Unscheinbar und doch ein Exot: Am Wochenende haben Kasseler Hobbyornithologen erstmals in Hessen einen Dunkellaubsänger nachweisen können.
Kassel – Der Vogel rastete in der Buga und hatte sich gehörig verflogen. Eigentlich lebt er in Sibirien und verbringt die Wintermonate in Südostasien.
Auf dem Weg in die Wärme ist der Piepmatz falsch abgebogen. Er flog tausende Kilometer in die Gegenrichtung. Sein Besuch in der Buga lockte Vogelfreunde aus ganz Deutschland nach Kassel. Die Neuigkeit hatte sich über die entsprechenden Netzwerke schnell verbreitet.
Kassel: Dunkellaubsänger ist ein Exot
Für Laien ist der Dunkellaubsänger von den heimischen Singvögeln kaum zu unterscheiden – zumal er dem hier häufig vorkommenden Zilpzalp ähnlichsieht. Mit Anja Gieseler und Jens Voß gelangte der Ruf des Tieres aber an die Ohren geschulter Hobbyornithologen.
Das Paar war in der Buga spazieren und hörte auf der Landzunge in der Nähe der Seglergaststätte ein verdächtiges „Teck“ aus dem Gebüsch. „Nach kurzer Suche mit dem Fernglas bestätigte sich unsere Vermutung“, erzählt Gieseler.
Der Dunkellaubsänger sei gut an dem scharf abgegrenzten Überaugenstreif und der rotbraunen Beinfarbe zu erkennen. Er werde maximal zwölf Zentimeter groß und brüte in Sibirien.
Mehrfache Sichtungen
Es war für Gieseler und Voß nicht die erste Begegnung mit dem verirrten Gast: „Wir hatten ihn schon auf Helgoland beobachten können“, sagt Gieseler.
Während das Tier auf Helgoland mehrfach gesichtet wurde, habe es bislang nur fünf Sichtungen im Binnenland gegeben, sagt Stefan Stübing von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz. Für Hessen sei es ohnehin der allererste Nachweis.
Nachdem die Kasseler ihren Fund in Ornithologen-Foren geteilt hatten, blieben sie nicht lange alleine. „Vogelinteressierte aus ganz Deutschland reisten an. Die kamen den ganzen Tag über bis aus Stuttgart, nur um diesen kleinen braunen Vogel zu bestaunen“, sagt Gieseler und lacht.
Vogelinteressierte aus ganz Deutschland
Forscher der Uni Marburg haben mit weiteren Vogelexperten das zuletzt häufiger vorkommende Phänomen der gefiederten Irrgäste untersucht.
Den Experten zufolge spielen dabei nicht nur Luftströmungen eine Rolle, sondern vor allem ein angeborener Fehler im Ablauf des Zugprogramms der Vögel.
„Das ist quasi eine Mutation im Zugweg“, sagt Biologe Stübing. Überlebenschancen habe der Dunkellaubsänger in diesen Breiten aber nicht. Dafür müsste er schon weiter Richtung Süden fliegen.