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Heilpädagogen sind gefragt in Kasseler Kitas

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Von: Katja Rudolph

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Andrea Beenen macht ein Fingerspiel mit drei Kindern in der Kita „Die Kurzen“ im Vorderen Westen.
Ganzheitlicher Blick auf jedes Kind: Andrea Beenen – hier bei einem Fingerspiel mit den Kindern – ist Heilpädagogin und Leiterin der Kita „Die Kurzen“ im Vorderen Westen. © Katja Rudolph

Heiilpädagogen sind nicht nur in der Behindertenhilfe im Einsatz, auch in Kindertagesstätten sind sie zunehmend gefragt - auch in Folge der Pandemie.

Kassel – Aufmerksam, zugewandt und mit viel innerer Ruhe begleitet Andrea Beenen seit 25 Jahren Kinder in der Kita „Die Kurzen“ an der Querallee. Die Erzieherin hat auch eine Ausbildung als Heilpädagogin – eine Kompetenz, die zunehmend gefragt ist. Denn in Kindertagesstätten gibt es immer mehr Mädchen und Jungen, die in ihrer sozialen oder motorischen Entwicklung beeinträchtigt sind. Auch behinderte oder chronische kranke Kinder werden heute meist in regulären Kitas betreut.

Bei den Kurzen hat Andrea Beenen schon viele sogenannte Integrationskinder begleitet. Mit dem ganzheitlichen Blick der Heilpädagogik in Zusammenarbeit mit Eltern, Therapeuten und anderen Stellen geht es dann darum, die Kinder optimal zu fördern. Die Entwicklung von Kindern, sagt die 55-Jährige, habe sich aber generell verändert durch verstärkten Medienkonsum, weniger freies Spiel und weniger Naturerlebnisse.

Auch Monika Stier, stellvertretende Leiterin des städtischen Amts Kindertagesbetreuung, sieht wachsenden Bedarf für die Kompetenzen von Heilpädagogen in Kitas. „Die Pandemie hat vieles verschärft“, sagt sie. Viele Kinder seien über Monate zuhause gewesen, mitunter ohne Kontakte außerhalb der Familie. Die Folge sei, dass man „in der sozial-emotionalen Entwicklung teilweise bei Null anfangen muss“, sagt Stier. Auch Bewegung kam für viele Kinder in der Corona-Hochphase zu kurz. Gleichzeitig brächten Kinder mit Fluchtgeschichte besondere Belastungen mit, sagt Monika Stier.

Bislang gebe es nur vereinzelt Heilpädagoginnen in Kitas. Wünschenswert sei, dass in jeder Einrichtung mindestens ein Heilpädagoge tätig sei, bei mehr als fünf Gruppen zwei, sagt die stellvertretende Amtsleiterin.

Michael Michels leitet die Fachschule für Heilpädagogik am Evangelischen Fröbelseminar, wo im Herbst eine neue Ausbildungsrunde startet. Noch sind einige Plätze frei. „Die heilpädagogische Arbeit beginnt da, wo andere Pädagogen an Grenzen stoßen“, sagt Michels. Heilpädagogen kennzeichne eine besondere Haltung: „Es wird mehr auf Kompetenzen, Stärken und Ressourcen geschaut statt auf Defizite.“ Dabei richte man den Blick auf den einzelnen Menschen in seinen Lebensumständen und versuche, dessen Perspektive einzunehmen und zu verstehen. Eine Art „professionelle Mitmenschlichkeit“, so Michels.

In der Ausbildung, die auch medizinische und psychologische Inhalte umfasst, lernen die Teilnehmenden entwicklungspädagogische Diagnosen zu stellen. Das geschieht vor allem durch Beobachtung – etwa beim kindlichen Spiel. Die heilpädagogische Perspektive heißt es also häufig auf dem Fußboden einzunehmen.

Neue Ausbildungsrunde im Kasseler Fröbelseminar startet im September

Das Evangelische Fröbelseminar bietet ab September eine berufsbegleitende Weiterbildung zum staatlich anerkannten Heilpädagogen an. Sie richtet sich insbesondere an pädagogische und pflegerische Fachkräfte und dauert fünf Semester.

Infos und Bewerbungsunterlagen unter: froebelseminar.de/angebote/ausbildung/heilpaedagoge/in

Kontakt: Michael Michels, Fachschule für Heilpädagogik, Tel: 0561/816 40 218, E-Mailm.michels@ev.froebelseminar.de

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