Neue Grippewelle rollt auf Kassel zu: Krankheitsfälle nehmen zu

Kassel. Die Grippe ist in Stadt und Landkreis Kassel angekommen. Das Gesundheitsamt berichtet von bislang 43 Erkrankungen.
Die Grippe ist bereits in Stadt und Landkreis Kassel angekommen. Seit Mitte Dezember steigen die Erkrankungen stetig an. Der Höhepunkt der Grippewelle in diesem Winter stehe aber erst noch bevor, sagt Dr. Karin Müller, Leiterin des Gesundheitsamtes Region Kassel.
Nach Müllers Angaben hat es in dieser Grippe-Saison, also seit Mitte Dezember 2017, insgesamt 43 Erkrankungen gegeben. 24 Fälle wurden im Landkreis und 19 in der Stadt Kassel registriert. Alle Patienten hätten sich zur Behandlung in Krankenhäuser begeben müssen beziehungsweise würden dort noch immer versorgt. Die Zahl der Erkrankungen nehme derzeit Woche für Woche zu.
Krankenhäuser stellen sich auf mehr Grippepatienten ein
Ein rasanter Anstieg sei aber aktuell noch nicht zu erkennen. „Das ist noch keine Epidemie“, betont Müller. Mit dem Höhepunkt der Grippewelle sei wohl wieder Anfang Februar zu rechnen, meint die Expertin.
Die Krankenhäuser in der Stadt und im Kreis stellten sich darauf ein, dass sie in den nächsten Wochen mehr Patienten aufnehmen müssten. Allen Beschäftigten im Gesundheitswesen sei dies bekannt, alle Kliniken seien dafür gewappnet. Die Grippe-Saison könne erfahrungsgemäß bis April andauern. Deshalb sei auch jetzt noch eine vorbeugende Grippe-Impfung sinnvoll, erklärt Müller.
Impfung gegen Grippe noch sinnvoll
Zwischen Impfung und Wirkbeginn vergehen in der Regel zwei Wochen. 100-prozentigen Grippe-Schutz gibt es aber nicht, betont die Amtsleiterin. „Die Schutzwirkung der Impfung liegt bei 60 bis 70 Prozent.“ Auf alle Fälle sollten sich Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranke, Schwangere sowie Mitarbeiter im medizinischen und pflegerischen Bereich impfen lassen. Das Gesundheitsamt rät zum vierfachen (tetravalenten) Impfstoff. 80 Prozent der in Stadt und Kreis Erkrankten hätten die Grippe durch das Influenza B-Virus bekommen. Dagegen reiche ein Dreifach-Impfstoff oft nicht aus.

Eine Virusgrippe ist ernster als eine Erkältung. Nach Angaben des Gesundheitsamtes Region Kassel fordert sie in Deutschland jedes Jahr zwischen 5000 und 15.000 Todesopfer. Die Virusgrippe unterscheide sich von einer schweren Erkältung durch den plötzlichen Beginn mit hohem Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost, erklärt Amtsleiterin Dr. Karin Müller. Zudem sei das Risiko von Folgeerkrankungen – etwa einer Lungenentzündung – sehr hoch. Gefährdet seien vor allem Menschen, deren Immunabwehr geschwächt sei, etwa Kranke sowie Ältere.
Ungeachtet der aktuellen Impfstoff-Diskussion rät das Gesundheitsamt deshalb und auch jetzt noch zu einer vorbeugenden Grippe-Impfung. Denn der Höhepunkt der Grippewelle in Stadt und Kreis Kassel steht nach Müllers Einschätzung noch bevor.
Vierfach-Impfung gegen Grippe als Empfehlung
„Unsere Empfehlung ist ganz klar der Vierfach-Impfstoff“, betont Karin Müller. Denn im Gegensatz zu dem Dreifach-Impfstoff sei in dem Vierfach-Impfstoff der Schutz vor beiden Komponenten des Influenza-B-Virus enthalten. Und dieses B-Virus sei in dieser Saison bisher das, was die meisten Grippeerkrankungen ausgelöst habe. Die Kosten für die Vierfach-Schutzimpfung würden in diesem Jahr auch von den hauptsächlichen Krankenkassen übernommen, erklärt die Amtsleiterin.
Bundesweit sorgte die oft nicht wirkende Grippeimpfung bereits für Schlagzeilen. Nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) bringt der Dreifach-Impfstoff nicht das, was man sich erhofft hat.
Dreifach-Impfstoff verbreiteter als Vierfach-Impfstoff
Problem: Der aktuelle Dreifachimpfstoff soll vor zwei Virus-Varianten vom Typus A und Typus B schützen. Mehr als die Hälfte der bisher nachgewiesenen Influenza-Fälle sind laut Institut aber durch ein zweites Influenza-B-Virus ausgelöst worden, das in dem Dreierimpfstoff nicht enthalten ist. Nach Schätzungen blieb somit die Impfung in jedem zweiten Fall unwirksam.
Der Vierfachimpfstoff beinhaltet auch den weiteren B-Typen. Neben dem Gesundheitsamt ist deshalb auch die Ständige Impfkommission (STIKO) dafür, den Vierfachimpfstoff generell einzusetzen. In einigen Regionen ist der deutlich günstigere Dreifachimpfstoff bislang aber der Standard. Wer sich impfen lässt, sollte sich deshalb bei seinem Arzt erkundigen, ob es tatsächlich die Vierfachimpfung ist und darauf bestehen.
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