Lauert an jeder Ecke in Kassel ein Vergewaltiger? Ist die Region ein Hort von Sexualstraftätern? Können Frauen und Mädchen nicht mehr unbeschwert durch Parks und Straßen gehen?
Man neigt dazu, diese Fragen zu bejahen, wenn man von der vergleichsweise hohen Zahl entlassener und von der Polizei als rückfallgefährdet eingestufter Täter liest. Doch erstens ist die Region kein Schwerpunkt von Sexualdelikten und zweitens nehmen diese Straftaten nicht rapide zu. Aber es werden mehr Sexualtaten angezeigt und juristisch verfolgt als früher.
Und wenn es noch so viele Erklärungen für diese statistischen Werte gibt, beruhigend sind sie nicht. Was nützen einer Frau statistische Erkenntnisse, wenn sie Opfer einer Vergewaltigung wird?
Polizei, Ärzte und Justiz arbeiten daran, Sexualtäter nach Ablauf der Gefängnisstrafe zu „begleiten“, ihnen also immer wieder zu zeigen, dass sie nicht aus den Augen, aus dem Sinn sind. Wenn aber sexuelle Triebe stärker als der Verstand sind, stößt auch die beste Strafvorbeugung an ihre Grenzen.