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Für Corona-Impfung selbst zahlen: In Hessen dauern die Honorarverhandlungen noch an

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Von: Anna-Laura Weyh

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Die bundesweite Corona-Impfverordnung ist ausgelaufen. Jetzt gibt es in Hessen noch Honorarverhandlungen zwischen Krankenkassen und den Kassenärztlichen Vereinigungen.
Die bundesweite Corona-Impfverordnung ist ausgelaufen. Jetzt gibt es in Hessen noch Honorarverhandlungen zwischen Krankenkassen und den Kassenärztlichen Vereinigungen. © Julian Stratenschulte/dpa

Wer impft noch gegen Corona? Und warum muss ich die Impfung in Hessen selbst zahlen? Fragen und Antworten zur aktuellen Lage.

Kassel – Matthias Eichel aus Kassel möchte sich erneut gegen das Coronavirus impfen lassen. Doch seine Hausärztin bietet die Schutzimpfungen nicht mehr an. „Ich habe bei meiner Krankenkasse und bei der Kassenärztlichen Vereinigung nachgefragt, ich habe mich beim Gesundheitsamt gemeldet. Niemand wusste so richtig Bescheid“, sagt der 66-Jährige.

Der Grund dafür: Die bundesweite Corona-Impfverordnung ist ausgelaufen. Seit dem 8. April übernimmt der Bund nur noch die Kosten für die Schutzimpfstoffe, nicht mehr aber die Impfleistungen durch die Ärztinnen und Ärzte selbst. Stattdessen soll die Impfung nun in die Regelversorgung übergehen. Fragen und Antworten dazu.

Was heißt das?

Die Corona-Schutzimpfungen gibt es nur noch in den Hausarztpraxen. Dafür müssen sich Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen (KV) aber auf ein Honorar für die Corona-Impfleistung für Ärztinnen und Ärzte einigen. Das passiert aber nicht bundesweit für alle Bundesländer gemeinsam.

Alle 17 KV-Regionen müssen sich einzeln mit den jeweiligen gesetzlichen Krankenkassen auf eine Vergütung einigen. Bislang ist das nur in einigen Regionen gelungen, zum Beispiel in Schleswig-Holstein, in Bayern und Niedersachsen. In Hessen gibt es noch keine Einigung.

Was ist hier das Problem?

Auf ihrer Internetseite teilt die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) mit: „Wir bemühen uns schon seit einiger Zeit um Verhandlungen mit der Gesetzlichen Krankenversicherung in Hessen um einen Vertragsabschluss. Bisher leider ohne Erfolg.“ Bislang haben Ärztinnen und Ärzte für die Corona-Impfung 28 Euro erhalten, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen sogar 36 Euro.

Die Krankenkassen bieten den Ärztinnen und Ärzten jetzt eine geringere Vergütung für die Impfleistung an. Das kritisiert die KV. Die Krankenkassen hingegen rechtfertigen dies mit der deutlich geringeren Vergütung anderer Impfungen – die Grippeimpfung etwa bringt den Praxen in Hessen ungefähr zehn Euro.

Was bedeutet das nun für Patientinnen und Patienten in Hessen?

Viele Hausarztpraxen impfen aktuell nicht mehr gegen Corona, bis die Finanzierung geklärt ist. Auch in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Uwe Popert, Allgemeinmediziner in Kassel und stellvertretender Vorstand des Hausärzteverbands Kassel, sei vor Ostern die letzte Impfdosis verfallen. Er sagt: „Ich kenne niemanden in Kassel, der noch gegen Corona impft.“

Sollte der Patient oder die Patientin dann doch eine Praxis gefunden haben, wo noch gegen das Virus geimpft wird, muss er oder sie die Impfung selbst zahlen – so lange, bis es einen Vertrag zwischen Krankenkassen und KV gibt. „Solche Impfungen sind nun gegen Privatliquidation abzurechnen – also gegen Rechnung, die die Versicherten bei ihrer jeweiligen Krankenkasse einreichen müssen“, sagt Karl Roth, Sprecher der KVH.

Die werde in der Regel auch von den Kassen übernommen, heißt es zum Beispiel von Seiten der DAK-Gesundheit und der AOK Hessen.

Wie teuer ist eine Impfung für Selbstzahler?

Da gibt es keinen festen Betrag. Die Vergütung ist in der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) definiert. Die Praxen haben dabei aber Spielräume in der Kostengestaltung: Was die Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der GOÄ berechnen, könne die KVH nicht beantworten, so ein Sprecher.

Welche Lösung gibt es in anderen Bundesländern?

In Schleswig-Holstein etwa werden Corona-Impfungen künftig mit 15 Euro vergütet. Die KV habe sich dort nur auf die Einigung eingelassen, weil die Krankenkassen Grippeimpfungen dafür höher vergüten wollen als bisher, heißt es. So eine Lösung sei auch in Hessen vorstellbar.

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