„Fliegendes Auge“ von Kassel: Verkehrsmeister Oliver Strätz ist im KVG-Funkwagen unterwegs

Er hilft dem Fahrpersonal bei kleinen und großen Problemen. Oliver Strätz ist Verkehrsmeister und ist mit dem KVG-Funkwagen auf Kassels Straßen unterwegs.
Kassel – Bei einer defekten Leuchte am Bus, bei einem besonders wertvollen Fund in einer Tram oder zur Ersthilfe bei einem Unfall: Oliver Strätz ist zur Stelle. In einem der drei blauen Funkwagen der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) alarmiert ihn die Leitstelle, beinahe rund um die Uhr ist der Verkehrsmeister oder einer seiner Kollegen auf Kassels Straßen unterwegs.
„Ich bin das fliegende Auge für die Jungs in der Leitstelle“, sagt Oliver Strätz, als er den Funkwagen durch den Kasseler Stadtteil Bad Wilhelmshöhe lenkt. Seit 2006 ist der Hofgeismarer bei der KVG tätig. Angefangen hat er als Straßenbahnfahrer, Verkehrsmeister ist er nun seit zehn Jahren. Abwechslungsreich ist sein Job noch immer.
Denn sein Team halte den Öffentlichen Personennahverkehr im Kasseler Gebiet am Laufen, sagt er. Auf dem Weg zu einem Einsatz auf der Autobahn – ein Versorgungsfahrzeug der Städtischen Werke ist in einen Verkehrsunfall verwickelt – wirft er einen Blick auf die Tram-Haltestellen und Leitungen, an denen er vorüberfährt. „Ich schaue auch immer, ob alles in Ordnung ist. Wir haben automatisch ein Auge für die Infrastruktur“, sagt er.
30 Verkehrsmeister bei KVG
Bei der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) sind 30 Verkehrsmeister beschäftigt. Diese sind zum einen im Außendienst mit dem Funkwagen unterwegs, arbeiten aber zum anderen auch regelmäßig im Innendienst: Denn in der Leitstelle des Betriebshofs Wilhelmshöhe koordinieren die Mitarbeiter nahezu rund um die Uhr die Busse und Straßenbahnen des gesamten Kassel-Plus-Gebiets (Stadt Kassel sowie angrenzende Gemeinden). Als Disponenten achten sie zum Beispiel darauf, ob die Zeitpläne eingehalten werden. Außerdem behalten sie den Kasseler Hauptbahnhof als Schnittstelle mit der Deutschen Bahn im Auge.
Die Unfallversorgung gehört zu den Aufgaben des Verkehrsmeisters. „Wir klären nicht die Schuldfrage. Wir sind Ansprechpartner vor Ort, nehmen die Daten auf und repräsentieren das Unternehmen“, sagt Oliver Strätz.
Auch bei Personenschäden unterstützt er an der Unfallstelle. „Ich kümmere mich um den Fahrer.“ Dafür hat Oliver Strätz eine psychosoziale Schulung absolviert. Er betont: „Ruhe bewahren ist das Wichtigste.“ Gleichzeitig schaue er, was der Unfall für das Verkehrsnetz bedeute und informiert, wenn nötig, die Kollegen in der Leitstelle.
Auch mit Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei arbeitet die KVG eng zusammen. So etwa auch bei der Koordination von Großevents. „Wir schauen etwa nach Konzerten, dass die Bahnen nicht zu voll sind und niemand auf die Gleise tritt.“
Das Fahrzeug des Mitarbeiters der Städtischen Werke muss abgeschleppt werden. Hier ist nur ein Blechschaden entstanden. Oliver Strätz bringt den Fahrer zum Betriebshof Ost. „Manchmal spiele ich auch Taxi.“
Schon wird der 50-Jährige zu seinem nächsten Einsatz gerufen: Eine Weiche auf der Friedrich-Ebert-Straße funktioniert nicht mehr. Zeitgleich meldet der Kollege per Funk an die Tramfahrer: Die Linien 4 und 8 werden umgeleitet. Mit Oliver Strätz fährt auch ein Fahrzeug der Infrastruktur-Abteilung zur Störungsstelle. Der Schaden ist nach wenigen Minuten behoben: Nur ein Stein hatte sich in der Weiche festgesetzt. Die Bahnen können wieder nach Plan fahren. „Das ist unser Ziel. Wir sehen zu, dass alles funktioniert“, sagt der Verkehrsmeister.

Dafür ist der Kofferraum des Funkwagens voller Werkzeuge und Ersatzteile: Vom Weicheneisen über Kehrschaufel, Besen und Bindemittel bis hin zu Lampen, Absperrband und einem Ersatz-Entwerter für Fahrkarten hat er alles dabei.
„Ich kenne nahezu jede Straße in Kassel“, sagt Oliver Strätz. Die Verkehrsmeister werden von den Tramfahrern auch gerufen, wenn besonders wertvolle oder persönliche Dinge gefunden werden. „Letztes Jahr lagen 10 000 Euro Bargeld in einer Bahn. Die Besitzerin hatte sich sehr gefreut, als sie es zurückhatte.“ Sogar einen Hund und einen Goldfisch habe er schon einmal als Fundstücke entgegengenommen.