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Grüne Pfeile für Radfahrer bald auch in Kassel

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Von: Matthias Lohr

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Hier können Radfahrer auch bei Rot rechts abbiegen: In Darmstadt hat man den grünen Pfeil für Radfahrer schon 2019 getestet. In der zweiten Jahreshälfte sollen solche Schilder auch in Kassel aufgestellt werden. Archi
Hier können Radfahrer auch bei Rot rechts abbiegen: In Darmstadt hat man den grünen Pfeil für Radfahrer schon 2019 getestet. In der zweiten Jahreshälfte sollen solche Schilder auch in Kassel aufgestellt werden. Archi © Boris Roessler/dpa

Nach Frankfurt und anderen Städten will auch Kassel bald den grünen Pfeil für Radfahrer einführen. Dann können Radler auch bei Rot an ausgewählten Kreuzungen nach rechts abbiegen.

Kassel – In Frankfurt müssen Radfahrer seit voriger Woche an ausgewählten Kreuzungen seltener warten. Nach anderen hessischen Städten hat die Main-Metropole den grünen Pfeil für Radfahrer eingeführt. Das weiße Schild mit grünem Pfeil auf schwarzem Grund erlaubt es Radfahrern, auch bei roter Ampel nach rechts abzubiegen. Einzige Bedingung: Sie müssen kurz anhalten und dürfen andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährden.

In Frankfurt sollen acht Standorte mit dem Schild ausgestattet werden. In Darmstadt und acht anderen deutschen Großstädten war der grüne Pfeil bereits 2019 erfolgreich getestet worden. Mehrere hessische Kommunen wie Wiesbaden, Marburg und Gießen haben ihn danach eingeführt, nun folgt Frankfurt. In Kassel war das bislang kein Thema. Doch auch hier sollen es Radfahrer bald einfacher haben.

Auf Anfrage erklärt ein Rathaussprecher, dass die ersten Ampelkreuzungen im zweiten Halbjahr mit den Schildern ausgestattet werden sollen, die es bereits seit der geänderten Straßenverkehrsordnung (STVO) 2020 gibt. Wegen der engen Vorgaben sei die Prüfung allerdings recht aufwendig. Im Straßenverkehrs- und Tiefbauamt geht man davon aus, dass die neue Regelung an 50 bis 80 Zufahrten an Ampelkreuzungen gelten könnte.

Heimische Radfahrer fordern den Pfeil schon lange. So findet ihn Robert Wöhler vom ADFC sehr sinnvoll: „Der Verkehrsfluss wird beschleunigt. Man muss nicht an Ampeln stehen bleiben, wenn es nicht nötig ist.“ Auch bei der Initiative Radentscheid begrüßt man den Pfeil „als Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Radfahrens“, wie Thomas Hofmann sagt.

Eben das ist ein wesentlicher Grund für das freie Rechtsabbiegen trotz roter Ampel: Durch vermiedene oder verkürzte Wartezeiten wird es attraktiver, Rad zu fahren. In der Praxis hat sich der grüne Pfeil bewährt, wie eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen anlässlich der Projektphase in Darmstadt und acht anderen Städten gezeigt hat. Andere Verkehrsteilnehmer würden durch die Neuregelung in der Regel nicht behindert oder gefährdet. Dabei würden sich die meisten Radfahrer nicht an das Haltegebot halten. Gibt es einen grünen Pfeil, biegen sie bei Rot nach rechts ab, ohne anzuhalten.

Für den ADFC ist das Haltegebot daher überflüssig. Auch Radaktivist Hofmann vom Radentscheid urteilt: „Grundsätzlich bremst das Haltegebot die Wirkung, da jeder Anfahr-Vorgang für Radfahrende einen zusätzlichen Kraftaufwand bedeutet.“ Er befürwortet daher Kreuzungen nach dem niederländischen Prinzip. Dabei wird das Überfahren einer Ampel beim Rechtsabbiegen gar nicht erst notwendig, da der Haltebalken weit vorgezogen liegt. In Kassel wird dies etwa am Altmarkt aus der Weserstraße nach rechts in die Kurt-Schumacher-Straße angewandt.

Dass Kassel den grünen Pfeil lange nach anderen hessischen Städten einführt, ist für ADFC-Mann Wöhler bezeichnend: „Das ist in Kassel leider bei vielen Sachen so.“ Für ihn kommt es daher nicht überraschend, dass Kassel im Fahrradklima-Test des ADFC als 14. von 26 mittleren Großstädten weiter relativ schlecht abschneidet, während Frankfurt auf dem Vize-Rang bei den Metropolen deutlich attraktiver geworden ist. Dort gebe es längst geschützte Radstreifen, die man in Kassel noch vergeblich suche. „Ich wünsche mir mehr Mut“, sagt Wöhler. (Matthias Lohr)

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