Besser als CT - eine besondere Röhre in Kasseler Praxis

Digitale Volumentomografie wird eher in der Zahnmedizin verwendet. Im Orthoneum in Kassel setzen sie nun auch auf dieses Verfahren, bei dem weniger Strahlenbelastung auftritt.
Kassel – Wer mit Gelenkproblemen oder einer akuten Sportverletzung die Orthopäden und Unfallchirurgen des Orthoneums aufsucht, macht in Zukunft Erfahrungen mit einer besonderen Röhre. Jochen Bogert, Marcus Siebert und Christian Caßelmann, die drei Gesellschafter der Kasseler Gemeinschaftspraxis, setzen seit Kurzem auf digitale Volumentomografie, kurz DVT.
Das Gerät, dessen entscheidender Teil an einen Donut in Übergröße erinnert, erzeugt dreidimensionale Bilder unter Nutzung von Röntgenstrahlen.
Laut Angaben des Herstellers SCS gibt es in der Region kein weiteres Gerät – zumindest nicht in einer orthopädischen Praxis. Bislang werde die DVT vor allem in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kieferchirurgie und der Zahnmedizin verwendet, erklären Bogert, Siebert und Caßelmann. Die Freude über die Anschaffung ist den drei Medizinern deutlich anzumerken. Und auch ein bisschen Stolz. Immerhin mussten sie einen mittleren sechsstelligen Betrag dafür investieren.
Dafür erhoffen sie sich präziseres und effizienteres Arbeiten. Gerade gegenüber der Computertomografie (CT) besitze die DVT erhebliche Vorteile. Die für Patienten wohl wichtigste Eigenschaft dürfte diese sein: „Die Strahlenbelastung ist deutlich geringer als bei einer vergleichbaren CT-Aufnahme“, sagt Caßelmann. Er spricht sogar von 90 Prozent. Und im Vergleich zum Röntgen gibt es „eine viel bessere Bilddarstellung“, ergänzt Bogert. Dadurch erhöhe sich die Rate, kleinere Brüche zu erkennen. Für die Behandlung von Kindern sei das neue Gerät sehr hilfreich.

Ein weiterer Vorteil bestehe darin, dass Aufnahmen bei Belastung möglich sind. Heißt: Beim CT begibt sich der Patient liegend in die Röhre. Das zu untersuchende Gelenk, etwa das Knie, befindet sich in Ruheposition. Um zum Beispiel Fehlstellungen besser ausfindig zu machen, könne es aber nicht schaden, das Innere des Knies während der Arbeit zu beobachten, sagt Bogert. Das ermögliche dieser DVT-Apparat.
Der ist geeignet für Aufnahmen der Halswirbelsäule, für Bilder vom Oberarm bis zu den Fingern und vom Oberschenkel bis zum Fuß. In der Mitte dieses mächtigen und höhenverstellbaren Donuts liegt die Röhre. Dort werden die betreffenden Körperteile hineingehalten. Der Clou ist, dass sich das runde Ding auch in der horizontalen Achse drehen lässt, bis es sich waagerecht zum Boden befindet. So kann der Patient ein Bein auf dem Boden aufstellen, während er es in der Röhre platziert. Mit dem anderen, angewinkelten Bein stützt er sich auf dem Ring des Donuts ab. Auf diese Weise entstehen die Aufnahmen unter Belastung.
Und nicht zuletzt geht das Ganze ruckzuck. Das Prozedere dauere nur ein paar Minuten, erklärt Siebert: „Das Ergebnis ist umgehend auf dem Computer verfügbar.“ Befunde und weitere Schritte können sofort mit dem Patienten besprochen werden – der muss nicht extra wieder in die Praxis kommen. Ebenso erspart er sich den zusätzlichen Weg zum Radiologen.
Bei allen Vorteilen gibt es allerdings einen kleinen Wermutstropfen. Bislang würden die Kosten für eine DVT nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, nur von den privaten und den Berufsgenossenschaften, wie Caßelmann erklärt. Die ganz normale Röntgenanlage gibt es im Orthoneum allerdings auch. (Robin Lipke)