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Getriebe für schwierige Aufgaben: Henschel GmbH liebt Kniffliges

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Von: José Pinto

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Präzisionsarbeit an komplexen Bauteilen: Verzahnungstechniker Ulli Mischke beim Einmessen.
Präzisionsarbeit an komplexen Bauteilen: Verzahnungstechniker Ulli Mischke beim Einmessen. © Koch, Lothar

Kassel. Die Spezialgetriebe, die das Traditionsunternehmen Henschel unlängst gebaut hat, sind fast so groß wie Kleinwagen. Künftig werden sie rund um die Uhr im 24 Tonnen schweren Fünfer-Pack die Winden von Öl- und Gasbohrtürmen antreiben, die das Gestänge immer wieder hinaufziehen oder herunterlassen.

Weil sie weltweit zum Einsatz kommen, müssen sie 60 Grad Hitze genauso vertragen wie 60 Grad Frost. Und noch viel wichtiger: Sie sind so konstruiert, dass niemals ein Funken entsteht, damit den Bohrteams nicht irgendwann die ganze Anlage um die Ohren fliegt.

Das kann nicht jeder. Aber genau diese anspruchsvollen Produkte, die die Henschelaner planen und mit einer fast beispiellosen Fertigungstiefe nahezu vollständig selbst herstellen, sind es, die den geschäftsführenden Gesellschafter, Matthias Henke, und dessen Spezialistenteam reizen. „In diesen Nischen, die innovative Konzepte erfordern, fühlen wir uns wohl“, sagt der Chef, der 1991 als junger Maschinenbau-Ingenieur zu ThyssenHenschel kam und die Antriebstechnik 2006 übernahm.

Getriebe für Kühlwasserpumpen für ein chinesisches Atomkraftwerk, für Prüfständer der Formel-1-Rennställe sowie für den Flugzeugbauer Airbus mit bis zu 70.000 Umdrehungen in der Minute - immer wenn es knifflig wird, sind Kasseler Sondergetriebe von Henschel gefragt.

20 Prozent vom Jahresumsatz von zuletzt 33 Millionen Euro

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steuert dieser Produktbereich bei, der Extruder-Getriebebau 25, Radsätze sieben und der Bereich Dienstleistung mit Reparatur, Härten, Prüfen und Kalibrieren von Komponenten acht Prozent. (Extruder werden für die Herstellung von Kunststoffprofilen benötigt.)

Größte Sparte ist aber mit einem Umsatzanteil von 40 Prozent der Bau von Getrieben und Achsen für Trams, Loks und Hochgeschwindigkeitstriebköpfe. Deren Verwendung ist ebenso vielfältig wie die Kundenliste: S-Bahnen in Italien und den Niederlanden, Frachtloks in Polen, Schnellzüge für Saudi-Arabien, ICE-T-Hochgeschwindigkeitsneigezüge und die modernen russischen Loks, die Moskau mit dem Austragungsort der

Lexikonwissen:

Henschel im Regiowiki

Olympischen Winterspiele Sotschi verbinden. 60 Prozent der Produkte gehen in den Export.

Das Unternehmen wächst schnell und investiert. Derzeit wird die gesamte Produktion für vier Mio. Euro umgekrempelt und modernisiert. Die Investition stemmt Henschel aus eigener Kraft. Die größte seit Jahrzehnten. Das geht nur, weil es brummt. „Die Geschäfte laufen gut“, sagt der technik-verliebte Unternehmer. Warum? „Weil die Kunden wissen, was sie von uns bekommen: hohe Qualität zum vereinbarten Zeitpunkt. Und das garantieren wir, weil wir fast alles selbst machen“, erklärt Henke. Dass er seine Produkte nach der Auslieferung nie wieder zu Gesicht bekommt, stimmt ihn nicht traurig.

Im Gegenteil, sagte er: „Das ist doch toll, wenn sie ewig halten.“ In unserer nächsten Folge stellen wir die Dieter Winneknecht GmbH (DWT) vor. Das Familienunternehmen produziert und vertreibt Camping-Zelte.

Von José Pinto

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