Meteorologe erklärt Wetterphänomen: Eislandschaft nur im Kasseler Becken

In den vergangenen Tagen glich Kassel optisch einem Winterwunderland. Ein Meteorologe erklärt, was dahinter steckt.
Kassel – Weiß gezuckerte Bäume, Sträucher und Wiesen: Kassel sah ein paar Tage lang so aus, als würde es von der Eisprinzessin höchstpersönlich regiert. Ein Meteorologe erklärt, warum das ebenso märchenhafte wie seltene Wetterphänomen vor allem in der Kasseler Kessellage zu beobachten war und nicht etwa auf den Höhen des Habichtswaldes und des Umlandes.
Seit Montag (19. Dezember) ist der eisige Winterzauber vorbei. Ein Tiefdruckgebiet und Wind haben die Kälte vertrieben. Doch wir werfen einen Blick zurück.

Weiße Pracht in Kassel: „Inversionswetterlage“ sorgt für vereiste Landschaften
Wer vergangene Woche aus der Stadt in den Bergpark, den Habichtswald oder ins Umland fuhr, der konnte sich in den vergangenen Tagen wundern. Dort schien zwar häufig die Sonne, während in Kassel dichter Nebel hing, dafür war die weiße Pracht nicht annähernd so beeindruckend wie in Kassel.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Die liefert Meteorologe Jürgen Schmidt. „Wir hatten eine typische Inversionswetterlage, wie sie bei Hochdrucklagen in den Wintermonaten immer mal wieder zu beobachten ist“, sagt Schmidt. Solche Wetterlagen entstehen, wenn es in höheren Luftschichten wärmer ist als am Boden. Bei einer normalen Wetterlage ist es in höheren Luftschichten, sprich auf den Bergen, immer kälter als in tieferen Lagen. Nun war es umgekehrt. „Bei einer Inversionswetterlage hält sich die schwere Kaltluftschicht am Boden. Die Sonne steht im Winter zu tief und sie ist zu schwach, um sie zu erwärmen“, so Schmidt.

Kasel: Raureifschichten sorgen für winterliche Atmosphäre
Deshalb ist es der Sonne in der vergangenen Woche nur selten gelungen, den Nebel in der Kasseler Kessellage zu durchbrechen. So lagerten sich die Wassertröpfchen an den Bäumen und Büschen mehrere Tage lang ab und sind dort gefroren. Nach und nach legte sich auf diese Weise eine Raureifschicht über die nächste. Das heißt, für die winterliche Landschaft hatte nicht etwa Schnee gesorgt, sondern jede Menge Raureif.

„Dass im Tal mehr Schnee fällt als auf den Bergen, passiert eigentlich so gut wie nicht“, erläutert Schmidt. Die Kaltluft werde seit Montag durch stärker werdenden Wind wegfegt. (Bastian Ludwig)