Max Plaut vor 90 Jahren erstes Nazi-Mordopfer in Kassel

Jüdischer Anwalt war vor 90 Jahren erstes Nazi-Mordopfer in Kassel. Gedenken am 31. März.
Kassel – Der Anwalt Max Plaut ist zu trauriger Berühmtheit gelangt: Er gilt als das erste Mordopfer der Nazis in Kassel. Er starb vor 90 Jahren im Alter von 45 Jahren in Folge von schwerer Folter und Prügel durch einen Nazi-Mob am 31. März 1933.
Zum Gedenken an Dr. Max Plaut lädt jetzt der Arbeitskreis „Gedenken und Erinnern“ der Arbeitsgemeinschaft Wehlheiden zusammen mit dem Kasseler Stolperstein-Verein ein: für Freitag, 31. März, 14 Uhr, an dem in der Wilhelmshöher Allee 55 verlegten Stolperstein. „Dort, an seiner letzten Wohnadresse, wo er vor 90 Jahren starb, wollen wir an ihn denken“, sagt der Vorsitzende des Stolperstein-Vereins sowie der Arge Wehlheiden, Norbert Sprafke.
Max Plaut, der am Wilhelmsgymnasium sein Abitur gemacht und in Göttingen, Jena und Genf Jura studiert hatte, war ein streitbarer Jurist. Nicht selten tat er für seine Mandanten als Prozessgegner von Nationalsozialisten auf und zog dadurch die Aufmerksamkeit der Antisemiten auf sich. In einem Hetzartikel im NS-Blatt „Hessische Volkswacht“ heißt es über Plaut: „Wir werden solchen Leuten im deutschen Staat der Zukunft einen Zwangsfahrschein aushändigen, mit dem sie schnell unsere heimatliche Erde verlassen müssen.“
Die böse Saat ging auf. Es war am Abend des 24. März 1933, gegen 18 Uhr, als eine Horde von SA-Leuten Max Plaut mit Gewalt aus seinem Büro in der Wolfsschlucht holte und ihn in den Folterkeller der Bürgersäle am Karlsplatz verschleppte. Dort wurde er in fürchterlichster Weise über Stunden misshandelt.
„Die Übertragung der Kanzlerschaft an Adolf Hitler am 30. Januar 1933 entfesselte Rassenhass und Judenfeindlichkeit bereits in den ersten Wochen danach“, erklärt dazu der Kasseler Historiker Wolfgang Matthäus. Auch in Kassel tobte der von den Nazis aufgehetzte Mob. Max Plaut war ihr erstes Todesopfer in der Stadt.

Nach den Misshandlungen wurde Max Plaut in seine Wohnung in der Wilhelmshöher Allee 55 gebracht. Die herbeigerufenen Ärzte mussten ihn aufgrund der Schwere der Verletzungen – Quetschungen von inneren Organen – in dauernder Narkose halten, weil er sonst vor Schmerzen so laut schrie, dass man es auf der Straße hören konnte, heißt es. Sieben Tage später, am 31. März, erlag er seinen Verletzungen. Er hinterließ seine Frau und drei kleine Kinder.
Heute gibt es mehrere Gedenkorte für Plaut: Sein Stolperstein wurde 2013 als einer der ersten in Kassel verlegt. Sein Grab auf dem Jüdischen Friedhof in Bettenhausen wurde auf Antrag des Ortsbeirats Wehlheiden in ein städtisches Ehrengrab umgewandelt, und am Ort der Bürgersäle am Karlsplatz erinnert eine Gedenktafel an Plauts Tod.

Der Arbeitskreis „Gedenken und Erinnern“ wurde jetzt innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Wehlheiden neu gegründet, um Geschichte und Erinnerungsorte im Stadtteil sichtbar und erfahrbar zu machen, erklärt Norbert Sprafke. Zu diesen Orten zählten unter anderen die Jägerkaserne, der Wehlheider Friedhof, der Kurt-Kersten-Platz, die JVA Wehlheiden, die Belgische Siedlung und viele mehr. „Als geschichtsbewusster Stadtteil wollen wir künftig das Gedenken und Erinnern mit neuen Formaten und Veranstaltungen stärken“, so Norbert Sprafke.
Kontakt: arge-wehlheiden@gmx.de