Früherer MHK-Sammlungsleiter Ludolf von Mackensen ist gestorben

Technik aus Kassel war sein Lebensthema: Ludolf von Mackensen, Gründungsdirektor der Sammlungen in der Orangerie, hat Kassels Museumslandschaft mitgeprägt. Jetzt ist er mit 84 Jahren gestorben.
Kassel – Wie Kassel seine reiche Technikgeschichte sichtbar und erfahrbar macht, ist maßgeblich der Arbeit von Dr. Ludolf von Mackensen zu verdanken. Der Entwickler und Gründungsdirektor des einstigen Museums für Astronomie und Technikgeschichte in der Orangerie ist am 24. März gestorben, wie seine Familie mitteilte. Von Mackensen wurde 84 Jahre alt.
Vier Jahrzehnte hat der Honorarprofessor für Technik- und Wissenschaftsgeschichte Kassels Museumslandschaft geprägt. Und hat sich noch in jüngster Zeit engagiert eingeschaltet in die Debatte um die Zukunft seiner alten Wirkungsstätte, das heutige Astronomisch-Physikalische Kabinett (APK), das seit zwei Jahren mit ungewisser Perspektive geschlossen ist. Doch von Mackensens Wirken in Kassels Kulturlandschaft ging weit über formale Zuständigkeiten hinaus, war ebenso von fachlicher Leidenschaft, gesellschaftlicher Wirksamkeit und von ehrenamtlicher Einsatzfreude getrieben.
Der in Potsdam geborene Diplomingenieur hatte zunächst Flugzeugbau, dann Geschichte an der TU München studiert und war am Deutschen Museum in München tätig, als ihn 1975 der Ruf nach Kassel ereilte. Für die damaligen Staatlichen Kunstsammlungen sollte er deren naturwissenschaftlich-technischen Fundus betreuen und neu präsentieren.
Zunächst im Hessischen Landesmuseum tätig, entwickelte von Mackensen eine rege Sammel- und Ausstellungstätigkeit. Im April 1977 beschaffte er ein Exemplar des in Kassel gebauten Fieseler Storch und flog den Oldtimer persönlich vom Restaurierungsort bei den Heeresfliegern in Fritzlar bis nach Calden. Im selben Jahr hatte von Mackensen übrigens einen besser dotierten Ruf an die Universität der Bundeswehr abgelehnt.
Aus der DDR erwarb er damals auch zum Schrottpreis die erste Henschel-Elektrolok von 1906, die heute im Technik-Museum in Rothenditmold steht. Frühe Rechenapparate des Computerpioniers Konrad Zuse aus Hünfeld gehören ebenfalls zu den Museums-Meilensteinen, die der Technikgeschichtler für Kassel beschaffte.
Ab 1988 hatte von Mackensen drei Jahre lang den Vorsitz der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik inne. 1988 wurde er auch zum Baubeauftragten ernannt für das neue Kasseler Museum für Astronomie und Technikgeschichte mit Planetarium, das 1992 in der Orangerie eröffnet wurde. Auch der drei Jahre später eröffnete Planetenwanderweg in der angrenzenden Karlsaue geht auf die Initiative des Gründungsdirektors zurück.
1993 übernahm Ludolf von Mackensen den Vorsitz der Kasseler Goethe-Gesellschaft, die er im Lauf der folgenden 20 Jahre bundesweit bekannt machte – auch, indem er das naturwissenschaftliche Wirken des Universalgelehrten Goethe in den Fokus rückte.
Auch über seine Pensionierung im Jahr 2003 hinaus blieb von Mackensen für sein Lebensthema engagiert. 2005 gründete er gemeinsam mit 15 weiteren Technikbegeisterten den Verein Technik-Museum Kassel, der heute das gleichnamige Museum in Rothenditmold betreibt.