Kassel. Hausbesetzung im Vorderen Westen: Mehrfach sind am Wochenende Unbekannte, die sich in einem Internetblog als „Aktivisten“ bezeichnen, in die baufällige Villa an der Querallee eingedrungen. Jetzt wird das Gebäude, das dem Land Hessen gehört, von der Polizei bewacht.
Die leer stehende Villa, 1896 erbaut, sei baufällig. Auch aus Sicherheitsgründen müsse verhindert werden, dass Unbefugte das Gebäude betreten, sagte Polizeisprecher Norbert Israel auf Anfrage der HNA.
In der Nacht zu Samstag hatten die Hausbesetzer offenbar zu einer Party eingeladen. Als sich gegen 3 Uhr Nachbarn wegen Ruhestörung beschwert hatten und die Polizei kam, machte sich die Gruppe aus dem Staub. Laut Polizeisprecher Israel handelte es sich um etwa 50 Leute. Personalien hätten die Beamten nicht aufnehmen können.
Auf einem ausgehängten Transparent forderten die Aktivisten „Mehr selbstverwalteter Raum zur freien Entfaltung junger Menschen.“ Am Samstagabend hätten sich die Hausbesetzer erneut Zugang zu dem Haus verschafft. Beim Eintreffen der Polizei hätten die zehn bis 15 Personen erneut das Weite gesucht. Daraufhin sei das Gebäude komplett durchsucht worden. Um zu verhindern, dass die Aktivisten wieder in das teilweise einsturzgefährdete Gebäude eindringen, hielt anschließend rund um die Uhr eine Streifenwagen-Besatzung Wache vor der Villa und machte Kontrollgänge.
Wer hinter der Aktion steckt, ist bislang unklar. Die Polizei ermittelt wegen Hausfriedensbruch. Das Hessische Immobilienmanagment, das für das Gebäude zuständig ist, hat Anzeige erstattet. In einem Internetblog, der offen für die Aktion angelegt wurde, heißt es, man wolle das denkmalgeschützte Gebäude „durch die Besetzung vor Leerstand und dem damit verbundenen drohenden Verfall“ schützen. Gleichzeitig biete es „Raum zur kulturellen Entfaltung, der in Kassel fehlt“.
Die neoklassizistische Villa an der Querallee steht seit Längerem leer. Sie wird vom Hessischen Immobilien Management (HI) verwaltet, früher befand sich darin das Staatsbauamt (heute: Hessisches Baumangagement). Als die HNA zuletzt nachfragte, was mit dem Gebäude passieren soll, blieb das Hessiche Immobilienmanagement eine Antwort schuldig. Angaben über den Umfang der dringend notwendigen Sanierung konnte eine Sprecherin damals nicht machen.