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Erinnern an den Holocaust: Kranzniederlegung auf jüdischem Friedhof

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Von: Mirko Konrad

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Gedenkfeier auf dem neuen jüdischen Friedhof: Oberbürgermeister Bertram Hilgen (rechts) legte einen Kranz für die Opfer des Nationalsozialismus nieder. Fotos: Konrad
Gedenkfeier auf dem neuen jüdischen Friedhof: Oberbürgermeister Bertram Hilgen (rechts) legte einen Kranz für die Opfer des Nationalsozialismus nieder. Fotos: Konrad

Kassel. Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus fanden gestern, am 71. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, in Kassel zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.

Mit einer Kranzniederlegung auf dem neuen jüdischen Friedhof gedachte die Stadt Kassel der Opfer des Nationalsozialismus. Auf dem Friedhof befinden sich ein Gedenkstein und Gedenkstelen, die Überlebende des Holocausts, die sogenannten Heimatlosen oder Displaced People (DP), unmittelbar nach dem Krieg dort errichtet hatten.

„Das Schicksal der Opfer darf nicht aus dem Blick geraten“, sagte Oberbürgermeister Bertram Hilgen und erinnerte auch an die Überlebenden des Nationalsozialismus, für die das Ende des Krieges nicht das Ende des Leidenswegs bedeutet habe. Hilgen: „Die meisten haben ihre Heimat und ihre Angehörigen verloren.“ Laut dem Kasseler Historiker Wolfgang Matthäus kamen nach dem Krieg mehr als 30 000 heimatlose Flüchtlinge nach Kassel. Sie lebten in von den Amerikanern errichteten Camps an der Hasenhecke, der Fasanenhofsiedlung am Möncheberg und der ehemaligen Jägerkaserne. Den neuen jüdischen Friedhof hatte der Kasseler Architekt Karl Hermann Sichel für die Jüdische Gemeinde entworfen. Das erste Grab war das des Kasseler Rechtsanwalts Dr. Maximilian Plaut, der 1933 an den Folgen von Misshandlungen durch die Nationalsozialisten gestorben war.

An der Albert-Schweitzer-Schule haben 16 Schüler des Leistungskurses Geschichte eine Pflegepatenschaft für zwölf Stolpersteine im Umkreis der Schule übernommen. Die Stolpersteine erinnern an Menschen, die von den Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs ermordet worden waren. Während einer Gedenkveranstaltung in der Aula der Schule überreichte Jochen Boczkowski, Vorsitzender des 2012 gegründeten Vereins „Stolpersteine in Kassel“, den Schülern die Patenschaftsurkunde.

Insgesamt sind bisher 90 Steine an 45 Stellen in Kassel vor dem letzten Wohnort der Opfer platziert. Die Schüler stellten die Biografien der Opfer vor. Unter ihnen ist Paul Mondschein. Er hatte 1934 an der heutigen Albert-Schweitzer-Schule sein Abitur gemacht. Am 6. November 1939 war er im Vernichtungslager Buchenwald erschossen worden. „Nach dem Willen der Nazis sollten die Opfer heimat-, namen- und geschichtslos bleiben“, sagte Boczkowski. Jeder Stein stehe für die Gesamtheit der Opfer. Durch die Steine sollen die Namen und das Schicksal der Opfer in Erinnerung bleiben.

„Mit der Patenschaft wollen die Schüler ihren Beitrag dazu leisten, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten“, sagte die Geschichtslehrerin und Kursleiterin Lauren Fürst, die das Projekt mit ihrem Kollegen Marcus Neumann begleitet.

Im Anschluss machten die Pflegepaten einen Gedenkrundgang zu den Stolpersteinen.

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