Trockene Gewässer im Habichtswald bereiten den Harleshäusern Sorge

Ist die Trockenheit an Geilebach und Erlenloch noch normal oder eher extrem? Der Ortsbeirat Harleshausen fordert nun eine Untersuchung und Maßnahmen.
Harleshausen – Die Geile ist zu einem Bach ohne Wasser geworden, das gleiche Schicksal hat ihre Zuflüsse wie den Kubergraben ereilt. Das Erlenloch ist von einem See zu einem Tümpel geschrumpft.
Ist diese Trockenheit der Gewässer im Habichtswald eine, die in den Sommermonaten mit der in anderen Regionen vergleichbar, also ganz normal ist? Oder handelt es sich im Bereich von Geile und Erlenloch eher um eine extreme Trockenheit, die auf außergewöhnliche Probleme hinweist?
Diesen Fragen will der Ortsbeirat Harleshausen jetzt auf den Grund gehen lassen. Einstimmig hat das Gremium einen Beschluss gefasst, mit dem die Stadt Kassel (Untere Wasserbehörde) darum gebeten wird, einen Antrag beim Regierungspräsidium Kassel (Obere Wasserbehörde) zu stellen. Der Antrag zielt darauf ab, dass der aktuelle Zustand im Bereich von Geile und Erlenloch von Experten erfasst und mögliche Maßnahmen gegen die Trockenheit ermittelt werden.
Dieser Wunsch nach einer Untersuchung geht auf die Initiative besorgter Harleshäuser zurück. „Es ist alles trocken geworden. Und nicht erst seit heute, sondern seit Jahren“, berichtete Helmut Hartmann im Ortsbeirat als Vertreter der Kulturinitiative Harleshausen und des Forums Kulturen der Nachhaltigkeit (KdN). Die Mitglieder haben den Antrag beziehungsweise die Initiative dazu auf den Weg gebracht.
Denn nach eigenen Beobachtungen sowie nach Hinweisen aus der Bevölkerung und von Ortskundigen hätten der Geilebach in seiner Fließdynamik und das Erlenloch „massiv nachgelassen“, meint das Forum. Angesichts der beobachteten Abnahme des Wasserflusses stelle sich auch die Frage, ob eine ausreichende Versorgung der Bäume und Pflanzen mit Wasser noch gewährleistet sei. Bei zwei Exkursionen habe man unter anderem festgestellt, dass das Quellgebiet der Geile nicht mehr eindeutig identifizierbar und die Trockenheit inzwischen auch an den Rändern des Baches erkennbar sei.
Ob es sich um eine normale oder um eine außergewöhnliche Trockenheit handelt, soll nach dem Willen der Harleshäuser von Experten geklärt werden. Auf Anfrage unserer Zeitung gehen zwei Kenner der heimischen Gewässer nicht so weit, die Situation im Habichtswald bereits als extrem einzustufen.
Detlef Wagner von Kasselwasser ist über viele Jahre hinweg für die Renaturierung des Geilebachs im Raum Harleshausen und Jungfernkopf zuständig gewesen. „Nach meiner Einschätzung handelt es sich tatsächlich ‚nur’ um eine Trockenheit, wie diese angesichts der Witterung derzeit auch in anderen Gewässern der Region vorkommt.“ Es gebe derzeit immer längere Zeiträume, an denen es nicht regne oder nur wenig regne. Wagner: „Dafür werden die einzelnen Regenereignisse immer stärker und intensiver.“
Die Frage, ob die Trockenheit im Geilebach tatsächlich außergewöhnlich ist, könne und wolle er nicht beantworten, betont Christian Henschke vom Dezernat Schutzgebiete, Artenschutz, biologische Vielfalt und Landschaftspflege beim RP Kassel. Er halte es aber für aussichtsreich, diese Frage durch einen Experten beantworten zu lassen. „Die Feststellung der Menschen vor Ort, dass der Bach in den letzten Jahren mehr als bisher Niedrigwasser führt, ist ein Anlass, genauer hinzuschauen.“
Henschke hat bei einer Veranstaltung in Harleshausen bereits zum Thema „Klimawandel und seine Folgen“ gesprochen. Der Geilebach werde künftig noch mehr als bisher Extremen – also Phasen sehr niedriger und sehr hoher Wasserführung – ausgesetzt sein. „Meines Erachtens ist außergewöhnlich, dass sich Anwohner des Stadtteils auf den Weg machen, um zu verstehen, was sich an ihrer natürlichen Umwelt verändert, warum, und was getan werden kann“, sagt Henschke. Die Frage der Resilienz (Widerstandskraft) eines Gewässers gegenüber den Einflüssen des Klimawandels müsse ausgehend vom aktuellen Zustand betrachtet werden und könne nicht pauschal erfolgen. Ökologischer Hochwasserschutz, Auenentwicklung, Biotopverbund für klimasensible Arten: All das sind laut Henschke Ziele, denen die Landesregierung im Rahmen des integrierten Klimaschutzplans Hessen Naturschutz-Programme gewidmet hat. Diese Programme zielten auf Maßnahmenumsetzung ab.
(Andreas Hermann)
