Mit 80 Jahren: Günter Krug aus Kassel läuft, dribbelt und wirft Basketbälle

Kassel. Seit mehr als 40 Jahren ist Günter Krug von Ballsportarten begeistert. Mit 80 Jahren dribbelt der Kasseler über das Basketballfeld. Ans Aufhören denkt er nicht. "Solange es geht" macht er weiter.
Eine große Sporthalle in Vellmar, nahe der Stadtgrenze zu Kassel. Das rhythmische Tippen des Basketballs ist schon aus der Kabine zu hören. In der Halle wird sechs gegen sechs gespielt. Farblich kann man die Teams nicht unterscheiden. Jeder kennt jeden. Und jeder weiß, zu welchem Team er gehört. In der Zone hinten links verteidigt Günter Krug, weißes T-Shirt und einer der Kleineren auf dem Platz.
Krug läuft, dribbelt und wirft Basketbälle, er ist 80 Jahre alt. Dass er in dem Alter noch Basketball spielt, findet er nicht weiter bemerkenswert. Eher ganz normal. Ob er sonst noch jemanden kennt, der in seinem Alter noch so regelmäßig intensiv Sport treibt? „Einen Mangel an Gleichaltrigen gibt es bei mir schon“, sagt Krug. „Sonst müsste ich mich ja nicht mit den Jungs hier abgeben.“ Die „Jungs“, wie er es nennt, sind zu zwölft in der Sporthalle, Männer ab 50 Jahren aufwärts, eine Betriebssportgruppe der Albert-Schweitzer-Schule (ASS). Eine Basketballhobbytruppe sind sie allemal. „Hobby“ ist dabei nicht falsch zu verstehen: Es heißt nicht, dass hier ältere Männer ein paar Bälle auf den Korb werfen, im Gegenteil: Foul oder nicht Foul? Wer hat in der Defense nicht aufgepasst? Vorne den besser postierten Mitspieler übersehen? Alles wird leidenschaftlich ausdiskutiert, Punkte sind Punkte, gewonnen ist gewonnen.
Wie kommt der Mann aber dazu, auch mit 80 Jahren noch Bällen und Körben hinterherzujagen und auch noch unbedingt gewinnen zu wollen? „Mich fasziniert die Schnelligkeit und die Dynamik beim Basketball“, sagt Krug. Seit mehr als 40 Jahren ist er auf dem Feld. Der rüstige Rentner sorgt in seinem Alter für Aufsehen. Mancher Basketballer der Betriebssportgruppe hofft, im Alter einmal so sportlich zu sein wie Krug:
„Für mich ist es ein Wunder. Und wie ein 80-Jähriger sieht er auch nicht aus“, sagt Rudi Zajutro, ein Mitspieler von Krug. Der gibt sich bescheiden: „Läuferisch kann ich mit den jüngeren Mitspielern nicht mehr mithalten“, sagt Krug. Die weiten Würfe von der Dreipunktlinie aus sind die Spezialität des Rentners. „Manchmal schleicht er sich auch nach hinten und klaut einem den Ball“, sagt Bernd Meyer, einer der Mitspieler. Genug Zeit zum Üben hatte er: 1965 entstand an der ASS die Betriebssportgruppe.
Damals nahm die Gruppe von Referendaren aus Kasseler Schulen an einer Sportausbildung teil. Unter den angehenden Lehrern war Günter Krug. Aus der Referendarsgruppe wurden Hobbysportler, die sich trafen, um Basketball, Volleyball und Fußball zu spielen. Mitspieler kamen und gingen, Krug blieb. Die Wahrheit über Krug liegt in seiner Sporttasche: der uralte Basketball, tausendfach geworfen und gedribbelt, fast schwarz vor Schweiß und Hallenstaub.
Wenn er den Ball in den Händen hat, wird einem klar, warum Krug immer noch Lust hat. Wie lange er noch spielen wird, weiß er noch nicht. „Solange es geht“, sagt Krug und lacht.
Zur Person
Günter Krug hat 1958 sein Abitur an der Albert-Schweitzer-Schule in Kassel gemacht. Zum Lehramtsstudium ging es nach Marburg und Wien, wo er Latein und evangelische Religion studierte. Sein größter Wunsch blieb das Sportstudium, was er jedoch wegen diverser Sportverletzungen nicht ausführen konnte.
Bis zum Jahr 2000 war er Lehrer an der Freiherr-vom-Stein Schule in Hessisch Lichtenau. Krug ist verheiratet, hat eine Tochter und zwei Enkel. Mit seiner Frau lebt der heute 80-jährige in Kassel. Die Begeisterung für Ballspiele begleitet ihn seit 40 Jahren.