Kassel/Korbach. Reinhard Jassmann bestreitet einen seiner schwersten Kämpfe. Im achten Jahr prozessiert der bekannte Boxer und Boxtrainer aus Korbach gegen das Klinikum Kassel.
Es geht um 90.000 Euro Schmerzensgeld, weil der 62-Jährige durch eine radioaktive Strahlentherapie nach einer Krebsoperation schwere bleibende Schäden erlitten hat. Ein Ende des Gerichsstreits ist nicht abzusehen. „Vielleicht bin ich ja vorher weggestorben“, sagt Jassmann zu dem Vorgehen des Klinikums.
Seit November 2003 war der Sportler wegen eines Karzinoms am Zungenrand behandelt worden. Der Chemotherapie folgte Anfang 2004 eine Operation. Danach waren keine Krebszellen mehr nachweisbar. Das erfuhr Jassmann aber erst viel später, als er wegen der Strahlenfolgen juristisch gegen das Klinikum vorging und 2009 Klage einreichte. Die Ärzte hatten nach der Operation auf die Bestrahlung gedrängt - zur Sicherheit, um den Krebs endgültig zu besiegen. Seither kann Jassmann nur schwer sprechen und essen, hat seinen Geschmackssinn fast völlig verloren, Zähne fallen aus, seine Schilddrüse löst sich auf.
Das alles hätte nicht sein müssen. Durch alle Instanzen haben Gerichte entschieden: Die Strahlentherapie war rechtswidrig, weil das Klinikum den Patienten nicht entsprechend aufgeklärt habe, deshalb Schmerzensgeld zahlen und zudem sämtliche künftigen materiellen Schäden ersetzen müsse, die auf die Strahlentherapie zurückgehen.
Das Schicksal des Boxers „lässt uns nicht kalt“, sagt Klinikums-Sprecherin Gisa Stämm. Aber das Krankenhaus habe im Rechtsstreit das Heft des Handelns nicht in der Hand. Die Haftpflichtversicherungen der Ärzte würden auf einer endgültigen gerichtlichen Klärung bestehen. Deshalb werde es möglicherweise eine weitere Beschwerde beim Bundesgerichtshof geben.
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