1. Startseite
  2. Kassel
  3. Harleshausen

Wolf am Blauen See bei Kassel gesichtet

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Thomas Siemon

Kommentare

Ungewöhnliche Begegnung: Auf diesem Waldweg in der Nähe vom Blauen See im Habichtswald war ein Wolf unterwegs. Das hessische Wolfszentrum hat bestätigt, dass es sich bei dem Tier um einen Wolf handelt.
Ungewöhnliche Begegnung: Auf diesem Waldweg in der Nähe vom Blauen See im Habichtswald war ein Wolf unterwegs. Das hessische Wolfszentrum hat bestätigt, dass es sich bei dem Tier um einen Wolf handelt. © Privat

Der Wolf war nun auch in der Nähe von Kassel unterwegs. Experten vermuten jedoch, dass das Tier inzwischen längst weitergezogen ist.

Kassel – Jetzt gibt es die Bestätigung: Das hessische Wolfszentrum in Gießen hat auf einem Foto, das am Blauen See bei Kassel gemacht wurde, eindeutig einen Wolf identifiziert. Der Wolf wurde am 10. Mai gesehen, so die Fachleute. An diesem Tag waren zwei 48-jährige Frauen aus Kassel in der Nähe der Künstlernekropole im Wald oberhalb der Rasenallee unterwegs. „Der Wolf hat sich für den Hund meiner Freundin interessiert“, sagt eine der beiden, die nicht mit Namen genannt werden will.

Die zwei Frauen, die sportlich beim Walken unterwegs waren, hätten daraufhin ihr Tempo beschleunigt. Nach einer Weile habe sich ihre Freundin umgedreht und den Wolf angebrüllt. Daraufhin sei er weggelaufen. Vorher hat eine der beiden Frauen noch ein Handyfoto gemacht. Dieses Foto wurde über die zuständige Försterin dann nach Gießen geschickt. Gleichzeitig informierte eine der Frauen die Klassenlehrerin ihrer Tochter, die auf die Montessorischule an der Rasenallee geht.

Wolf bei Kassel gesichtet: In Hessen muss mit durchziehenden Tieren gerechnet werden

Auch dazu hat sich das Gießener Wolfszentrum geäußert. Für Menschen, die den umliegenden Wald für die Naherholung nutzen oder auch für Kindergartengruppen gebe es nach der Sichtung keinen Grund für eine Verhaltensänderung. Also auch keinen Anlass zur Panik.

Die Fachleute verweisen auf das Wolfsmonitoring vom 1. Mai 2022 bis Ende April 2023. Demnach gebe es in Hessen aktuell sechs Wolfsterritorien, davon drei mit einem Rudel. Hinzu kommen zwei Einzeltiere und ein Territorium mit bisher unklarem Status. Im Bereich des Blauen Sees sind demnach keine Wölfe langfristig sesshaft. Überall in Hessen sei jedoch mit durchziehenden Wölfen zu rechnen. Auf die Nachfrage, ob es sich bei dem Kasseler Wolf um ein krankes Tier handeln könnte, gab es gestern keine Antwort.

Zuletzt wurden im Landkreis Kassel Sichtungen und Verdachtsfälle in Wolfhagen (8. Februar), Helsa (1. März) und Söhrewald (2. Mai) gemeldet. (Thomas Siemon)

Wie sollte man sich verhalten?

Wölfe sind nach Angaben von Fachleuten allgemein scheu und ziehen sich zurück, wenn sie Menschen wahrnehmen. Sollte es doch zu einer Begegnung kommen, sollte man sich ruhig verhalten und Abstand wahren. Die Tiere laufen meist ohne übermäßige Hast davon. Sollte das nicht der Fall sein, kann man Lärm machen und versuchen, das Tier einzuschüchtern. Weitere Hinweise gibt es unter hlnug.de/wolf im Internet.

Ist der Wolf womöglich krank? Zumindest sieht er auf dem Foto ausgesprochen hager und nicht gerade fit aus. Auf eine entsprechende Anfrage hat das hessische Wolfszentrum in Gießen gestern reagiert.

Auf den ersten Blick gebe es keine Anzeichen für eine typische Krankheit wie die Räude. Das könne man am Fell erkennen. Prinzipiell gebe es gerade bei Jungtieren eine Vielzahl von möglichen Krankheiten. Viele würden deshalb das erste Lebensjahr nicht überstehen. Genauere Angaben zum konkreten Fall der Sichtung in Kassel könne man anhand eines Fotos aber nicht machen.

Möglicherweise sei der abgemagerte Wolf ein schlechter Beutegreifer, so die fachliche Einschätzung. Das würde zum Beispiel auf ein Jungtier mit wenig Jagderfahrung zutreffen.

Das Wolfszentrum bekräftigte die Einschätzung, dass der Habichtswald bei Kassel bislang kein Wolfsterritorium sei. Aus Thüringen und Niedersachsen gebe es immer wieder junge Wölfe, sogenannte Jährlinge, die auch Richtung Nordhessen wandern. Diese Tiere legen am Tag bis zu 80 Kilometer zurück. Wo sie ein Revier suchen, sei nicht vorhersehbar. Dies könne 30 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt oder 1000 Kilometer weiter sein.

Auch interessant

Kommentare