Kassel. Die Wissenschaftssprache bereitet vielen Studenten der Uni Kassel große Probleme. Hinzu kommen Unsicherheiten bei Rechtschreibung, Grammatik, Zeitformen und Kommasetzung.
Dies ist das Ergebnis von Tests, die seit 2009 von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Monika Jordanow für das Projekt „KoDeS - Kompetenzbereich Deutsche Sprache“ begleitet werden.
Fast 1000 Studienanfänger wurden bislang daraufhin geprüft, wie gut sie wissenschaftliche Texte verfassen und verstehen können. Die Teilnehmer des Tests kommen aus allen Fachbereichen und werden von Professoren ausgewählt, wenn sie bei ihren Studenten Nachholbedarf erkennen.
Jordanow, die derzeit ihre Ergebnisse für eine Doktorarbeit bei Dr. Karin Aguado vom Institut für Sprache auswertet, hat bereits etliche Erkenntnisse gesammelt: Schwer falle den Studenten besonders die Aneignung und richtige Verwendung der wissenschaftlichen Sprache und des Fachwortschatzes. Oft würden zwar in Vorlesungen aufgeschnappte Fachausdrücke in Texten benutzt, aber in einen falschen Zusammenhang gestellt.
Zudem sei der Schreibstil häufig zu umgangssprachlich und nicht den wissenschaftlichen Ansprüchen angemessen.
Es sei für Studenten oft unbefriedigend, wenn sie ihre Hausarbeiten mit Anmerkungen wie „erhebliche sprachliche Mängel zurückbekämen“, sagt Dr. Karin Aguado. Viele erwiderten dann den Professoren: „Aber Sie wissen doch, was ich meine.“ Dies reiche aber nicht aus. Die richtige Verwendung von Wissenschaftssprache sei für die präzise und objektive Beschreibung eines Themas oder Forschungsgegenstandes unerlässlich. Zudem müsse die Wissenschaftssprache beherrscht werden, um Texte richtig zu verstehen - häufig beobachtet die Professorin, dass ihre Studenten Texte falsch interpretieren.
Aber auch bei grundlegenden Dingen wie der Rechtschreibung tauchten immer wieder Unsicherheiten auf. Aus Sicht von Dr. Karin Aguado könne ein Grund der Wechsel von der alten auf die neue Rechtschreibung sein, den heutige Studenten während ihrer Schulzeit miterlebt hätten.
Kompliziert muss es nicht sein
Was das fehlende Verständnis für die Wissenschaftssprache angehe, sprechen Monika Jordanow und Dr. Aguado von einem Lernprozess. Dieser könne erst in der Hochschule beginnen. Ein häufiger Trugschluss sei, dass Wissenschaftssprache kompliziert, unverständlich und reich an Nominalstil sein muss.
Um den Studienanfängern, die bei den Tests schlechter abschneiden, nicht nur ihre Defizite aufzuzeigen, bietet Monika Jordanow Workshops an, in denen das Verfassen und Verstehen von wissenschaftlichen Texten geübt wird.
Von Bastian Ludwig