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„Gezielte Aktion“: Forstfeld-Feuer schockiert Hobbygärtner

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Sie sind entsetzt: (von links) Karsten Winnemuth, Bernd Walter, Ann-Christin Bolte, Khalil Kassim und Sid Stückrath stehen in den Überresten des zerstörten Schuppens.
Sie sind entsetzt: (von links) Karsten Winnemuth, Bernd Walter, Ann-Christin Bolte, Khalil Kassim und Sid Stückrath stehen in den Überresten des zerstörten Schuppens. © red

Der interkulturelle Forstfeld-Garten des Vereins „Essbare Stadt“ Kassel wird Ziel einer gezielten Brandlegung. Die Mitglieder sind schockiert.

Forstfeld – „Das ist ein ganz fantastischer Ort“, sagt Sid Stückrath. Ein Treffpunkt der „Inklusion und Integration“. Um so dramatischer sei es, dass dieser schöne Ort, an dem man so gut abschalten könne, jetzt Ziel einer Attacke geworden ist. Sid Stückrath spricht über den „Forstfeld Garten“ an der Steinigkstraße in im Stadtteil Kassel-Forstfeld.

In dem Garten, der zu dem Verein „Essbare Stadt“ Kassel gehört, ist in der Nacht zum Montag ein Schuppen angesteckt worden. In dem Schuppen befanden sich sämtliche Arbeitsgeräte, mit denen die Anwohner, die rund um das Areal leben, die 5679 Quadratmeter große Grünfläche bearbeiten. Ob nun Haken, Spaten, Rechen oder Schubkarren, alles wurde von den Flammen zerstört.

Kassel: Im Forstfeld-Garten entstehen bis zu 15.000 Euro Schaden

Karsten Winnemuth, Vorsitzender des Vereins „Essbare Stadt“ schätzt den Schaden auf 10.000 bis 15.000 Euro. Leider würden die Kosten für die verbrannten Gartengeräte und den Schuppen von keiner Versicherung übernommen.

Nach Angaben von Polizeisprecher Mathias Mänz sei der Brand in der Nacht zum Montag gegen 3.40 Uhr gemeldet worden. Die Polizei Kassel gehe von einer vorsätzlichen Tat aus. Da es sich bei dem Schuppen aber um kein feststehendes Gebäude handele, spreche man hier nicht von Brandstiftung, sondern von Sachbeschädigung durch Feuer. Die Polizei hoffe, dass sich Zeugen, die Hinweise auf den oder die Täter geben können, noch melden werden.

Kassel-Forstfeld: Brand mutmaßlich eine „gezielte Aktion“

Bernd Walter, Mitbegründer des gemeinnützigen Vereins, der im Mai 2009 von 16 Menschen gegründet wurde und 2021 etwa 130 Mitglieder zählte, spricht von „einer gezielten Aktion“. Er gehe nicht davon aus, dass das Feuer von Menschen entfacht wurde, die sich nur wärmen wollten und dass es dann versehentlich zu einer Ausbreitung gekommen ist. Dagegen spreche, dass an anderer Stelle in dem Gemeinschaftsgarten auch zwei Tonnen angesteckt worden seien.

Feuer hat die Idylle zerstört: Unbekannte haben in der Nacht zum Montag einen Brand im Forstfeld Garten gelegt.
Feuer hat die Idylle zerstört: Unbekannte haben in der Nacht zum Montag einen Brand im Forstfeld Garten gelegt. © red

Winnemuth und Walther sind jedenfalls entsetzt, zumal der Schuppen auch von der documenta 13 stammt. Darin wurde vor elf Jahren Kunst auf der Karlswiese ausgestellt. Nach Ende der documenta wurde die Hütte mit einem Tieflader in den „Forstfeld Garten“ gebracht. Winnemuth unterstreicht, wie viel Liebe in diesem Projekt stecke, an dem aktuell 30 Menschen aktiv arbeiten. „Wir haben hier einen interkulturellen Garten. Hier bauen Menschen aus Syrien, der Türkei und der Ukraine ihr Gemüse an.“

Kassel: Unbekannte stecken Forstfeld-Garten in Brand – Sachspenden erhofft

Dazu gehört auch Khalil Kassim, der in der Nachbarschaft wohnt. Er erntet hier Knoblauch, Zwiebeln, Bohnen oder auch Minze. Kürzlich hat er Frauen aus der Ukraine geholfen, Beete anzulegen. Ziel des Vereins ist es, an verschiedenen Orten in Kassel die regionale Selbstversorgung zu fördern.

Kontakt: essbare-stadt.de

„Die Leichtigkeit ist nach dem Feuer hin“, sagt Bernd Walter. Er und seine Mitstreiter hoffen, dass sich nun Menschen oder Betriebe finden, die die „Essbare Stadt“ mit Geld- oder Sachspenden unterstützen. Die Hobbygärtner würden sich auch über Gartenwerkzeuge freuen, die nicht mehr benötigt werden. „Mit den Händen können wir ja schlecht alles umgraben“, fügt Sid Stückrath hinzu. (Ulrike Pflüger-Scherb)

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