Fruchtweine der Katlenburger Kellerei stehen auch in Supermärkten in China und Australien

In die Whatsapp-Gruppe der Familie Demuth stellte kürzlich eine Tante ein Foto einer Fruchtweinflasche der Katlenburger Kellerei ein – aufgenommen in einem Supermarktregal in Japan. „Das ist schon ein tolles Gefühl“, sagt Alexandra Demuth.
Katlenburg/Kassel – Die Kasselerin ist Geschäftsführerin der Katlenburger Kellerei und leitet in vierter Generation das Familienunternehmen, gemeinsam mit ihrem Onkel Klaus Demuth. Die 37-Jährige ist unter anderem fürs Marketing und die Positionierung der Marke zuständig.
„Jeder unserer 110 Mitarbeiter, egal ob Staplerfahrer oder Wareneinkäufer, ist ein Fruchtweinmacher“, sagt die Mutter einer kleinen Tochter. Die identitätsstiftende Wortkreation „Fruchtweinmacher“ sei quasi während einer Unterhaltung am Küchentisch entstanden. Jeder Mitarbeiter trägt nun den Schriftzug auf der Arbeitskleidung.
Aktuell haben die Fruchtweinmacher 70 verschiedene Produkte im Portfolio, mit und ohne Alkohol: Bowle, Frucht- und Honigweine, Glühpunsch, Eistee, Cider, Secco. Im Jahr werden 25 Millionen Flaschen vom Logistikzentrum in Nörten-Hardenberg in Supermärkte aller großen Ketten geliefert; in der Hochsaison verlassen bis zu 180 000 Flaschen täglich die Abfüllhalle in Katlenburg.
„Wir sind in einem Haifischbecken“, sagt Alexandra Demuth, „denn einen Hugo, den Cocktail aus Prosecco, macht fast jeder.“ Deshalb sei ein Alleinstellungsmerkmal wichtig, um sich am Markt gut zu positionieren. Ihr Absatzmarkt ist nicht die Gastronomie, sondern der Handel: In allen großen Supermärkten stehen Produkte der Katlenburger Kellerei in den Getränkeregalen. Der Markt ist hart umkämpft. Der Handel übe großen Druck auf die Preise aus, berichtet die Geschäftsführerin. In Verhandlungen mit Supermarktketten werde schon mal drei Stunden lang um einen halben Cent gestritten.
Die Kellerei verzeichnete in den vergangenen Jahren ein stetiges Absatzwachstum: Vor Corona lag der Umsatz bei 25 Millionen Euro, im Jahr 2022 waren es 30 Millionen Euro. Die Ausgaben aufgrund der explodierenden Rohpreise sind gestiegen, etwa für Zitronensäure und Aluverschlüsse für die Flaschen – beides kommt aus China –, aber auch für Zucker, der mittlerweile doppelt so teuer sei wie vor einem Jahr. Und die Glashütten, die die Flaschen für die Katlenburger Kellerei herstellen, stehen in der Ukraine. „Corona und der Ukraine-Krieg hat uns im Export extrem wehgetan“, sagt Alexandra Demuth. Das Ausland habe einen Anteil von zehn Prozent am Umsatz. Die größten Exportländer seien China und Australien.
Zu jeder Saison wird ein neues Produkt entwickelt: von der Rezeptur bis zur Abfüllung – alles in Katlenburg. Die Kellerei stellt den Fruchtsaft für die Produkte nicht selbst her, sondern vergärt die Konzentrate. Diese werden im Tanklastwagen angeliefert. Und je nachdem, was dieser geladen hat, duftet es auf dem Firmenhof nach Heidelbeere, Sauerkirsche oder Erdbeere. Das Erdbeersaftkonzentrat wird für das meist verkaufte Produkt benötigt: die Erdbeerbowle. „Unsere Bowlen sind Millionenseller über Jahrzehnte“, sagt Alexandra Demuth.
Ihr Urgroßvater hatte 1925 einen Fruchtsaftbetrieb inmitten der familieneigenen Obstplantagen gegründet. Doch als der Apfelsaft in Fässern gärte, entstand sozusagen per Zufall die Idee zur Produktion von Apfel-Schaumwein. Sein Wohnhaus steht noch auf dem Firmengelände, oben sind unter anderem die Büros der Geschäftsführung, unten ist ein Verkaufsraum mit den Kellereiprodukten.
Seit Jahren geht die Kellerei mit bekannten Marken wie Valensina, Pink Lady oder Almdudler Kooperationen ein: Die Kellerei zahlt eine Lizenzgebühr und kann dann Valensina-Secco, Pink Lady-Apfel-Cider und Almspritz herstellen und vermarkten. Die Partnerschaft mit dem Kräuterlimo-Hersteller Almdudler hat der Katlenburger Kellerei außerdem geholfen, „bei Aldi-Süd den Fuß in die Tür zu bekommen“, wie Alexandra Demuth sagt.
Der unternehmerische Erfolg ist das eine, der emotionale das andere. Denn wenn die Geschäftsführerin in der Familien-Whatsapp-Gruppe mal ein Foto von einer Flasche der Fruchtweinmacher aus einem Supermarkt von irgendwo auf der Welt geschickt bekommt, „dann ist das ein ganz tolles Gefühl.“ (Claudia Feser)