Kassel. Noch sieht Karl-Heinz Schreyer, Geschäftsführer des Kasseler Müllheizkraftwerks (MHKW), dem nächsten Jahr gelassen entgegen. Welche Auswirkungen die Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes auf den Betrieb des MHKW haben wird, sei noch nicht ganz klar.
„Aber seit der Einführung des Gesetzes im Jahr 1996 gibt es in der Abfall-Branche einen Preiskampf, der uns nicht immer Spaß macht.“ Diesen von der Politik gewollten Wettbewerb, der das MHKW zu Preiszugeständnissen zwinge, subventionierten letztlich alle Kasseler über ihre Abfallgebühren.
Hintergrund ist, dass sich seit 1996 immer mehr private Entsorger im Markt tummeln. Der Gesetzgeber hatte es seinerzeit den Gewerbetreibenden freigestellt, wo sie ihren Müll entsorgen. Dadurch wurde kommunalen Entsorgern wie den Stadtreinigern die alleinige Zuständigkeit für den örtlichen Gewerbemüll entzogen. Für das MHKW bedeutet das, dass es sich auch gegen Billigdeponien durchsetzen muss, die wegen der niedrigen Transportkosten von privaten Entsorgen auch über weite Strecken beliefert werden.
„Dies ist keine leichte Aufgabe“, sagt Schreyer. In die Modernisierung des inzwischen auch umwelttechnologisch hochgerüsteten MHKW seien zwischen den Jahren 1966 bis 1999 etwa 300 Millionen DM (150 Millionen Euro) investiert worden. Diese Investitionskosten machten es der MHKW GmbH bei der Akquise von Gewerbemüll schwer, die Angebote anderer Deponien und Müllheizkraftwerke zu unterbieten. Dennoch habe das MHKW im Jahr 2011 einen Gewinn von 2,5 Mio. Euro erzielt. „Wir haben 168 000 Tonnen Müll verbrannt und sind damit voll ausgelastet.“
Obwohl sich mit der Gesetzesnovelle die Liberalisierung des Abfall-Marktes voraussichtlich fortsetzt, wollen Stadtreiniger und MHKW den Konkurrenzkampf weiter aufnehmen. „Wir haben jeweils eine Abteilung für die Akquise von Gewerbemüll aufgebaut“, sagt Birgit Knebel, Sprecherin der Stadtreiniger.
Die Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, die einen Ausbau der Recyclingquote vorsieht, werde die angelieferte Abfallmenge für das MHWK zumindest mittelfristig kaum reduzieren, glaubt Schreyer. Langfristige Verträge gewährleisteten eine Grundauslastung bis 2019. Darüber hinaus, so Schreyer, werde die geplante stärkere Wiederverwertung von Wertstoffen und Biomüll die Auslastung des MHKW auch deshalb wenig beeinflussen, weil diese Müllarten nur ein kleiner Teil des gesamten Abfallaufkommens seien.
Von Bastian Ludwig