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Hans-Jürgen Bodden gestorben: Abschied vom Kasseler Schnuddel-Hannes

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Von: Thomas Siemon

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HNA-Mundart-Autor Hans-Jürgen Bodden am Friedrichsplatz in Kassel mit einem Schild, auf dem „Mundart: Schnuddel-Hannes“ steht.
War als Mundartautor für die HNA aktiv: Als Schnuddel-Hannes hat sich Hans-Jürgen Bodden einen Namen gemacht. Im Alter von 68 Jahren ist er an einer Krebserkrankung gestorben (Archivfoto). © Pia Malmus

Den Lesern war er als Schnuddel-Hannes bekannt. Außerdem war er in Kassel Stadtführer. Nun ist Hans-Jürgen Bodden im Alter von 68 Jahren gestorben.

Kassel – Er hätte noch so viel zu erzählen gehabt. Über das „ahle Nest“, das er mit all seinen Brüchen so sehr ins Herz geschlossen hatte und dessen „Fullebrüggenschbroche“ er bestens beherrschte. Doch Hans-Jürgen Bodden, der als „Schnuddel-Hannes“ die Kasseler Ausgabe der HNA bereichert hat, ist im Alter von 68 Jahren gestorben.

Gegen seine Krebserkrankung hat er lange Zeit angekämpft. Wer es nicht wusste, hat ihm das kaum angemerkt. Hans-Jürgen Bodden war ein lebensfroher Mensch mit Humor. Vor knapp zwei Jahren ist er auf die HNA zugekommen. Er wolle dafür sorgen, dass in seiner Heimatzeitung auch die Mundart häufiger vorkomme. Danach ging es ganz schnell. Innerhalb kurzer Zeit hatte er als Schnuddel-Hannes seine eigene Kolumne.

Mundartexperte Hans-Jürgen Bodden wurde 68 Jahre alt: Nachruf auf Schnuddel-Hannes

Seine Vorstellung in der HNA klang so: „Morjen Liede, Ihr werdet euch vielleichd wunnern, warum ich jetz blötzlich hier uffdauche. Ich bin das, was me ne Kassler Schlagge nennd unn honn mäh gedachd, dass ich Euch immer widder ma das eine oder annere von disser wunnerbahren Stadd erzähle. Ich honn beruflich viel midd Menschen ze dune unn erläbe immer widder, dass selbsd eingefleischde Kasseläner manchesmo uff‘m Schlauche stehn, wemme se nah was speziellem frahchd. Da honn ich mir übberlehchd, dass mussde ännern.“ Die Kurzübersetzung: Da war jemand, der viel in der Stadt rumkommt und darüber so erzählen will, wie ihm die „Schnudde“ (der Mund) gewachsen ist.

Seine „Sprachkenntnisse“ hat er von Kindheit an erworben. Hans-Jürgen Bodden ist mit zwei Brüdern und zwei Schwestern in Kirchditmold und im Vorderen Westen aufgewachsen. Hupfeldschule, Herkulesschule, Albert-Schweitzer-Schule, Abitur und dann die Ausbildung bei der Bahn: Das waren Stationen in seinem Leben.

Karikatur des Schnuddel-Hannes gezeichnet von Zeichner Niko Mönkemeyer
Charakteristisch: So sah den Schnuddel-Hannes unser Zeichner Niko Mönkemeyer. © Niko Mönkemeyer

Der Schnuddel-Hannes arbeitete neben seiner Mundart-Kolumne auch als Kasseler Stadtführer

Auf die Idee, nach der Pensionierung als Stadtführer zu arbeiten, kam Hans-Jürgen Bodden übrigens bei einem Besuch in Aachen. Dort sei die Führung im Dom so staubtrocken gewesen, dass er sich vornahm, es selbst einmal zu versuchen – und zwar deutlich unterhaltsamer.

Bei Kassel Marketing hat er Schulungen absolviert und im Lauf der Zeit seinen eigenen Stil entwickelt. Dazu gehörten immer auch Kostproben der heimischen Mundart. Seine letzte Führung hat Hans-Jürgen Bodden im vergangenen Jahr gemacht. Da kam auch das Buch „Kassel zu Fuß“ heraus, das er zusammen mit dem HNA-Redakteur Thomas Siemon geschrieben hat. „Die Arbeit an dem Buch und die Kolumnen für die HNA haben ihm sehr viel bedeutet“, sagt Jörg-Emmerich Bodden, der mit ihm verheiratet war. Kraft und Lebensfreude habe ihm das gegeben – selbst in den krankheitsbedingt schweren Phasen.

Im Dezember vergangenen Jahres habe sich abgezeichnet, dass die Kräfte schwinden. Hans-Jürgen Bodden, der zuletzt in Baunatal-Altenritte wohnte, ist am Samstag gestorben. Die Urnenbeisetzung findet im engen Freundes- und Familienkreis statt. Nicht nur dort wird er fehlen. Der Schnuddel-Hannes hat Spuren hinterlassen. (Thomas Siemon)

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