Yanni aus Kassel kocht jetzt japanisch

Der Kasseler Yannick Klütsch gehört als Gastronom wie viele seiner Zunft zu den von Corona-Beschränkungen besonders hart Getroffenen. Er hat eine Lösung aus der Not gefunden: Er kocht japanisch to go.
Kassel. Das Sudhaus, das Yannick Klütsch als Gesellschafter betreibt, ist geschlossen. Im Sommer war der Biergarten unter strengen Hygiene-Auflagen geöffnet. Aber seit dem 2. November, mit Beginn des zweiten Lockdowns, sind auch im Gasthaus an der Hafenstraße vorerst die Lichter ausgegangen.
Doch Yannick Klütsch – Spitzname Yanni – mag sich erstens nicht langweilen, und zweitens liebt er gutes Essen. „Ich leide sehr darunter, dass ich zurzeit nicht in Restaurants essen gehen kann.“
Und so kam es, dass der 28-Jährige wie viele Menschen im Lockdown, selber kochte. Und für sich Liebe und Talent für Kochen auf hohem Niveau entdeckte. Täglich stand er Stunden in seiner Küche und zauberte ein ausgefallenes Gourmet-Menü nach dem anderen. Seine Kreationen teilte er virtuell mit seinen vielen Freunden und Bekannten, indem er Food-Pics auf Instagram veröffentlichte.
Schließlich kam ihm die Idee: Warum nicht für andere kochen, die sich die Speisen abholen? Das ist ja gastronomisch auch im Lockdown möglich und macht anderen Menschen vielleicht Freude.
Schnell stand sein Konzept einer besonderen Suppenküche fest, denn Yannick Klütsch entschied sich für die Zubereitung von „Ramen“: japanischen Nudel-Suppen. „Das perfekte Gericht für diese Jahreszeit.“ Kurzfristig hat ihm der befreundete Kollege Gianluca Magnesa fürs Kochen dessen zurzeit geschlossenes Restaurant Eno an der Friedrich-Ebert-Straße 93 zur Verfügung gestellt. Vor drei Wochen legte Klütsch los.
Mit großem Erfolg. Gleich am ersten Tag, ohne besondere Werbung, kamen viele und holten sich ihre Suppe ab. Täglich nimmt die Fangemeinde zu.
Eine Unterbrechung gab es in der Schnee-Chaos-Woche. Da kochte Klütsch aber weiter und verteilte seine „Suppen to go“ an wohnungslose Menschen auf der Straße.
Wer sich heute dem Eno nähert, dem steigt schon von weitem ein leckerer Essensgeruch durch die geöffnete Ladentür in die Nase. Drei Ramen hat Klütsch im Angebot: aus und mit Rind, Pak Choi, eingelegtem Rettich, Sprossen, Mais und Koriander (9,50 Euro); aus und mit Maishuhn plus Gemüse (8,50 Euro) und schließlich die vegane Version mit allen Gemüse-Zutaten und Räuchertofu statt Fleisch sowie einer Brühe aus Shitake und Miso.
Der Clou: Die japanischen Weizennudeln, die die Suppen recht nahrhaft machen, werden täglich frisch zubereitet und stammen aus der Küche des italienischen Restaurants Alte Wache.
Professionell und nachhaltig ist auch das Finish: Die Suppeneinlage kommt in eine verschließbare Schüssel aus Karton, die Brühe gibt es in einem Becher dazu. Zuhause wird alles zusammengegeben. Fertig.
Ein Freund hat Klütsch zudem für seine Ramen-Küche ein frisches, freches Logo vepasst. „In Yannis Namen – (R) Amen“ ist auf den Aufklebern zu lesen. Eine Karikatur zeigt Klütsch mit Heiligenschein und langen offenen Haaren, eine Suppenschüssel in den freundlich ausgebreiteten Händen präsentierend.
Könnte sich Yannicks aus der Not geborene Ramen-Küche wohl zu einem langfristigen Geschäftsmodell entwickeln? „Mal sehen“, sagt der Koch und grinst. „Die Idee ist da.“
Geöffnet täglich Mo - Fr, 12 -18.30 Uhr und Sa und So 17 -20 Uhr. Tel.: 0561 76 68 92 35. Christina Hein