Gute Noten für Staatstheater
Wiesbaden / Kassel. Nun hat es Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) schwarz auf weiß: Hessens Staatstheater bekommen im Vergleich zu anderen Häusern unterdurchschnittliche Zuschüsse, setzen diese aber überdurchschnittlich produktiv und effizient ein.
Die auf Bühnen spezialisierte Münchner Beratungsgesellschaft actori hat den drei von den Sitzstädten und dem Land finanzierten Häuser in Kassel, Wiesbaden und Darmstadt bestätigt, dass sie entgegen der Meinung mancher Finanzpolitiker bereits enorme Einsparleistungen erbracht, die Besucherzahlen gesteigert und auch einiges unternommen haben, um die eigenen Einnahmen zu erhöhen. Beim Marketing und Sponsoring ließe sich allerdings noch einiges machen, heißt es in der Untersuchung – in Kassel etwa liege das Potenzial bei 285 000 Euro.
Indes: Das alles reicht nicht, um die Defizite abzudecken, die, den Tarifsteigerungen geschuldet, zuletzt zwischen einer und eineinhalb Millionen Euro lagen. Auch hier tragen die Theater durchaus zur Defizitabdeckung bei, betonten die drei Intendanten Manfred Beilharz (Wiesbaden), John Dew (Darmstadt) und Thomas Bockelmann (Kassel) gestern in Wiesbaden.
Kassel hat laut Bockelmann in diesem Jahr 250 000 Euro eingespart, im Jahr 2011 sollen es 300 000 werden. Fazit des Intendanten: „Der Speck ist weg, mehr ist nicht mehr herauszuschwitzen.“ Kühne-Hörmann, die actori für die „Datengrundlage für die künftigen Diskussionen“ 126 000 Euro bezahlt hat, sieht das Geld gut angelegt: „Mein Ziel ist, dass die Theater und auch die Sitzstädte künftig Planungssicherheit bekommen, statt jedes Jahr vor neuen Problemen zu stehen.“
„Reine Rechenbeispiele“
Die Frage, wie dies funktionieren soll, ließ die Ministerin allerdings im Raum stehen. Überlegungen, die Rechtsform des Theaters zu ändern, damit die Häuser flexibler agieren können, will die Ministerin anstellen, das Thema erwähnte sie aber nur auf Nachfrage.
Auch actori hilft da nicht weiter: Auf keinen Fall nämlich soll man die „reinen Rechenbeispiele“ des Unternehmens als konkrete Empfehlungen ansehen, betonte Kühne-Hörmann. Denn diese Beispiele zeigen, dass Spartenschließungen den erwünschten finanziellen Effekt hätten. Für Kassel etwa müssten danach sowohl das „tif“ im Fridericianum als auch die Tanzsparte aufgegeben werden.
Die Folge: Es gäbe weniger Vorstellungen, weniger Besucher, eine faktische Schließung des Kinder- und Jugendtheaters und, so actori, „ein extrem negatives kulturpolitisches Signal“. Oder, wie Bockelmann sagt: „Wer das macht, zerschlägt Strukturen, die nie mehr wieder herzustellen sind.“
Von Petra Wettlaufer-Pohl