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KVG hat Hochflurtrams wieder im Einsatz

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Von: Katja Rudolph

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Eine Hochflurtram an der Haltestelle Unterneustädter Kirchplatz.
Sind wieder öfter zu sehen: Die alten Hochflurtrams sind derzeit vermehrt im Einsatz, vor allem auf der Linie 8. Hintergrund sind Reparaturarbeiten an Niederflurtrams, die sich wegen fehlender Ersatzeile verzögern. © Pia Malmus

Man sieht sie wieder öfter auf Kassels Schienen: Die alten Hochflurtrams. Wir haben nachgefragt, was dahintersteckt.

Kassel – Wer in Kassel mit der Straßenbahn fahren will, muss derzeit wieder öfter Treppen steigen: Die KVG hat seit einigen Wochen vermehrt Hochflurtrams im Einsatz. Der Einstieg über die steilen Stufen bereitet dabei vor allem älteren und gehbehinderten Menschen sowie Eltern mit Kinderwagen Probleme.

„Diese Straßenbahnen sind eine Zumutung“, schimpft Alfred Meyer. Der 73-Jährige ist gehbehindert und viel mit der KVG unterwegs. Der Einstieg in die Hochflurtrams bereite ihm enorme Schwierigkeiten, berichtet der Rentner aus Rothenditmold. Kürzlich sei er auf der steilen Stiege beinahe gestürzt. Er spricht von „seniorenfeindlichen Bahnen“.

Grund für die Rückkehr der alten Straßenbahnen sind Lieferengpässe bei Ersatzteilen für die Niederflurtrams, wie die Kasseler Verkehrsgesellschaft auf HNA-Anfrage mitteilt. Derzeit befänden sich einige Trams im Depot, weil die nötigen Reparaturen aufgrund der Lieferverzögerungen nicht abgeschlossen werden können, erläutert KVG-Sprecher Ingo Pijanka. „Wir warten händeringend auf Ersatzteile“. Mit der Lieferproblematik ist die Kasseler Verkehrsgesellschaft nicht allein. Viele Branchen in Bau, produzierendem Gewerbe und Handwerk klagen derzeit über Nachschubschwierigkeiten bei Material.

Der Reparaturbedarf der Straßenbahnen gehe nicht nur auf die jüngsten Unfälle zurück, betont Pijanka. Hauptgrund seien die regulären Wartungsarbeiten. „Anders als die meisten Autos sind unsere Straßenbahnen täglich viele Stunden im Einsatz.“ Da sei der Verschleiß von Teilen normal.

Um die aktuellen Ausfälle der Niederflurtrams auszugleichen, greife man vermehrt auf die Hochflurtrams zurück. „ Wir sind froh, dass wir sie für solche Fälle in der Hinterhand haben“, sagt der Sprecher. Der KVG sei bewusst, dass mobilitätseingeschränkte Fahrgäste Probleme beim Einstieg in die Trams haben. „Das tut uns leid“, sagt Pijanka. „Aber die Alternative wäre, dass Fahrten komplett ausfallen.“

Alle drei betriebsfähigen Hochflurtrams seien derzeit im Einsatz. Sie verkehren vor allem auf der Linie 8. Ein weiteres Altfahrzeug hält die KVG noch als „Ersatzteillager“ vor. Normalerweise werden die Hochflurtrams lediglich als sogenannte Verstärkerfahrzeuge eingesetzt, etwa im Schülerverkehr. Sonst fahren fast ausschließlich Niederflurtrams.

Insgesamt verfügt die KVG nach eigenen Angaben über 75 Niederflurfahrzeuge plus 13 Beiwagen sowie die 3 Hochflurtrams. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hatte noch ein Viertel der KVG-Trams den hohen Einstieg.

Seit 1991 setzt die KVG auf das Niederflur-System. Seinerzeit war sie damit Pionierin unter den Verkehrsbetrieben in Deutschland. Heute hat sich die Niederflurtechnik bundesweit durchgesetzt. Von dem ebenerdigen Ein- und Ausstieg profitieren nicht nur Rollstuhlfahrer und Senioren. Durch den erleichterten Zugang verkürzen sich auch die Stopps an den Haltestellen und damit die Fahrzeiten. (Katja Rudolph)

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