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Fahren Kassels Trams zu früh ab? Betroffene berichten von Erfahrungen – KVG bestreitet Vorwürfe

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Von: Anna-Laura Weyh

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Tram verpasst: Einige Kundinnen und Kunden der KVG beschweren sich, dass die Straßenbahnen in Kassel zu früh abfahren.
Tram verpasst: Einige Kundinnen und Kunden der KVG beschweren sich, dass die Straßenbahnen in Kassel zu früh abfahren. © Anna Weyh

Immer wieder berichten Kasselerinnen und Kasseler, dass die Trams in Kassel ab und zu früher fahren als im Fahrplan angegeben. Die KVG bestreitet die Vorwürfe jedoch.

Kassel – Pünktlich an der Straßenbahn-Haltestelle, aber die Tram ist schon weg. Kommt Ihnen das bekannt vor? Einige Kasselerinnen und Kasseler beschweren sich darüber auf den Social-Media-Plattformen.

So schreibt zum Beispiel ein Nutzer unter einem Instagram-Post von „Kassel Live“ am 9. Januar: „Jeden Morgen dasselbe. Die Linie 5 ist immer schon 2 Minuten vor der eigentlichen Abfahrtszeit über alle Berge.“ Ein anderer stimmt ihm zu: „Die größte jemals gemessene Verfrühung waren 4,5 bis 5 Minuten. Und die KVG streitet es nicht selten einfach ab...“

Auch unserer Redaktion sind die verfrühten Abfahrten der Kasseler Trams aufgefallen. Eine HNA-Leserin hat sich mit ganz konkreten Angaben bei uns gemeldet: Von der Haltestelle Stahlbergstraße fährt die Frau nahezu täglich mit der Linie 8 um 6.21 Uhr bis zur Haltestelle Aschrottstraße. Das ist ihr Weg zur Arbeit, sie arbeitet in einem Pflegeheim.

Unter der Woche – dann fährt eine Tram auf dieser Strecke – fahre die Straßenbahn laut der Leserin häufig zwei Minuten zu früh ab; an Wochenenden und Feiertagen – dann fährt der Bus – sei die Abfahrt hingegen oftmals etwa fünf Minuten zu spät.

„Ich bin darauf angewiesen, pünktlich an der Arbeit zu sein. Ich kann den Bewohnerinnen und Bewohnern im Altenheim nicht einfach sagen: Ich komme heute mal eine halbe Stunde später“, sagt die Frau. Wenn sie die Bahn aufgrund der verfrühten Abfahrt verpasse, muss sie mit dem Taxi zur Arbeit fahren, sagt sie. Das kostet Geld, was sie eigentlich nicht übrig hat – und auch nicht ausgeben müsste, denn sie hat eine Monatskarte bei der KVG.

Auch HNA-Redakteurinnen und Redakteure haben über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen notiert, wann welche Bahn an welcher Haltestelle zu früh abgefahren ist. Betroffen waren dabei zum Beispiel die Linien 1, 3 und 5. Bei den persönlichen Erfahrungen unserer Mitarbeitenden handelt es sich ebenfalls um verfrühte Abfahrtszeiten von etwa zwei Minuten.

Die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) aber möchte von den verfrühten Abfahrten nichts wissen. Das Unternehmen sei in der Lage, die Abfahrtszeiten der Straßenbahnen exakt prüfen zu können, heißt es auf HNA-Anfrage. Das sei möglich, weil die Trams Funktelegramme über ihre Abfahrten an den jeweiligen Standorten senden. „Wir dokumentieren diese Daten“, sagt Pressesprecherin Heidi Hamdad.

Außerdem seien im Laufe des vorigen Jahres in die Bahnen neue Bordrechner eingebaut worden. Dadurch werden die Fahrzeuge per GPS geortet und senden Echtzeitdaten, einschließlich ihres Standortes. „Somit existieren zwei Systeme, und beide sind vom Fahrpersonal nicht beeinflussbar“, so Hamdad.

Nachdem unsere Redaktion die zugesendeten Fahrzeiten der Leserin sowie die eigenen Erfahrungsberichte mit exakten Uhrzeiten und Haltestellen an die KVG übermittelt, teilt diese Folgendes mit: „Auf Grundlage dieser Daten können wir Ihre Angaben nicht bestätigen. Die Abfahrt der Linie 8 war zu den genannten Zeiten kontinuierlich pünktlich.“

Auch die zu frühen Abfahrten der anderen Linien bestätigte die Sprecherin nicht. Eine grobe Stichprobenauswertung der KVG habe zudem „äußerst wenige Verfrühungen ergeben, die meist in den sehr frühen Morgen- oder sehr späten Abendstunden und bei etwa einer Minute lagen“, so die Sprecherin.

Auch online berichten Nutzerinnen und Nutzer davon, dass die KVG die Kritik über verfrühte Abfahrtszeiten von sich weisen würde („Und dann kommt ein Brief von der KVG, in dem man als Lügner dargestellt wird“).

In schriftlichen Antworten, die die KVG Kundinnen und Kunden nach deren Beschwerden zukommen ließ und die der Redaktion vorliegen, heißt es: „Leider haben Sie in den unten aufgeführten Fällen Fahrten angemeldet, die nach Prüfung durch das Verkehrsunternehmen pünktlich waren.“ Und weiter: „Wir möchten Sie bitten, in Zukunft Beschwerden über Pünktlichkeit mit korrekten Zeitangaben zu versehen.“

Auch unsere Leserin kam bei der KVG nach mehreren Telefonaten und Mails nicht weiter. „Sie streiten die Verfrühungen einfach ab. Das ist das, was mich am meisten ärgert“, sagt sie.

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