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Kasseler Pastor Frank Fornaçon geht in den Ruhestand

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Von: Christina Hein

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 Pastor Frank Fornaçon (vorne) hat die Kirche im Hof 16 Jahre lang als einladende Kirche und pulsierendes Herz des Stadtteils geprägt.
Offen für Vielfalt: Pastor Frank Fornaçon (vorne) hat die Kirche im Hof 16 Jahre lang als einladende Kirche und pulsierendes Herz des Stadtteils geprägt. © Andreas Fischer

Der Baptisten-Pastor Frank Fornaçon ist nach 16 Jahren Wirken in den Ruhestand verabschiedet worden.

Kassel. Pastor – dieses einzige Wort als Bezeichnung für das, was Frank Fornaçon 16 Jahre lang in der Baptisten-Gemeinde „Kirche im Hof“ gemacht hat, reicht bei Weitem nicht aus. Während der gestrigen Gottesdienstfeier zur „Entpflichtung“ des 64-Jährigen, also seiner Verabschiedung in den Ruhestand, zitierte Prediger Christoph Stiba, Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, die Gemeindemitglieder selbst.

Die hatten einiges zusammengetragen: Frank Fornaçon ist ein Netzwerker, Grenzgänger, Begleiter, Menschenfreund, Ideengeber, Fundraiser, Brückenbauer, Botschafter, Initiator, Vordenker, Baumeister, Seelsorger und Prediger. Und noch viel mehr. „Wow, so stelle ich mir ein Vorbild vor“, sagte Stiba.

In Fornaçons Amtszeit als Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kassel-West hat sich die schon zuvor aufgeschlossene Gemeinde seit 2005 zum Herz und offiziellen Familienzentrum des Vorderen Westens entwickelt. Sie war als Ableger der Baptistengemeinde Mönchebergstraße Ende der 1970er-Jahre an die Friedrich-Ebert-Straße 102 gezogen.

Das Aufblühen und die Erweiterung der Möglichkeiten hatte auch etwas mit den umfassenden Umbauarbeiten in den Jahren 2015/16 zu tun, als das historische Gebäude um einen modernen Anbau im Hinterhof erweitert wurde. Es passt zur Kreativität und Weitsichtigkeit Fornaçons, der von 1996 bis 2005 Redakteur und Geschäftsführer des Kasseler Oncken Verlags des Bunds der Evangelischen Freikirchen war, dass er sich den einladenden und niedrigschwelligen Namen „Kirche im Hof“ ausgedacht hat.

„Offene Türen“ seien von Anfang an das Anliegen der Gemeinde und ihres umtriebigen Pastors gewesen, sagte Michael Rempe vom Gemeindevorstand. Gemeinsam engagieren sie sich seit Jahren in der Integration von Geflüchteten, leisteten auch Kirchenasyl. „Die Kirche im Hof teilt das Leben im Quartier und versteht sich als Ort interkultureller Begegnung“, formuliert es Fornaçon.

Zur Gemeinde gehören 230 Mitglieder. Eine Chinesische und eine Eritreische Gastgemeinde arbeiten eng mit der Kirche im Hof zusammen. Etwa 40 Prozent der aktiven Besucher haben einen Migrationshintergrund.

Viele anrührende Worte hörte sich Fornaçon zum Abschied an. „Du bist der beste Pastor, den ich kenne“, rief ein junger Mann in den digitalen Grußworten in die Kamera. „Das Wort danke ist zu wenig“, sagte Ola, eine junge Syrerin, an den scheidenden Pastor gerichtet. Die Trennung zwischen geistlich und sozial gebe es bei Fornaçon nicht, resümierte Gemeindereferentin Annika Schmale, die das Familienzentrum leitet. Anerkennende Worte, Respekt und Bedauern über sein Ausscheiden kamen auch aus der Stadtverwaltung. „Danke für das konstruktive Miteinander“, sagte Bürgermeisterin Ilona Friedrich.

Sie habe den „klugen Blick, die präzise Analyse und die zupackende Art“ Fornaçon sehr geschätzt. „Ein starker und zuverlässiger Partner verschwindet“, bedauerte auch Ortsvorsteher Steffen Müller. Deshalb ist es auch eine gute Nachricht, dass Fornaçon nicht ganz geht: Er wird im Bildungs- und Sozialwerk der Kirche im Hof, „Leben teilen“, weiter helfen, Fäden ziehen, und Netzwerke aufbauen. In vier Wochen will sich Fornaçons Nachfolger der Gemeinde vorstellen. (Christina Hein)

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