Hilfe für Kassels Tauben – ihnen soll es bald besser gehen

Die Stadt Kassel wird künftig mehr für das Wohlergehen von Tauben tun und die Einrichtung weiterer Taubenschläge im Stadtgebiet prüfen.
Kassel – Das sieht ein Beschluss vor, den die Stadtverordnetenversammlung jetzt einstimmig gefasst hat – bei drei Enthaltungen der AfD.
Demnach beauftragt das Stadtparlament den Magistrat, ein Taubenschutzkonzept für Kassel zu erarbeiten. Als Vorbild dient die Stadt Augsburg, wo es seit fast 30 Jahren ein Stadttaubenkonzept gibt. „Wir als Kommune haben eine Verantwortung für die Stadttauben“, sagte Luzie Pfeil von der Grünen-Rathausfraktion. Mit einem soliden Konzept könne man langfristig Verbesserungen „für die Tauben und alle anderen in der Stadt“ erreichen.
Unter dem Dach des Kasseler Rathauses gibt es seit vielen Jahren einen Taubenschlag, der ehrenamtlich betreut wird. Dort werden den Tieren Futter, Wasser und Boxen zum Brüten bereitgestellt. Um eine unkontrollierte Vermehrung zu verhindern, nimmt der Mensch den Tauben aber fast alle Eier weg und tauscht sie gegen Attrappen aus. Da die Tauben sich den Großteil des Tages im Schlag aufhalten, hinterlassen sie im Umfeld weniger Verschmutzungen an Gebäuden.
Nun soll die Stadt prüfen, ob und wo an weiteren Stellen die Aufstellung von Taubenschlägen sinnvoll ist. In Oberzwehren etwa ist seit einiger Zeit die Einrichtung eines Schlags in einem Bauwagen im Gespräch. Auch ein Versorgungszentrum für verletzte und kranke Tauben soll eingerichtet werden. Den personellen und finanziellen Aufwand für die Versorgung der Tiere in den Schlägen und der Auffangstation soll die Stadt ebenfalls prüfen.
An dem Antrag mitgearbeitet hat auch Bianca Thormann von der Stadttaubenhilfe. Über das einmütige Votum des Stadtparlaments „freue ich mich wahnsinnig“, sagt sie. Mehr Taubenschutz bedeute „eine Win-Win-Situation für Mensch und Tier“.
Thormann, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Kasseler Tauben engagiert, hält in allen Stadtteilen mindestens einen Taubenschlag für notwendig. „Es gibt keinen Stadtteil, in dem es keine Tauben gibt.“ In der Innenstadt braucht es ihrer Einschätzung nach mindestens einen weiteren Schlag. Die Tiere, die sich am Königsplatz oder am Stern aufhielten, kämen nicht bis zum Rathaus.
In der Kasseler Nordstadt gab es bis vor einiger Zeit einen Taubenschlag an der Holländischen Straße auf dem Dachboden eines Privathauses. Er wurde ebenfalls von ehrenamtlichen Tierschützerinnen betreut. Nach einem Eigentümerwechsel musste der Schlag ausziehen. Die rund 180 Tauben sind nun provisorisch in einer Voliere in Fuldatal untergebracht, wo sie weiter versorgt werden (HNA berichtete). Für diese Tiere suche man nach wie vor einen neuen Schlag in Kassel, sagt Bianca Thormann.
Zwar gebe es derzeit vergleichsweise wenige Stadttauben. Das sei eine Folge der Taubenkrankheit PMV, die im vergangenen Jahr „Tabula rasa“ gemacht habe, so Thormann. In ein bis zwei Jahren werden sich nach ihrer Einschätzung aber alle Bestände in der Stadt erholt haben. Neue Schläge könnten dazu beitragen, dass die Tauben dann nicht wieder als Plage wahrgenommen werden.