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Ärger über Kontogebühren für Geflüchtete

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Von: Florian Hagemann, Ulrike Pflüger-Scherb

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Eine Hand hält Geldscheine
Geflüchtete bekommen Leistungen in bar ausgezahlt oder auf ein Konto überwiesen, wenn es denn vorhanden ist. © Monika Skolimowska/dpa

Nur bei manchen Banken ist das Konto für Ukrainer kostenlos. Das sorgt für Unmut.

Kassel – Mittlerweile erhalten fast 5000 Geflüchtete aus der Ukraine in Stadt und Kreis Kassel Leistungen für den Lebensunterhalt. Damit wächst auch die Zahl derer, die ein Konto hier eröffnen. Bei der Kasseler Sparkasse zum Beispiel liegt sie derzeit nach Angaben von Nicola Mütterthies aus dem Vorstandsstab der Sparkasse bei rund 500. Für Unverständnis sorgt dabei, dass einige Geldinstitute Kontoführungsgebühren erheben – wie etwa die Kasseler Sparkasse und die Volksbank Kassel Göttingen.

Peter Mühlhaus, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Volksbank Kassel Göttingen, sagt: „Wir behandeln alle Kunden gleich.“ Auch Geflüchtete aus anderen Ländern zahlten die normalen Kontoführungsgebühren. „Dies entspricht auch unserem Leitbild der Vielfältigkeit und Gleichbehandlung aller Kundinnen und Kunden.“ Auch Mütterthies von der Kasseler Sparkasse begründet die Gebühr für Geflüchtete mit der Gleichbehandlung. Sie bezeichnet den Vorgang als ganz normal.

Doch diese Auffassung stößt auf Kritik. Carsten Röhl, der sich im Ukraine-Bündnis Wolfhagen engagiert, sagt: „Das passt nicht.“ Er rechnet vor: Bei 367 Euro, die ein alleinstehender Geflüchteter derzeit im Monat erhält, falle die Kontoführungsgebühr in Höhe von 4,90 bis 9,90 Euro – wie aktuell bei der Kasseler Sparkasse – schon erheblich ins Gewicht. „Sie ist unverhältnismäßig.“ Zumal vor allem die Geflüchteten, die im ländlichen Raum untergekommen sind, auf ein Konto angewiesen seien, um sich weite Wege zu ersparen und die Verwaltung zu entlasten. Stadt und Kreis zahlen das Geld für die Leistungen in bar aus, oder sie überweisen es – wenn vorhanden – auf ein Girokonto des Antragstellers innerhalb von Deutschland.

Röhl spricht sich daher dafür aus, dass die Banken die Gebühren für Geflüchtete aussetzen, um sie von dieser zusätzlichen Belastung zu befreien. Denn: „Sie müssen von dem Geld die notwendigsten Dinge des Lebens bezahlen. Das ist engstens kalkuliert.“

Nicht alle Geldinstitute aber erheben Gebühren bei Konten für Geflüchtete. Manche wie die Sparda-Bank Hessen und die Commerzbank verzichten darauf. Auch Sparkassen machen das – wie die Kreissparkasse Schwalm-Eder und die Sparkasse Köln-Bonn. Auch eine Bank im Kreis Kassel erhebt keine Gebühren. Sie will aber lieber keine Werbung damit machen und daher nicht genannt werden. » 

Deutschlandweit wurden bisher 73 526 Konten für Geflüchtete aus der Ukraine bei der Sparkassen-Finanzgruppe eröffnet. Das teilte deren Pressesprecher Stefan Marotzke gestern auf Anfrage mit. Dabei gehen die 367 Sparkassen, die es in Deutschland gibt, unterschiedlich vor, wenn es darum geht, ob diese Konten dann gebührenfrei sind oder nicht. Die Kasseler Sparkasse erhebt – wie manch anderes Geldinstitut fernab der Sparkassen-Finanzgruppe auch – Gebühren. Aber: „Wir wissen aus etlichen Gesprächen, dass viele Institute diese Konten zumindest für eine Übergangsfrist – zumeist sechs Monate oder ein Jahr – kostenlos stellen“, erklärte Marotzke.

Dazu gehört auch die Kreissparkasse Schwalm-Eder. Deren Unternehmenssprecher Ulrich Siebald begründete den Verzicht auf die Gebühren mit einem Verweis auf die Menschlichkeit.

Aber auch Sparkassen fernab des ländlichen Raums und damit in Großstädten warten mit entsprechenden kostenfreien Angeboten auf – wie die Sparkasse Köln-Bonn, die laut Pressesprecher Jörg Wehner mittlerweile mehr als 2000 Konten für aus der Ukraine Geflüchtete eröffnet hat. Täglich kämen annähernd 200 dazu. Die Sparkasse fühle sich gerade in der Großstadt verpflichtet, keine Gebühren zu erheben. Hier kämen viele Menschen an, die viel erlitten hätten. (Florian Hagemann und Ulrike Pflüger-Scherb)

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