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Trauer um Kasseler Burkhard Schulz-Jander: Er war ihre „tragende Säule“

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Von: Christina Hein

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Kassels Ehrenbürgerin Eva Schulz-Jander mit ihrem kürzlich gestorbenen Ehemann Burkhard Schulz-Jander.
Über 50 Jahre an ihrer Seite: Kassels Ehrenbürgerin Eva Schulz-Jander mit ihrem kürzlich gestorbenen Ehemann Burkhard Schulz-Jander. © Privat/nh

Der Kasseler Maschinenbauprofessor Burkhard Schulz-Jander ist gestorben. Der wissenschaftliche Nachwuchs lag ihm besonders am Herzen.

Kassel – Sein Doppelname, so erzählte er gerne, war oft Anlass für Small Talk und eine Klarstellung: Burkhard Schulz-Jander ist nicht etwa Herr Schulz, der mit Frau Jander verheiratet ist, und sich emanzipatorisch für einen Bindestrich-Namen entschieden hat. Mit dem Doppelnamen war er 1938 in Königsberg als Sohn eines Rechtsanwalts und Notars geboren worden.

Verheiratet war Burkhard Schulz-Jander, der Ruhige, Besonnene, seit 1968 mit Eva Schulz-Jander, der eloquenten, sprühenden Romanistin, langjährigen Geschäftsführerin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und Ehrenbürgerin der Stadt, die in ihren Funktionen schon von Bundespräsidenten empfangen wurde. Zwei Kinder und vier Enkelkinder sind Stolz und Freude des Ehepaars.

Burkhard Schulz-Jander, der Techniker und Naturwissenschaftler, begleitete sämtliche geisteswissenschaftlichen Aktivitäten und Wege seiner Frau, die sich vor allem die Versöhnung von Juden und Nichtjuden auf die Fahnen geschrieben hat, mit empathischem Interesse.

Dass seine charismatische Frau im Licht stand und er sie bei all ihren Unternehmungen unterstützte, war ihm ein Anliegen und entsprach seinem bescheidenen Wesen. „Mein Mann war die tragende Säule in meinem Leben“, hatte Eva Schulz-Jander gegenüber der HNA aus Anlass der Verleihung der Ehrenbürgerschaft im Jahr 2020 gesagt. „Er hat sich nie in den Vordergrund gespielt.“

Zusammen waren sie ein forschendes und schreibendes Intellektuellen-Paar, das in seinem Haus am Brasselsberg großzügige und weltläufige Gastfreundschaft praktizierte.

Während Eva Schulz-Jander Biografien schrieb, verfasste er Abhandlungen zum Thema „Mehrparametriges Integralverfahren zur Berechnung von laminaren und turbulenten inkompressiblen Strömungs- und Temperaturgrenzschichten“. Burkhard Schulz-Jander war von 1975 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2003 an der Universität Kassel als Professor für Maschinenbau mit Schwerpunkt Strömungsmechanik tätig. Zunächst an der Wilhelmshöher Allee, dann am neuen Standort Holländischer Platz, hat er die Mechanik im Fachbereich Maschinenbau vorangetrieben und maßgeblich mitgestaltet.

Zudem war er viele Jahre als Listensprecher in der Hochschulpolitik tätig und hat in den Gremien die Entwicklung der Universität mitgestaltet. „Die Uni war ihm sehr wichtig“, sagt Eva Schulz-Jander. Kennengelernt hatten sich beide als Studierende in Houston/Texas über eine Freundin im „German Department“. Schnell war beiden klar, dass sie zusammengehören. „Dazu brauchte es die USA. In Deutschland wären wir uns vielleicht nie begegnet“, sagt Eva Schulz-Jander.

Doch Burkhard Schulz-Janders Familie war gegen die Verbindung: Eva Schulz-Jander war alles, was seine Eltern ablehnten: Sie war älter, promoviert und hatte einen jüdischen Vater. Sie drohten mit Enterbung. Das hielt Burkhard Schulz-Jander nicht davon ab, seine Eva zu heiraten. „Er war ein stiller Rebell“, sagt sie.

Der in der heute russischen Enklave Königsberg Geborene wuchs in Kiel auf. Sein leicht norddeutscher Zungenschlag gab davon Zeugnis. Schulz-Jander studierte Maschinenbau in Braunschweig und Houston, promovierte in Karlsruhe und war zunächst Professor in Trier, bis er nach Kassel kam, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb.

Von früh an interessierte er sich für Kameras – erst als Fotograf und später auch als Ingenieur. Zu fotografieren begonnen hatte er mit einer Voigtländer-Kamera, die ihn ständig begleitete, bis er sich eine Exakta mit vielen Zusatzgeräte leistete. Fotografisch dokumentierte er mit der Kamera das Leben der Familie. Als seine Kinder selber anfingen zu fotografieren, begann er, Kameras zu sammeln. Weit über hundert Exemplare hat er zusammengetragen, als „Zeugen sich stets verfeinernder Technik“.

2021 veröffentliche er im Kasseler Euregio-Verlag ein Buch über seine Kameraleidenschaft: „Kameratechnik 1885 - 2005“. Darin stellt er die Entwicklung der Technik von Kameras von 1890 bis zum Auslaufen der analogen Fotografie, nach dem Ende des 20. Jahrhunderts, dar.

Statt Blumen und Kränze zu seiner Beisetzung hatte sich Burkhard Schulz-Jander gewünscht, dass Geldspenden zugunsten von Stipendiaten an der Uni Kassel gewidmet werden. „Der wissenschaftliche Nachwuchs lag ihm immer sehr am Herzen“, sagt Eva Schulz-Jander über ihren gestorbenen Mann.

Wenn Sie einen Gestorbenen kennen, über den wir schreiben sollten, melden Sie sich: 0561/ 203-1431 oder kassel@hna.de

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