Große Sorge um Kaufhof-Standort: Wie geht es mit der Filiale in Kassel weiter?

Der Karstadt-Kaufhof-Konzern steckt in der Krise. Den Beschäftigten in Kassel bereitet das große Sorgen.
- Der Karstadt-Kaufhof-Konzern steckt in der Krise.
- Viele Warenhäuser sollen schließen.
- Auch um die Filiale in Kassel machen sich die Beschäftigten Sorgen.
Kassel – Mit großer Sorge blicken die 130 Beschäftigten der Galeria Kaufhof in Kassel auf die weitere Entwicklung in der krisengeschüttelten Karstadt-Kaufhof-Gruppe. In dem Konzern droht ein massiver Kahlschlag, mehr als ein Drittel der bundesweit 172 Warenhäuser sollen bei der anstehenden Sanierung geschlossen werden. Näheres dazu will das Unternehmen Anfang Juni verkünden.
Der Kasseler Kaufhof-Betriebsrat sieht Grund zur Hoffnung, dass das örtliche Haus an der Oberen Königsstraße nicht auf der Streichliste steht. Gleichwohl sei die Verunsicherung immens, sagte Betriebsratschef Manfred Schollmeyer am Freitag nach einer Betriebsversammlung. Denn unabhängig von der Standortfrage würden weitere Sparmaßnahmen wohl auch jene Beschäftigten treffen, die nicht direkt von Stellenabbau betroffen sind.
Kaufhof in Kassel: Nutzt der Konzern die Corona-Krise aus?
So sieht es auch die Gewerkschaft Verdi. „Bei uns entsteht der Eindruck, dass die Unternehmensleitung in Essen die Corona-Krise nutzen möchte, damit sie im Rahmen des Insolvenzrechts Dinge durchdrücken kann, die sonst laut Tarifvertrag gar nicht möglich gewesen wären“, sagt Verdi-Sekretär Manuel Sauer.
Erst im Dezember 2019 hatten Verdi und der Konzern einen Sanierungstarifvertrag abgeschlossen, der Gehaltsverzicht gegen Arbeitsplatzsicherung vorsieht. Seit April befindet sich Galeria Karstadt-Kaufhof in einem Schutzschirmverfahren, das ist eine Insolvenz-Vorstufe in Eigenverwaltung. Würde daraus ab Juli eine richtige Insolvenz, „könnten Beschäftigte sehr schnell in die Arbeitslosigkeit geschickt werden“, befürchtet Sauer.
Kassel: Sorge um Kaufhof-Filiale - Oberbürgermeister will Beschäftigte unterstützen
Was aus den unterschiedlichen Insolvenzformen rechtlich folgt, war Gegenstand der Betriebsversammlung am Freitagmorgen (29.05.2020). Die gut 80 Teilnehmer versammelten sich wegen der Corona-Abstandsregeln auf dem Parkdeck des Kaufhofs im Freien, das Warenhaus öffnete deswegen etwas später.
Auch Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle nahm an der Veranstaltung teil. Er versprach, sich politisch für einen Fortbestand der Filiale des Karstadt-Kaufhof-Konzerns in Kassel einsetzen zu wollen, das „ein fester Bestandteil der Innenstadt“ sei. Geselle äußerte Verständnis für die Lage des Handels, der von den Corona-Auswirkungen hart betroffen sei. Nun müsse aber „Kreativität statt Kahlschlag gefragt sein, um diese schwierige Zeit gemeinsam zu meistern“, sagte er. Die Stadt Kassel stehe „eng an der Seite der Kaufhof-Beschäftigten“.
Kaufhof in Kassel: Schwarze Ballons für gedrückte Stimmung
Betriebsratschef Schollmeyer erwartet von den Verantwortlichen im Konzern, „dass man uns ein tragfähiges Konzept vorlegt“, wie es nach dem Schutzschirmverfahren weitergehen könne. Schon im Tarifvertrag von Ende 2019 war festgelegt worden, dass Beschäftigte und Gewerkschafter „umfangreich an der strategischen Unternehmensentwicklung” beteiligt werden sollen.
Von Axel Schwarz
Nach der Versammlung ließen Beschäftigte der Filiale des Karstadt-Kaufhof-Konzerns in Kassel auf dem Opernplatz vor dem Kaufhof schwarze Luftballons in den Himmel steigen. Sie gaben der gedrückten Stimmung Ausdruck, die bei der Belegschaft über die Pfingsttage herrscht.
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