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Hospiz-Neubau in Kassel stößt auf Protest der Anwohner in Harleshausen

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Von: Andreas Hermann

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Protestieren mit Transparent gegen den Hospiz-Neubau am Geilebach: (von links) die Harleshäuser Ulrich Nett, Karsten Kutzner, Heidemarie Schaefer, Sabine Giesa, Norbert Schäfer, Helmut Hartmann und Uwe Wolter.
Protestieren mit Transparent gegen den Hospiz-Neubau am Geilebach: (von links) die Harleshäuser Ulrich Nett, Karsten Kutzner, Heidemarie Schaefer, Sabine Giesa, Norbert Schäfer, Helmut Hartmann und Uwe Wolter. © andreas hermann

Aus Gründen des Natur- und Klimaschutzes sowie der Verkehrsbelastung wird das Vorhaben der Altenhilfe Gesundbrunnen am Geilebach abgelehnt.

Harleshausen – Es geht um das sensible Thema Sterbebegleitung. Deshalb stellen die Initiatoren des Protests in Harleshausen klar, dass sie nichts gegen die Einrichtung eines Hospizes haben. Sie lehnen aus Gründen des Natur- und Klimaschutzes jegliche Art der Bebauung an diesem Standort am Geilebach ab. Schon rund 250 Unterschriften haben sie im Stadtteil gegen das Vorhaben der Kirche inzwischen gesammelt.

Auf dem Grundstück an der Straße Im Grund will die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen (Hofgeismar) einen Hospiz-Neubau mit zwölf Zimmern errichten. Der bisherige Standort in Kassel mit sechs Zimmern an der Konrad-Adenauer-Straße sei nicht mehr erweiterbar und solle daher aufgegeben werden, teilt der Trägerverein mit.

Die Stadtverordneten haben den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan bereits mit großer Mehrheit gefasst, nur die Linke lehnte ihn ab. Im Harleshäuser Ortsbeirat haben Altenhilfe und Liegenschaftsamt im November die Pläne vorgestellt. Der Ortsbeirat nahm die Planung zur Kenntnis, bat den Magistrat aber darum, die verkehrsrechtliche Situation zu prüfen. Denn schon jetzt werde dieser Bereich als „Umgehung“ der Kreuzung Obervellmarer/Wolfhager Straße genutzt und sei zu Hauptverkehrszeiten stark belastet.

Grafik: Lage des geplanten Hospiz-Neubaus in Kassel-Harleshausen.
Grafik: Lage des geplanten Hospiz-Neubaus in Kassel-Harleshausen. © HNA

Sabine Giesa, Sprecherin der Protest-Initiatoren, verweist darauf, dass der Neubau an der 2017 für mehr als eine Million Euro renaturierten Geile errichtet werden soll. Die Ziele der Renaturierung – der Hochwasserschutz und die naturnahe Gestaltung – würden durch die Bebauung konterkariert.

Auch wegen des Stadtklimas sei die Planung nicht nachvollziehbar, da es sich um ein Kaltluftentstehungs- und Kaltluftabzugsgebiet handele. „Ein solch eklatanter Eingriff in die Natur ist durch keine noch so gute Nutzung zu rechtfertigen“, meint Sabine Giesa. Auch Nabu, BUND und die Kulturinitiative Harleshausen kritisieren die Pläne, im Geilebachtal weitere Flächen versiegeln zu wollen.

Die Stadt Kassel weist die Kritik zurück (Bericht oben). Der Entwurf sehe im hinteren Grundstücksbereich nur einen eingeschossigen Baukörper mit Dachbegrünung vor, der zweigeschossige Gebäudeteil zur Straße hin sei mit einer Fassadenbegrünung geplant. Der Hospiz-Neubau werde sich daher sehr gut einfügen.

Nach bisherigem Zeitplan soll der Umzug des Hospizes vom Brasselsberg nach Harleshausen 2025/2026 erfolgen. Die Altenhilfe Gesundbrunnen, Trägerverein zahlreicher diakonischer Einrichtungen in Nordhessen und Thüringen, schätzt vorab die Investitionssumme auf rund sechs Millionen Euro und hat von der Stadt Kassel bereits das Grundstück am Geilebach erworben.

Ralf Pfannkuche Kaufmännischer Vorstand Altenhilfe Gesundbrunnen
Ralf Pfannkuche Kaufmännischer Vorstand Altenhilfe Gesundbrunnen © Nils Jewko

Alle Auflagen der Naturschutzbehörde würden erfüllt, man habe die Planungen auf diesen besonderen Standort abgestimmt, betont Ralf Pfannkuche, der Kaufmännische Vorstand des Trägervereins. Nach seinen Angaben ist die Altenhilfe Gesundbrunnen Trägerin, Betreiberin und Bauherrin. Für das Hospiz in Kassel habe man bereits seit 1. Mai 2000 die Zulassung. Am Standort Brasselsberg könnten sechs Menschen begleitet werden. Die 18 Beschäftigten würden durch Ehrenamtliche des Hospiz-Vereins unterstützt.

Gebaut werde das Hospiz in Harleshausen auf der Wiese, die zwischen Naturschutzgebiet und Straße liege. Der Abstand zum Bachlauf werde entsprechend groß sein. „Weder der Neubau noch die Gartenanlage wird also in die Bach-Aue des frisch renaturierten Geilebachs eingreifen“, sagt Pfannkuche. „Die Gartengestaltung rund um das neue Gebäude wird einen Anschluss zum Naturschutzgebiet bilden. Natürlich möchten wir, dass eine Einheit entsteht“, unterstreicht auch Jochen Gerlach, Theologischer Vorstand des Trägers. Das Naherholungsgebiet werde nicht beeinträchtigt.

„Aus unserer Sicht ist der Standort sehr gut geeignet. Er liegt in einem Wohngebiet, ist integriert in den Stadtteil und trotzdem etwas abgelegen. Dadurch bietet er genug Ruhe und Geborgenheit für unsere Gäste“, sagt Gerlach. Was die Verkehrssituation in dem Gebiet anbelange, sei man „ganz an der Seite der Anwohner“, erklärt die Altenhilfe. „Eine beruhigte Verkehrssituation würden auch wir uns wünschen“, betonen Pfannkuche und Gerlach. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch das Hospiz müssten Anwohner jedoch nicht befürchten. (Andreas Hermann)

Das sagt die Stadt Kassel: „Bebauung tangiert Bach-Aue nicht“

Die Stadt Kassel weist die Kritik zurück. Der Hospiz-Standort befinde sich außerhalb der bei der Geilebach-Renaturierung gestalteten Flächen und liege nicht im Überschwemmungsgebiet. „Die renaturierte Bach-Aue wird durch die geplante Bebauung nicht tangiert“, erklärt das Amt für Stadtplanung. Die Fläche weise keine besondere Schutzwürdigkeit auf und liege mit Ausnahme eines Teilstücks, das nicht baulich genutzt werde, außerhalb des Landschaftsschutzgebietes. Da der Neubau in einer Linie mit benachbarten Gebäuden abschließe, sei auch keine Einschränkung der Luftleitbahn zu erwarten.

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