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Grünen-Politiker Robert Habeck für Wahlkampf in Kasseler Waschsalon

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Von: Florian Hagemann

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Wahlkampf im Waschcenter: Robert Habeck unterstützte die Kasseler Grünen mit ihren Landtagskandidatinnen Vanessa Gronemann (Zweite von rechts) und Karin Müller (rechts).
Wahlkampf im Waschcenter: Robert Habeck unterstützte die Kasseler Grünen mit ihren Landtagskandidatinnen Vanessa Gronemann (Zweite von rechts) und Karin Müller (rechts). © Dieter Schachtschneider

Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck macht Wahlkampf in Hessen und war in Kassel zu Gast. Dazu wählte er einen sehr ungewöhnlichen Ort.

Als die Anfrage der Grünen kam, ob sie im Waschtreff an der Friedrich-Ebert-Straße eine Wahlkampfveranstaltung mit dem Bundesvorsitzenden Robert Habeck veranstalten könnten, reagierte Helgard Opdenberg prompt. Die Mitinhaberin des Waschcenters dachte sich: „Ups.“ Dann aber fragte sie sich: „Warum nicht?“

Und so zählt sie an diesem Nachmittag zu jenen, die in dem kleinen Raum neben all den Waschmaschinen und Trocknern stehen und auf Robert Habeck warten. Findet sie ihn gut? „Ich finde seine Art gut, wie er spricht.“ Ansonsten: lieber nachher noch einmal fragen. 

Opdenberg sagt nur, welche Ansprüche sie generell an Politiker hat: Ehrlich sollen sie sein, auch mal unbequeme Wahrheiten aussprechen. „Ich will nicht belogen werden.“

Robert Habeck kommt mit einer halben Stunde Verspätung, die Deutsche Bahn mal wieder. Trotzdem haben alle ausgeharrt, der Raum ist voll. Habeck schlängelt sich durch die Masse, steigt auf die Fensterbank, steht jetzt im Schaufenster des Waschsalons und adelt den Ort sogleich als „coolste Wahlkampf-Location“: „Mittendrin, nicht von oben herab.“ 

So mag er es. Und irgendwie wird den Grünen und Habeck ihre Entwicklung zuletzt ja auch vorgekommen sein wie ein Schnellwaschgang: Vor ein paar Wochen noch waren sie eine Partei in der Nähe der zehn Prozent. Nach ihren 17,5 Prozent in Bayern strahlen sie; und mit dieser Frische gehen sie die Landtagswahl in Hessen an. Die Prognosen sehen die Grünen bei jenseits der 20 Prozent.

So ist Robert Habeck derzeit einer der gefragtesten Politiker Deutschlands. Er erklärt den Höhenflug mit einem Verweis auf die Bertelsmann-Stiftung. Die habe kürzlich festgestellt, dass die deutsche Politik zuletzt immer populistischer geworden sei. 

Nur den Grünen habe sie bescheinigt, dass sie diesen Trend nicht mitmachten – im Gegenteil. Habecks Schlussfolgerung ist die Sehnsucht der Menschen nach einer mitnehmenden Politik, die nicht hinterherkläfft, sondern im ruhigen Ton zu den Menschen spricht.

Er selbst scheint als gutes Beispiel vorangehen zu wollen: Er skandiert nicht, er brüllt nicht, verwendet kaum Floskeln. Er, der Schriftsteller, weiß, dass er auf die Kraft seiner leisen Worte und seiner smarten Art vertrauen kann, wenn er über Flüchtlinge spricht, über mehr Mut, über die Radikalität der gesellschaftlichen Entwicklung, die schnellere Antworten erforderlich mache. 

Ihm fällt das vor allem hier nicht schwer – am Rande des Vorderen Westens und bei diesem Treff, den in erster Linie Grünen-Sympathisanten im Vorfeld der Landtagswahl besuchen.

Ein Zuhörer spricht ihn auf den Begriff Heimat an. Habeck verdammt diesen Begriff nicht, er ordnet ihn ein. Er ist ihm allemal lieber als all diese technischen Umschreibungen in der Politik, die am Ende keiner versteht. Dann zitiert er einen Spruch: „Heimat ist da, wo man doof sein kann.“ Viele lachen.

Am Ende sagt Habeck, er sei fasziniert davon, dass es über fast 90 Minuten so leise zugegangen sei, wenn jemand gesprochen habe – trotz der 150 Menschen im Raum, trotz der Enge. Das zeuge von Respekt, den Argumenten zu folgen.

Während er im Anschluss noch Fernsehinterviews gibt, steht Helgard Opdenberg vor all den Waschmaschinen. Wie hat es ihr nun gefallen? „Er war gut. Er verspricht nicht viel, sondern zeigt Wege auf. Das gefällt mir“, sagt sie.

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