Geburtstagsglück in Kassel: Viel Hilfsbereitschaft für geflüchtete Familie

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt die Menschen in der Region. Dabei gibt es eine große Hilfsbereitschaft – wie auch die Geschichte einer Familie zeigt, die vorige Woche in Kassel ankam.
Kassel – „Supercool!“ So lautet Sofie-Nicoles Kommentar zu ihrem Geburtstag in Kassel. Erst vergangene Woche ist das Mädchen mit seiner Familie aus der Ukraine hier angekommen. Nun lebt sie mit ihrer Mutter, Schwester und Oma in einer Flüchtlingsunterkunft in Rothenditmold. Ein 11. Geburtstag unter schwierigen Bedingungen, der doch ein schöner wurde.
Dazu hat auch Emilia Janßen beigetragen. Die 17-Jährige hatte den Artikel in der HNA über die Familie gelesen – und über Sofie-Nicoles Herzenswunsch: ein Fahrrad. Gestern überreichte die Schülerin aus Harleshausen ihr zu klein gewordenes Mountainbike an das Geburtstagskind aus der Ukraine. Dafür gab es eine spontane Umarmung von Sofie-Nicole, die über das ganze Gesicht strahlte und vor der Martinskirche gleich ihre ersten Runden drehte.
„Ich hatte eigentlich vor, das Fahrrad zu verkaufen“, sagt Emilia Janßen, „aber so hat es einen viel besseren Zweck.“ Sie hatte das wie neu wirkende Fahrrad extra mit Luftballons und einer Schleife geschmückt. Einen Helm steuerte ihre Freundin Hannah Wiesner bei, ein Fahrradschloss die HNA, die die Geburtstagsüberraschung vermittelt hatte.
Nach unserer Berichterstattung hatten sich viele Menschen gemeldet und Hilfe oder Geschenke für die Kinder angeboten. So auch die Rentnerin Renate Müller, die sich gestern das erste Mal mit der Familie traf und sie zum Hamburger-Essen einlud. Hinterher gab es noch ein Eis.
Auch das Team vom Fachgebiet Umweltgerechte Produkte und Prozesse der Uni Kassel, das in den vergangenen Tagen bereits Hilfspakete für die Malteser packte, hat das Schicksal der ukrainischen Familie berührt. Antje Schäfer und Ron-Hendrik Hechelmann überreichten ein kleines Päckchen mit Süßigkeiten, Haarspangen und einem Einkaufsgutschein für Sofie-Nicole und ihre jüngere Schwester Amy-Michelle. „Es zerreißt einem das Herz, wenn man selbst Kinder hat und sich ausmalt, was es bedeutet, in der Ferne und unter diesen Umständen Geburtstag feiern zu müssen“, sagte Antje Schäfer.
Die Familie aus dem westukrainischen Mukatschewo war gerührt und dankbar angesichts der großen Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit. „Kassel ist schön“, sagte Mutter Eugenia Belogaj. Auch der Familienvater Mykola, der seit Längerem in Deutschland arbeitet und zu dem der Kontakt wegen eines verlorenen Handys zuletzt abgerissen war, hat sich inzwischen aus Mannheim gemeldet. Er kommt bald nach Kassel, um seine Liebsten wieder in die Arme zu schließen.