt Thomas. „Wir sind richtige Dinosaurier.“

„Bitte verraten Sie uns ihr Rezept für eine so lange Beziehung“, leitet Pröpstin Wienold-Hocke das Gespräch ein.

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