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Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen: Was müssen Vermieter beachten?

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Von: Alina Andraczek

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Angebote werden geprüft: Mitarbeiter der Stadt machen vor der Vermittlung einen Kennenlern- und einen Besichtigungstermin.
Angebote werden geprüft: Mitarbeiter der Stadt machen vor der Vermittlung einen Kennenlern- und einen Besichtigungstermin. © Tobias Hase/dpa

Der fortdauernde Krieg Russlands in der Ukraine wirkt sich auf Kassel aus. Viele Kasseler wollen Geflüchtete bei sich aufnehmen. Was Vermieter beachten müssen.

Mehr als 1000 aus der Ukraine geflüchtete Menschen sind nach Angaben der Stadt in Kassel angekommen. Viele Kasselerinnen und Kasseler wollen ihnen helfen, ihre leer stehenden Zimmer oder Wohnungen für die Ankommenden anbieten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Aufnahme von Geflüchteten.

Wie viele Ukrainer sind in privaten Unterkünften untergekommen?

Die Stadt Kassel hat bisher über 120 Personen in private Wohnungen vermittelt. Über 200 Wohnungsangebote sind eingegangen. „Es sind jedoch nicht alle unmittelbar beleg- und vermittelbar, zum Beispiel, weil Eigentumsverhältnisse nicht geklärt sind“, so ein Sprecher der Stadt. Weil die Nachfrage momentan so hoch sei, würde man die Geflüchteten vorübergehend in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen. „Sobald pro Familie ein passendes Wohnangebot im Stadtgebiet vorhanden ist, könnten die Menschen dorthin umziehen.“ Insbesondere vollausgestattete Wohnungen oder Appartements sind gefragt. Auch leer stehende, bewohnbare Wohnungen werden von der Stadt vermittelt. „Eine Grundausstattung erfolgt bei Bedarf durch die Stadt Kassel“, so der Sprecher.

Zimmer oder Wohnung in Kassel für Geflüchtete anbieten: Wo kann ich mich melden?

Die meisten Geflüchteten seien Frauen und Kinder, die besonderen Schutz brauchen, sagt Frank Gerhold vom Freiwilligenzentrum Kassel. Er koordiniert die ehrenamtliche Ukrainehilfe und sitzt mit am Runden Tisch der Stadt. „Deswegen bitten wir alle, sich auf offiziellem Weg bei der Stadt zu melden.“ Auf der Seite kassel.de/kasselhilft werden Wohnungsangebote entgegengenommen. Hier kann man angeben, welche Art von Unterkunft für wie viele Leute und welchen Zeitraum man anbieten möchte. Daneben gibt es auch bundesweite Vermittlungs-Websites wie unterkunft-ukraine.de, die sich für kurzfristige Angebote eignen.

Was passiert nach dem Unterkunftangebot?

Von der Stadt Kassel werden die eingehenden Angebote geprüft. Vor Vermittlung vereinbaren Mitarbeiter des Sozialamtes einen Kennenlern- und Besichtigungstermin, so ein Sprecher der Stadt. „Erst danach werden Geflüchtete in die Unterkünfte vermittelt und Termine zur Wohnungsübergabe vereinbart.“

Wie muss die Unterkunft für Geflüchtete aussehen?

„Die Unterkünfte sollten ausreichend Rückzugsgelegenheiten für die untergebrachten Personen bieten, damit deren Privatsphäre gewahrt werden kann“, teilt die Stadt mit. Ideal sei, wenn der Wohnraum für mindestens drei Monate zur Verfügung gestellt würde. Bei unmöblierten Wohnungen seien mehr als sechs Monate besser. Ansonsten sollten die Bedingungen von vornherein klar sein, rät Frank Gerhold vom Freiwilligenzentrum. „Manche Leute kommen auch mit Haustieren, also sollte man deutlich machen, wenn man bereit ist, Tiere aufzunehmen.“

Bekomme ich eigentlich Miete dafür?

Unter welchen Bedingungen man seine Unterkunft anbietet, bleibt den Wohnungsgebern selbst überlassen. „Die privaten Angebote reichen von ,kostenfrei’ über ,Begleichung der Nebenkosten’ bis ,Wohnung zur Miete’“, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Bevor man ein Angebot macht, sollte man sich also überlegen, für wie lange und für welchen Preis man die Unterkunft anbieten kann.

Wo kann ich mich melden, wenn ich privat Geflüchtete aufgenommen habe?

Geflüchtete, die direkt privat untergekommen sind, haben sich eventuell noch nicht bei der Stadt registriert. Ukrainer, die soziale Leistungen erhalten, arbeiten und sich längerfristig in Deutschland aufhalten wollen, können die Servicestelle Ukraine im Rathaus oder die Online-Registrierung unter kassel.de/civ-RegistrierungUkraine nutzen. Das Servicebüro Ukraine befindet sich im Rathausflügel Karlsstraße und hat montags bis donnerstags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr sowie am Freitag von 8.30 Uhr bis 12 Uhr.

Geflüchtete aufgenommen: Muss mein Vermieter das genehmigen?

Laut Mieterbund Nordhessen ist zwischen einer vorübergehenden und einer langfristigen Aufnahme zu unterscheiden. Wenn Geflüchtete für weniger als sechs bis acht Wochen bleiben, gelte das als Besuch. „Dauert die Aufnahme aber länger, sollte der Vermieter oder die Vermieterin informiert und um Erlaubnis gebeten werden, um keine Kündigung zu riskieren“, so Maximilian Malirsch, Geschäftsführer des Mieterbundes, in einer Pressemitteilung. Ab drei Monaten sei die Aufnahme dann auch erlaubnispflichtig.

Die Stadt Kassel richtet weitere Unterkünfte für Menschen ein, die aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine flüchten und nach Deutschland kommen. In dieser Woche sollen noch zwei Hallen auf dem Gelände der Messe Kassel und – wie bereits am Wochenende bekannt wurde – eine ehemalige Lagerhalle im Stadtteil Süsterfeld/Helleböhn als Gemeinschaftsunterkünfte vorbereitet werden. 

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