Für die Strecke nach Waldau hatte die KVG im Jahr 2010 Pläne vorgestellt und die Kosten-/Nutzen-Frage mit „sehr gut“ bewertet. Nach Anwohnerprotesten, die etwa den Lärm durch die Trams fürchteten, verlief das Projekt aber im Sande. Nun, so Nolda, habe die KVG für Waldau eine neue Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und bereite eine neue Nutzen-Kosten-Untersuchung vor, damit diese sofort nach Vorlage der neuen Bewertungskriterien starten könne.
Offen ist, auf welcher Trasse die Tram nach Waldau rollen soll. Die Studie sei noch in Arbeit, daher könne er keine Aussage dazu machen, sagte Nolda. Die KVG-Pläne 2010 sahen eine Trasse vom großen Kreisel über die B 83 nach Waldau vor. Geschätzte Kosten: 31 Millionen Euro. Alternativ böte sich eine Route über die Damaschkebrücke am Auedamm an. Ab 2022 soll diese so erneuert werden, dass auch Trams darüber fahren können.
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Der Straßenbahn-Ausbau von der Innenstadt nach Harleshausen gilt bisher nach der Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) als nicht förderfähig und damit nicht finanzierbar. Berechnet wurde laut KVG ein Trambetrieb im 15-Minuten-Takt. Danach sind pro Jahr Infrastrukturkosten von 2,1 Millionen Euro und Nutzenbeiträge (etwa durch mehr Fahrgäste) von 422 000 Euro zu erwarten, das ergibt ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,2. Für eine Förderung muss der Wert über 1,0 liegen.
Auf welcher Trasse die Trams von der Innenstadt in Richtung Harleshausen und in Richtung Waldau rollen könnten, ist noch offen. Unsere Grafik zeigt die in einer Studie genannten Varianten für die Tram Harleshausen (rot) und – weil hier die Studie noch aussteht – denkbare Trassen für die Tram Waldau (blau gestrichelt). Der aktuelle Stand:
Für die Verlängerung des Tram-Netzes nach Harleshausen liegt eine Machbarkeitsstudie vor. Sie schätzt den Ausbau als technisch machbar ein und schätzt die Kosten auf über 100 Millionen Euro. Vorgeschlagen wird eine Trasse über die Wolfhager Straße, die am Holländischen Platz (präferiert) oder an der Reuterstraße beginnt. Für Harleshausen sieht die Studie drei Trassen-Varianten vor: eine über die Ahnatalstraße, die zweite über die Ahnatalstraße und zurück auf die Wolfhager Straße und die dritte, die bis zum Freibad am Ortsausgang auf der Wolfhager Straße verbleibt. Die Entscheidung steht noch aus.
Das größte Problem für die Tram Harleshausen stellt jedoch die bislang fehlende Förderfähigkeit dar. Stadt und KVG hoffen auf die für 2022 angekündigte neue Standardisierte Bewertung von ÖPNV-Vorhaben. Wenn, wie erwartet, bei Tram-Ausbauten künftig Parameter wie die Einsparung von Kohlendioxid stärkere Berücksichtigung finden, könnte das Nutzen-Kosten-Verhältnis für die Tram Harleshausen (bisher: 0,2) deutlich besser ausfallen. Für eine Förderung durch Bund und Land ist ein Wert von über 1,0 nötig.
Für die Tram nach Waldau ist eine neue Machbarkeitsstudie in Arbeit. Bis diese vorliegt, wollen Stadt und KVG nichts zur möglichen Trassenführung sagen. Die Pläne, die von der KVG im Jahr 2010 vorgestellt wurden, präferierten eine rund 3,5 Kilometer lange Trasse vom Platz der Deutschen Einheit über die B 83. In Waldau sollte die Tram über die Lilienthalstraße oder die Breslauer und Görlitzer Straße weitergeführt werden. Geschätzte Kosten: 31 Millionen Euro.
Wegen der vielen Menschen, die in Waldau wohnen und arbeiten, ging die KVG von hohen Fahrgast-Zugewinnen und einem sehr guten Nutzen-Kosten--Verhältnis aus. Die Pläne stießen aber auf Kritik vieler Anwohner. Sie befürchteten durch die Trams unter anderem eine Zunahme des Lärms in Ortskern und Siedlungen.
Mit der ab Ende 2022 und bis 2024 geplanten Erneuerung der Damaschkebrücke am Auedamm könnte eine alternative Route für die Tram Waldau ins Spiel kommen. Bewusst wird der 13,2 Millionen Euro teure Ersatzneubau, der südlich der bisherigen Brücke errichtet werden soll, so geplant, dass auch Straßenbahnen darüber rollen könnten. Wie aber eine Tram-Trasse von der Innenstadt dorthin beziehungsweise von der Brücke weiter nach Waldau geführt werden könnte, ist offen. Zur Trassenführung wollten weder Stadtbaurat Christof Nolda im Ausschuss noch die KVG auf HNA-Anfrage etwas sagen. Erst müsse die neue Machbarkeitsstudie vorliegen, hieß es.
Anlass für die angedachte Paket-Lösung oder Kombination ist der Gedanke, unter Einbeziehung der Strecke nach Waldau könnte die Verbindung förderfähig und damit finanzierbar werden. Dies gilt für die Tram Harleshausen allein auch bei einer Neubewertung als unsicher, fiel doch das Verhältnis der Kosten und Nutzen sehr enttäuschend aus. Wie Nolda im Stadtentwicklungsausschuss auf CDU-Anfrage berichtete, führte die angenommene Anbindung von Waldau zu einer positiven Entwicklung der Nutzen-Kosten-Untersuchung für die Tram Harleshausen. In der Studie zu Waldau gehe es aber zunächst um die grundsätzliche Frage, ob ein Ausbau möglich ist.
Die Großbaustelle „Drei Brücken“ in Rothenditmold sorgt bis zum Wochenende für größere Behinderungen. In den nächsten anderthalb Jahren erneuert hier die Bahn alle in die Jahre gekommenen Überführungen. Dafür sind 30 Millionen Euro veranschlagt. (Andreas Hermann)