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Evangelische Kirche in Kassel: "Innenminister" Jürgen Renner geht

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Von: Christina Hein

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Abschied: Jürgen Renner vor dem Eingang der Martinskirche. © Christina Hein

Eine bewegte Zeit für evangelische Kirche in Kassel liegt hinter Dekan Jürgen Renner. Nun geht er.

Vor 18 Jahren hatte der in Korbach geborene und aus Marburg kommende Pfarrer sein Amt als Dekan des Kirchenkreises Mitte und damit als Nachfolger von Ernst Wittekindt angetreten. Jetzt verabschiedet er sich in den Ruhestand. Abschiedsgottesdienst ist am Sonntag, 27. Januar, 15 Uhr in der Martinskirche.

Kaum hatte Dekan Renner sein Amt angetreten, folgten in der evangelischen Kirche Kassel große strukturelle Veränderungen, die unter den Stichworten Fusionen und Verschlankung zusammengefasst werden können.

„Ich kann nicht verschweigen, dass wir in der Zeit 20 000 Kirchenmitglieder verloren haben“, sagt Renner. Aber auch das stelle er fest: „Die Kirchen sind nicht leerer geworden.“ Seine Diagnose: Die Ränder schrumpfen, aber die Kerngemeinde bleibt stabil. Das, was er „Weihnachtsfrequenz“ nennt, also die Zahl der Gottesdienstbesucher an Heiligabend, sei sogar steigend.

Die Zusammenlegung der drei Kasseler Kirchenkreise mit dem Gesamtverband nahm von 2005 an ihren Lauf. Am Ende sei ein starkes und effektives Entscheidungsgremium – Stadtsynode und Stadtkirchenkreisverband – herausgekommen. „Dieser Prozess ist konstruktiv und vor allem zügig über die Bühne gegangen.“ Wenn man notwendige Schritte möglichst schnell in Angriff nimmt, dann bekomme man später weniger Probleme. „Wir waren der Landeskirche immer eine Nasenlänge voraus, wenn es um Veränderungen geht, waren oft wesentliche Impulsgeber“, sagt der 65-Jährige mit ein wenig Stolz in der Stimme. „Jetzt spielen wir in einer Liga mit anderen Großstädten“, sagt Renner, der viele Jahre Sprecher der EKD-Konferenz „Kirche und Großstadt“ war.

Eine Besonderheit in Kassel sei die Doppelspitze mit zwei Dekanen. „Ich habe mit Dekanin Barbara Heinrich immer gut zusammengearbeitet“, sagt er. In ihrer Arbeitsaufteilung sei sie die Außenministerin, er der Innenminister für Kirche in Kassel gewesen. Seine Aufgabe lag unter anderem darin, den Kontakt zu Pfarrern und Gemeinden zu halten.

„Kassel-Mitte ist ein Erfolgsmodell“, bilanziert Renner. Eine Kirche nach der anderen sei in den vergangenen Jahren saniert worden. Erfolgreich seien Gemeindehäuser wie das der Brüderkirche und der Friedenskirche in lebendige Stadtteilzentren umgewandelt worden. „Das lag nicht an mir“, räumt er schnell ein: An dieser Dynamik haben viele, vor allem aber der engagierte Kirchenvorsteher Hans-Helmut Horn großen Anteil.

Und letztlich fiel in Renners Amtszeit auch dieses Highlight: die Installation der sensationellen Rieger-Orgel in der sanierten und mit neuem Gemeindehaus ausgestatteten Martinskirche. „Ich habe lediglich dafür gesorgt, dass die alte Orgel rauskommt“, sagt Renner. Sie ist für einen Euro Symbolpreis in den Besitz der katholischen Elisabeth-Gemeinde übergegangen.

Hatte Renner sein Amt noch mit einer Portion Heimweh nach Marburg angetreten, so ist er jetzt zum überzeugten Kasseler geworden. „Die Stadt hat sich so positiv verändert.“ Er lebt mit seiner Familie – neben seiner Frau gibt es vier Kinder, davon drei Pflegekinder – in Bettenhausen. Mit dem Mehr an Zeit, das ihn erwartet, wird er sich noch stärker als bisher seiner Leidenschaft, der Evangelischen Michaelsbruderschaft und der reformerischen Berneuchener Bewegung, widmen. Auch evangelische Messen wird Renner weiterhin halten, in und außerhalb Kassels.

Termin: Am Sonntag, 27. Januar, 15 Uhr, wird Jürgen Renner in der Martinskirche verabschiedet. Seine Nachfolge tritt am 1. Mai Michael Glöckner an, Pfarrer in Fambach, Kirchenkreis Schmalkalden.

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