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Schülerprotest: Gymnasiasten ohne Platz

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Von: Christina Hein

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Schüler der Albert-Schweitzer-Schule Kassel  testeten auf dem Schulhof Unterricht ohne Klassenraum.
Protest: Schüler der Albert-Schweitzer-Schule Kassel testeten schon mal Unterricht ohne Klassenraum. © Privat

Albert-Schweitzer-Schule protestiert gegen Raumnot. Auch das Friedrichsgymnasium und das Goethe-Gymnasium sind durch die Umstellung vom verkürzten Abitur G8 auf G9 betroffen.

Kassel – „Verstehen Sie dies bitte als dringenden Hilferuf!“ – Viel alarmierender als Markus Crede, der Schulleiter der Abert-Schweitzer-Schule Anfang der Woche seinen Brandbrief in Richtung Rathaus und Schulamt formuliert hat, geht es kaum. Nicht zum ersten Mal weist er eindrücklich auf die akute Raumnot im Schulgebäude an der Kölnischen Straße hin.

Markus Crede unterstreicht, dass die ASS mit dem bevorstehenden Schuljahreswechsel die Rückkehr von G8 zu G9 vollendet. „Dies bedeutet, dass wir im Schuljahr 2022/23 einen kompletten Jahrgang zusätzlich unterbringen müssen, was allen Beteiligten bereits seit etlichen Jahren bekannt ist und woran ich regelmäßig erinnert habe.“

Markus Crede Schulleiter ASS
Markus Crede Schulleiter ASS © Hein, Christina

Leider habe die Schule bis heute, 18 Wochen vor Beginn des neuen Schuljahres, keine verlässliche Grundlage zur Raumplanung. „Wir wissen nicht, wo Zusatzräume sein werden, wie diese aussehen, welche Wegzeiten zugrunde gelegt werden müssen, welche Jahrgänge dort untergebracht werden können, ob es Aufenthaltsmöglichkeiten gibt, und, und, und…“

Um die Dringlichkeit zu unterstreichen, gab es gestern mit Unterstützung der Lehrer und Eltern eine Protestaktion der Schüler auf dem Schulhof der ASS. Dort „testeten“ sie schon mal, wie es ist, Unterricht ohne Klassenraum zu machen.

Die Stadt Kassel hatte bereits darüber informiert, dass es eine externe Beschulung gemeinsam mit Schülern des Friedrichsgymnasiums geben könnte. Auch das FG leidet in Hinblick auf das kommende Schuljahr unter Raumnot und hat dagegen protestiert (HNA berichtete).

Markus Crede hat viele unbeantwortete Fragen zu einer externen Beschulung: „Ist ein Wechsel in wenigen Laufminuten möglich und kann mit einem einheitlichen Stundenplan gearbeitet werden?“ Zudem: „Gibt es ausreichend Tische, Stühle, Tafeln? Hier sind Lieferzeiten von 18 Wochen inzwischen normal und das Lieferkettenproblem wird immer größer. Ist das Mobiliar bereits bestellt?“

Die Schulgemeinde aus 1100 Schülerinnen und Schülern, 2000 Eltern sowie 100 Lehrkräften dränge zunehmend auf Antworten.

Da die Planungen für das neue Schuljahr jetzt beginnen, so Crede, „sind wir gezwungen, parallel zu planen. Vor dem Szenario, „dass uns zunächst keine zusätzlichen Räume zur Verfügung stehen werden und wir daher nicht alle Lerngruppen in der Schule beschulen können, möchte ich ankündigen, dass wir mit Beginn des neuen Schuljahres alternierend jeweils einen Jahrgang pro Schultag mit Arbeitsaufträgen versehen und zu Hause lassen müssen.“

Es könne keinen echten Distanzunterricht geben, da auch die Lehrkräfte in der Schule keinen Raum haben. Sie könnten aber Distanzunterricht nicht vom heimischen Schreibtisch aus halten, da sie davor oder danach Unterricht in der Schule in anderen Lerngruppen erteilen.“

Das sagt Stadtbaurat Christof Nolda:

„Die schnellste Lösung sei die Anmietung von externen Räumen“, sagt Stadtbaurat Christof Nolda zum Problem der Raumnot an Kasseler Gymnasien: „Wir sind mit mehreren Optionen unterwegs.“ Die Verhandlungen seien aber aufgrund der Situation im Bausektor schwer. Alles habe sich in den vergangenen Monaten verkompliziert: Wer übernimmt welche Kosten, wer welches Risiko? Die Gespräche dauerten viel länger als früher. „Wir sind aber in mehreren Verhandlungen, alles läuft mit Nachdruck und wir sind auf einem guten Weg.“ Es sei nicht das erste Mal, dass für Schulen Objekte angemietet werden.

„Es ist der Job des Hochbauamts, die 66 städtischen Schulen am Laufen zu halten. Wir kümmern uns mit Vehemenz – auch um die Ausstattung.“ Nolda sagt, er habe Verständnis für die Verärgerung und Verunsicherung der Schulen, aber er könne nur appellieren: „Haben Sie ein bisschen Vertrauen.“

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