Nach der Demontage der Fahrradbügel in Kassel: Es gibt eine entscheidende Schwachstelle
Die 900 neuen Radbügel im Kasseler Stadtgebiet haben für Diskussionen gesorgt. Nun stellt sich die Frage, warum sie so leicht zu demontieren sind.
Kassel - Bei der bisherigen Debatte ging es bisher vor allem um weggefallene Parkplätze und vermeintlich unsinnige Standorte in Kassel. Als nun ein Unbekannter im Vorderen Westen – mutmaßlich aus Frust über die Umnutzung eines Parkplatzes – zwei Bügel aus der Bodenhülse schraubte und sie beiseitestellte, wurde der Blick auf eine Schwachstelle der Modelle gelenkt.
Im Internet fragten sich HNA-Leser, wie sicher die U-förmigen Bügel sind, wenn sie nach dem Lösen von zwei Gewinderingen herausgezogen werden können und somit die Fahrräder frei sind.

Fahrradbügel in Kassel: Einbetonierte Bügel böten mehr Schutz
Robert Wöhler, der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Kassel Stadt und Land, würde sein Pedelec jedenfalls nicht über Nacht an einem der neuen Anlehnbügel abschließen. Für zeitlich begrenzte Erledigungen bei Tageslicht wie Einkäufe, Arztbesuche oder Ähnliches seien sie aber durchaus geeignet. „Eine bessere Befestigung wäre wünschenswert. Diebstahl ist ein großes Thema“, sagt Wöhler. Andere Modelle – etwas fest einbetonierte Bügel – böten sicher etwas mehr Schutz. „Wobei Profis mit einer elektrischen Flex auch jedes Schloss durchtrennen können“, glaubt Wöhler.
Grundsätzlich sei der ADFC aber froh, dass die Stadt endliche eine angemessene Zahl von Fahrradbügel installiert habe. Es brauche sicher noch etwas Zeit, um bewerten zu können, ob die Bügel angenommen werden. „Ich glaube, dass mit steigenden Temperaturen auch eine stärkere Nutzung einhergehen wird. Gerade für die umstrittenen Bügel an der Goetheanlage gibt es im Sommer einen großen Bedarf“, sagt Wöhler.
ADFC: Die meisten Fahrradbügel stehen an der richtigen Stelle
Die Standorte seien in Absprache mit den Ortsbeiräten ausgewählt worden. „Der Großteil ist sicher an der richtigen Stelle platziert. In Einzelfällen sollte man nachjustieren“, so Wöhler.
Um gerade auch den Menschen in dicht besiedelten Stadtteilen eine Chance zu geben, ihr Rad auch über Nacht sicher abzustellen, brauche es andere Lösungen. Sichere Abstellboxen, wie es sie am Bahnhof Wilhelmshöhe bereits gibt und Rad-Parkhäuser, wie sie am Rathaus und im Parkhaus der Galeria Kassel noch entstehen, brauche es auch für die Wohnviertel, so der ADFC-Vorsitzende.

Stadt Kassel: Diebstahlrisiko durch Fahrradbügel nicht erhöht
Die Stadt Kassel sieht in der ausgewählten Radbügelvariante kein erhöhtes Diebstahlrisiko. Es sei anzunehmen, dass die meisten Diebstähle durch das Aufbrechen der Schlösser erfolgen, so ein Stadtsprecher. Die gewählte Bügelvariante habe den Vorteil, dass die Bügel bei Bedarf leicht entfernt werden könnten. Dies könne bei Straßenfesten, Kran-, Gerüst- oder Containeraufstellungen nötig sein. Deshalb seien auch die Straßenschilder in gleicher Weise demontierbar.
Die Kasseler Polizei weist darauf hin, dass bisher die allermeisten Diebstähle durch das Aufbrechen der Schlösser passieren. Das Entfernen von Bügeln sei noch kein bekanntes Vorgehen. (Bastian Ludwig)
Erst im Februar wurden viele Fahrradbügel in Kassel installiert und das sorgte damals schon für Diskussionen.