Nackedei-Shows und Spielzeug: Erotikmesse in Kassel
Kassel. Gelegenheit macht Hobbys: Für die Motive, die es am Wochenende in den Kasseler Messehallen zu sehen gab, entwickelten hunderte Männer eine spontane Leidenschaft für's Fotografieren.
Ob Handykamera oder Profiausrüstung – Mann hielt drauf. Wenn Haut aufblitzte, blitzten auch die Kameras. Aber auch viele Frauen schlenderten über die Erotikmesse, um sich zwischen Grabbeltischen mit Sexspielzeug und Nackedei-Shows lustvolle Anregungen zu holen.
Bilder von der Messe
Bilder von der Erotikmesse




Für Samanta und Ramona läuft es gerade nicht so gut. Die Holländerinnen bieten an einem von insgesamt 50 Ständen erotische Massagen an. Ihre Arbeitskleidung: knappe Bikinis und High-Heels. Seit einer halben Stunde versuchen sie Männer hinter einen Vorhang ins Séparée zu locken. Die Kundschaft ist aber gerade abgelenkt. Sie steht in einer Menschentraube vor der Show-Bühne: Es sind Rentner in Trainingsjacke, Geschäftsleute im Anzug und viele junge Pärchen – aber auch das typische Lehrerehepaar in gleichfarbiger Funktionsjacke ist darunter.
Ihre Blicke richten sie fest auf das, was dort gerade dem Bühnennebel entsteigt. Es ist Mia Magma, eine der Erotik-Größen im Geschäft. Magma mimt in Badeanzug und mit Rettungsboje Pamela Anderson aus der Fernsehserie „Baywatch“. Nur geht sie dabei ein Stück weiter, als es Anderson im Nachmittagsprogramm als Rettungsschwimmerin am Strand von Miami tat. Sie schält sich aus dem Badeanzug und wackelt mit allem, was sie hat. Die Menge johlt und die Blonde räkelt und wälzt sich über den Bühnenboden – statt von Miamis Sonne wird sie vom Blitzlicht der Fotografen beschienen. Um auch dem weiblichen Publikum was zu bieten, hatte im Vorprogramm ein Waschbrettbauch im Spartaner-Kostüm sich seiner Rüstung entledigt. Währenddessen blieben die Kameras der Männer in der Tasche. Als die Show eine Pause einlegt, strömt die Menge zum Bummel zwischen den Verkaufsständen.
Diese sehen auf den ersten Blick nicht viel anders aus als jene auf der Frühjahrs- und Herbstausstellung – nur die Produkte unterschieden sich doch deutlich: Statt Saftpresse und Gartenschere gibt es Reizwäsche, Massagebälle und Erotik-Filme. Zu den Verkaufsrennern gehören in diesem Jahr Silikon-Vibratoren und Fesselspielzeuge, erzählt Händler Gottfried Grossmann. Allerdings laufe das Geschäft schlechter als vergangenes Jahr. Während Offenherzigkeit auf der Erotikmesse Programm ist, gibt sich Veranstalter Ferdinand Liendl bei der Frage nach den Besucherzahlen zugeknöpft: „Dazu sagen wir nichts.“ Allein am Samstagabend waren es sicher über 1000 und ebenso viele Kameras. (bal)
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