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Der Tag, an dem sich Hitler in Kassel feiern ließ

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Aufmarsch vor dem Kasseler Rathaus: Nach der Reichstagswahl im März 1933 jubelten die Nationalsozialisten. Zehneinhalb Jahre später lag die Stadt in Trümmern. Fotos:  Stadtmuseum/nh
Aufmarsch vor dem Kasseler Rathaus: Nach der Reichstagswahl im März 1933 jubelten die Nationalsozialisten. Zehneinhalb Jahre später lag die Stadt in Trümmern. Fotos:  Stadtmuseum/nh

Kassel. Fast genau vor 80 Jahren wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt - es war der 30. Januar 1933. Wenige Tage später schon ließ sich Hitler in Kassel feiern, zehneinhalb Jahre später lag die Stadt in Trümmern.

Sie konnten es kaum abwarten. Das war auch später bei der Pogromnacht so, die in Kassel zwei Tage früher stattfand als anderswo. Bereits am Tag der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 wurde deutlich, wie fanatisch die Kasseler Nationalsozialisten waren. Mit Fackeln zogen SA-Horden durch die Innenstadt und warfen Schaufenster ein.

Schon Wochen und Monate vorher hatten sie den Hass auf Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten und Sozialisten geschürt. Jetzt grölten sie antisemitische Hetzlieder. Wie bedrohlich das klang, hat eine Schülerin damals in ihr Tagebuch geschrieben. Lisel Goldschmidt emigrierte 1934 nach Schweden. Sie notierte vor 80 Jahren: „Marsch und Kampflieder bekam man überall zu hören, die einem die Seele zerrissen. Beim Horst-Wessel-Lied lief es einem kalt den Rücken runter, ganz zu schweigen von ,Wenn’s Judenblut vom Messer spritzt, dann geht’s noch mal so gut‘, das fleißig gesungen wurde.“ Wenig später riefen die Nazis zum Boykott jüdischer Geschäfte auf.

Vorbeimarsch am Friedrichsplatz. Im Februar 1933 war Adolf Hitler in Kassel.
Vorbeimarsch am Friedrichsplatz. Im Februar 1933 war Adolf Hitler in Kassel.

Davon war unter anderem das renommierte Kaufhaus Tietz am Opernplatz betroffen. Heute befindet sich an gleicher Stelle der Kaufhof.

Bereits im Februar 1933 ließ sich der neue Reichskanzler Adolf Hitler von seinen Anhängern in Kassel bejubeln. Vor dem Roten Palais nahm er im Fackelschein die Parade seiner Gefolgsleute ab. Beim Reichskriegertag 1939 waren Zehntausende auf dem Friedrichsplatz. Zum Symbol für die Judenverfolgung wurde der Aschrottbrunnen, den die Nationalsozialisten kurz vor dem Reichskriegertag zerstörten. Vier Jahre später ging Kassel im Feuersturm unter. Vom Roten Palais, vor dem sich Hitler feiern ließ, blieben nur Ruinen übrig. Einige Säulen am Seiteneingang zum Kaufhaus Sinn Leffers erinnern noch an das Gebäude. Der Kasseler documenta-Künstler Horst Hoheisel hat den Aschrottbrunnen als Mahnmal unterirdisch rekonstruiert.

Ein weiterer Ort, der eng mit der Kasseler Geschichte des Nationalsozialismus verbunden ist, ist der Hauptbahnhof. Am 9. Dezember 1941 setzte sich der erste von drei Eisenbahntransporten mit insgesamt 2500 Juden aus Kassel und der Region in Bewegung. Nur wenige überlebten die Deportation ins Getto Riga sowie in die Konzentrationslager Majdanek und Theresienstadt.

Für die Bewachung der Gefangenen auf dem Weg zum Kasseler Hauptbahnhof war die Geheime Staatspolizei (Gestapo) verantwortlich. Diese hatte ihre Zentrale am Königstor. Dort, wo nach dem Krieg das Polizeipräsidium war und die Kasseler Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz stattfand. (tos)

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