Gesprengte Geldautomaten: Fälle nehmen massiv zu

Beinahe täglich wird derzeit irgendwo in Deutschland ein Geldautomat in die Luft gesprengt. Fälle gibt es auch in Nordhessen und Südniedersachsen.
Kassel – Aktuell wird nahezu täglich ein Geldautomat in Deutschland in die Luft gesprengt, sagt Virginie Wegner, Sprecherin des Hessischen Landeskriminalamts in Wiesbaden. Solche Taten geschehen regelmäßig auch in Nordhessen und Südniedersachsen, 28 Fälle innerhalb der letzten drei Jahre.
Allein in diesem Jahr gab es bislang sechs Sprengungen von Geldautomaten in Hessen, drei davon im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Nordhessen. Zuletzt wurden Geldautomaten in Vellmar, Bebra und Schwarzenborn gesprengt (eine Übersichtskarte gibt es hier).
In Niedersachsen wurden 2022 bereits 13 Taten verzeichnet, so Katrin Gladitz, Sprecherin des Niedersächsischen Landeskriminalamts. „Das stellt im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung dar.“ In Niedersachsen wurde im Jahr 2020 eine Gesamtsumme von etwa 1,5 Millionen Euro erbeutet. 2019 waren es 1,4 Millionen Euro. In Hessen wird der Schaden im Jahr 2021 auf etwa 5 Millionen Euro (Schaden an Gebäuden und Beute) geschätzt.
Das Phänomen „Sprengung von Geldausgabeautomaten“ ist laut Hessens LKA-Sprecherin Wegner seit 2015 bekannt. Nach einer Abnahme der Fälle im Jahr 2020, in dem es zu 30 Geldautomaten-Sprengungen in Hessen kam, gab es im vergangenen Jahr 2021 einen neuen Höchststand mit 56 Taten. Es gibt nicht nur eine deutliche Steigerung der Fälle, sondern auch eine qualitative Veränderung: Die Zahl der vollendeten übersteige mittlerweile die der versuchten Taten. Durch den gezielten Einsatz von Sprengstoff würden vor allem gewissenlos Menschenleben riskiert, so Wegner.
60 bis 80 Prozent der bundesweiten Geldautomaten-Sprengungen werden niederländisch-marokkanischen Gruppierungen aus dem Bereich Utrecht/Amsterdam zugerechnet. Sie reisen in unterschiedlichen Zusammensetzungen überwiegend mit hochmotorisierten Fahrzeugen nach Deutschland ein und kehren nach der Tat wieder in die Niederlande zurück, so Niedersachsens LKA-Sprecherin Gladitz. Die niederländischen Behörden gehen von einem Täterpotenzial von mehreren Hundert Personen aus, die nur nach Deutschland fahren, um Geldautomaten in die Luft zu sprengen.