Wer war Victor-Francois de Broglie? „Diese Frage hat mir einige spannende Geschichtslektionen beschert“, sagt Wolfram von Schmieden.
Grund ist ein Fund wie aus einem Märchen. Seine Ehefrau Bettina entdeckte auf dem Dachboden des Hauses ihrer Mutter einen in Tücher eingeschlagenen Bilderrahmen. Hinter Glas war ein Dokument gerahmt, das in Kassel auf den 19. Dezember 1760 datiert ist. Der Kopf des Schreibens stellt die Person des Victor-Francois Duc de Broglie als Heerführer und Politiker vor: „des Heil. Römischen Reichs Fürst/ Marschall von Franckreich... Sr. Allerchristlichsten Majestät commandiender General der Armée in Deutschland“ steht dort geschrieben. Broglie kämpfte als Marschall für Frankreich im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) gegen die Preußen, im Jahr 1758 eroberte er Kassel.
Das Schriftstück ist in französischer und deutscher Sprache verfasst. Darin wird die Bevölkerung aufgefordert, sogenannte Effekten zu melden, die „zur Ausrüstung, Bewaffnung und Ergänzung vor die Soldaten, Reuter, Dragoner und Husaren des bey der alliierten Armée stehenden Corps Hessischer Truppen gewidmet seien“. Gemeint waren wohl bewegliche Güter, die für die französischen Truppen von Nutzen gewesen sein könnten. „Wahrscheinlich waren zu der Zeit Kleidung und Reitzubehör ebenso knapp wie Versorgungsgüter“, sagt Wolfram von Schmieden.
Unbekannte Ansichten
Unter dem Dokument fand seine Frau ein Schreiben an den Regierungspräsidenten Münster aus dem Jahr 1966. „Das ist die Heimatstadt meines verstorbenen Vaters“, sagt sie. Darin wird die Möglichkeit, die Gebeine des Marschall de Broglie aus einer Kirche in Münster nach Frankreich zu überführen, erörtert.
HNA-Markt: An Geschichte interessierter Liebhaber für 250 Jahre altes Dokument mit regionalem Bezug gesucht.




Trotz Nachforschungen konnte das Ehepaar von Schmieden nicht klären, ob und inwieweit die Dokumente mit ihrer Familiengeschichte zu tun haben. Sie bieten das historische Schriftstück daher zum Kauf an. „Wir würden uns freuen, wenn sich Menschen dafür interessieren, die dieses Schreiben besonders wertschätzen“, sagt Wolfram von Schmieden.
Zum Dachbodenfund gehören auch zwei undatierte, nicht signierte Zeichnungen mit der Ansicht einer Burg oder eines Schlosses, die ebenfalls zum Verkauf stehen. „Vielleicht weiß ja jemand, welcher Ort da abgebildet ist“, sagt er.
Von Ilona Polk