Kasseler Hochzeitsmesse: Zwischen Kommerz und echten Gefühlen
Kassel. Die Liebe ist ein Geschäft, an dem viele mitverdienen möchten. Das machte die Hochzeitsmesse in der documenta-Halle mit 65 Aussteller am Wochenende deutlich. Wir haben uns auf die Suche nach Kasseler Liebesgeschichten begeben.
Den Möglichkeiten zur Gestaltung des schönsten Tags im Leben scheinen keine Grenzen gesetzt. Höchstens finanzielle. Sektempfang, Catering, Tischdeko, Fotograf, Cocktailbar, DJ – soweit das Standardprogramm einer Hochzeitsfeier. Heutzutage muss es aber schon ein bisschen mehr sein: ein Karikaturist, der die Gäste malt, eine Fotobox, eine Popcornmaschine, eine Chillout-Lounge im Garten, ein Currywurstbrunnen für den Mitternachts-Snack, Feuerwerk.
Solche „kleinen Highlights“, wie die Lohfeldener Hochzeitsplanerin Sabine Blaschek sie nennt, sind keine Seltenheit. Entscheidend über den Preis sind am Ende noch die Location – Schloss, Gutshof, Grillhütte oder Garten der Eltern – und die Anzahl der Gäste. Für eine „normale“ Hochzeitsfeier mit etwa 80 Gästen werden so zwischen 15.000 und 20.000 Euro fällig. Da sind sich Blaschek und die Göttinger Hochzeitsplanerin Maureen Surup einig. Auch sie weiß: Hochzeiten sind inzwischen Events, bei denen es darum geht, die Gäste zu unterhalten. Losgetreten wurde dieser Trend in Deutschland durch die Hochzeit der britischen Royals Kate und William, die 2011 live im Fernsehen übertragen wurde und eine Welle von TV-Shows rund um das Thema nach sich zog.
Weil vielen Paaren dieser Kommerz zu stressig sei, gehe der Trend zu freien Trauungen und Hochzeiten im Ausland, im engsten Familienkreis, sagt Surup. Letztlich stehe aber immer die Liebe zweier Menschen im Mittelpunkt, egal, wie das Drumherum aussehe. Wir haben uns auf der Hochzeitsmesse auf die Suche nach Paaren begeben, die uns die Geschichte ihrer Liebe erzählen.

Kutschfahrt durchs Watt
Kennengelernt haben sich Katharina Moddelmog (25) und Benny Kochon (28) aus Lage bei Bielefeld 2011 über gemeinsame Freunde in einer Disco. Sympathisch waren sich die medizinische Fachangestellte und der Industriekaufmann sofort, doch gefunkt hat es erst zwei Jahre später während eines gemeinsamen Kurzurlaubs in Cuxhaven. „Das war sehr schön“, erinnert sich Kochon. „Wir haben eine Kutschfahrt durchs Watt gemacht und auf der Rückfahrt haben wir dann festgestellt, dass wir jetzt wohl fest zusammen sind“, erzählen die beiden mit einem verliebten Grinsen.
Die Messe besuchen sie mit Kochons Bruder, der in Kassel lebt. Was für ihre Feier am 11. August in einem Gasthaus in Bad Salzuflen noch fehlt? „Die Torte und ein Anzug für Benny“, sagt Moddelmog, die bald Kochon heißen wird. Sonst noch etwas? „Ein Sportwagen als Hochzeitsauto wäre noch toll“, sagt Kochon und wirft seiner zukünftigen Ehefrau ein Lächeln zu.

Antrag im Urlaub
Stefanie Hilgenberg (32) und Daniel Höhmann (38) aus Fuldatal sind seit acht Jahren ein Paar. Sie trafen sich auf einer Geburtstagsfeier. Kurz darauf das erste Date bei ihm zum Abendessen. Trotzdem dauerte es auch bei ihnen einige Zeit, bis sie sich sicher waren, den Partner fürs Leben gefunden zu haben. Den Antrag machte Höhmann im Urlaub auf der griechischen Insel Kos. Mit Freunden saßen sie in einem Restaurant beim Abendessen. „Alle wussten Bescheid, außer mir“, sagt Hilgenberg. „Ich habe wirklich gar nicht damit gerechnet.“ Mit ein paar vorbereiteten Sätzen und dem Ring in der Tasche, nahm Höhmann schließlich all seinen Mut zusammen. „Da war ich richtig aufgeregt“, gesteht er.
Aber grundlos: Am 18. Mai gibt sich das zukünftige Ehepaar Höhmann das Ja-Wort. Gefeiert wird in der Kasseler Kaskadenwirtschaft Grischäfer. Dort soll es auch noch eine Überraschung für die Gäste geben. Welche, wollen Hilgenberg und Höhmann natürlich noch nicht verraten. Es soll ja schließlich eine Überraschung werden. Sollten die beiden auf der Messe nach Inspiration hierfür suchen, werden sie bei dem breiten Angebot gewiss fündig.
Wussten Sie schon, dass...
- im vergangenen Jahr mit 1 070 Trauungen die meisten Ehen seit 1994 in Kassel geschlossen wurden?
- das Anmelden der Eheschließung im Standesamt früher „Aufgebot bestellen“ genannt wurde?
- sich bei einem gemeinsamen Ehenamen 91 Prozent der Paare für den Namen des Mannes und 9 Prozent für den Namen der Frau entschieden?
- das Brautpaar in den vergangenen Jahren durchschnittlich 31 Jahre (Braut) und 33 Jahre (Bräutigam) alt war?
- gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, die vor Oktober 2017 geschlossen wurden, jetzt in Ehen umgewandelt werden können?
- die beliebtesten Monate für die Eheschließung in Kassel Juli, August und Dezember sind?
- eine Hochzeitsplanerin bis zu einem Jahr mit der Planung einer Hochzeit beschäftigt ist und das Honorar pro Hochzeit in der Regel unter 3000 Euro liegt?
(mit Julia Allnoch)
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