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Schriftsatz aufgetaucht: Henschel wollte Atombombe für den Kriegseinsatz bauen

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Von: Thomas Siemon

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Kassel. 1945 sorgten die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki für zehntausende von Opfern und furchbare Zerstörungen. Bereits vier Jahre zuvor gab es bei der Kasseler Firma Henschel konkrete Überlegungen für den Bau einer Nuklearwaffe. Das belegt ein Schriftsatz aus dem Jahr 1941, der jetzt aufgetaucht ist.

Er hat 260 Seiten und liegt der HNA vor.

Mit ganzer Kraft müsse an der Erforschung der Kettenreaktionsvorgänge gearbeitet werden, heißt es da. Zwar wird auch die Nutzung der Atomenergie für den Antrieb von Kampfflugzeugen, U-Booten, die Medizin und zur Stromerzeugung erwähnt. Das klare Ziel der Entwicklung ist aber die „Herstellung einer Uran-Bombe für den jetzigen europäischen Krieg als furchtbarste Waffe“.

Mehr zum Thema Henschel finden Sie

im Regiowiki

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An der Echtheit der handgebundenen Dokumente besteht kein Zweifel. Helmut Weich, der ehrenamtliche Leiter des Kasseler Henschel-Museums, hat die erwähnten Namen und Örtlichkeiten überprüft. Demnach hat der damalige Chefentwickler der Henschel-Flugzeugwerke in Berlin-Schönfeld, Professor Herbert Wagner, das umfangreiche Dossier mit Unterstützung von weiteren Fachleuten erstellt.

Henschel war damals nicht die einzige Firma, die sich intensiv mit den Möglichkeiten der Atomenergie beschäftigte. Auch Siemens, die IG Farben und Degussa hatten großes Interesse an diesem Thema.

In der gedruckten Ausgabe am Freitag lesen Sie außerdem:

- Es blieb bei Plänen für die Bombe: Nach 1941 keine weiteren Aktivitäten zur militärischen Nutzung der Kernenergie bei Henschel bekannt

Bekannt ist, dass eine Delegation von Henschel in Paris war, um sich dort über die Forschung zur Kernspaltung mit einem sogenannten Zyklotron zu informieren. Nach Einschätzung von Fachleuten waren weder Henschel noch die anderen Firmen in der Lage, die Bombe wirklich zu bauen. Nach dem Krieg sprachen alle Beteiligten davon, lediglich Grundlagenforschung betrieben zu haben.

Von Thomas Siemon

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