Viel Lob aber auch Kritik an Angebot des Naturparks Habichtswald
Hohes Gras lockt wieder Langläufer: Loipen werden mit Walze präpariert
Dem Corona-Alltag entfliehen: Das tun derzeit viele Ausflügler, die zum Hohen Gras kommen. Seit einigen Tagen werden auch wieder die Loipen durch Mitarbeiter des Naturparks Habichtswald präpariert.
Kassel - Für das Spuren fehlen noch wenige Zentimeter Schnee, aber das fast 20 Kilometer lange Loipennetz wurde mit einer Walze bearbeitet. Auch gestern tummelten sich etliche Langläufer auf den insgesamt drei Strecken.
Drei Jahre ist es her, dass zum letzten Mal genug Schnee lag, um die Loipen am Hohen Gras zu präparieren. Für Joachim Fette ist es in diesem Winter sogar eine Premiere. Der Mitarbeiter des Naturparks ist zum ersten Mal dafür verantwortlich, jeden Morgen ab 6.30 Uhr die Loipen mit dem Schneemobil und einer Walze zu bearbeiten. „Für das Ziehen von Spuren fehlen uns noch zwei, drei Zentimeter Schnee“, sagt Fette. Mindestens 15, aber noch besser 20 Zentimeter Schnee sind dafür nötig. Insofern ist vor allem das Skaten – für das man keine Spuren benötigt – bislang problemlos möglich.
Fette hat in den vergangenen Tagen viel Zuspruch von Langläufern erhalten. „Ich habe viel positives Feedback bekommen. Die Leute bedanken sich mit einem Lächeln“, sagt er. Leider sei am vergangenen Wochenende der Ansturm so groß gewesen, dass einige Autofahrer die Loipen beschädigt hätten. Zum Teil seien Autos auf den Loipen abgestellt worden.
So viel war gestern nicht los. Dies schätzte auch Dr. Ulrich Luther, der seine Skier geschultert hatte. Der Kasseler Arzt ist kürzlich in Ruhestand gegangen und genießt nun seine freie Zeit für den Sport. „Normalerweise fahre ich alpin. Aber Corona ist eine Chance, den umweltverträglicheren Langlauf neu zu entdecken“, sagt Luther.
Michael Münch ist eigentlich auch in einem anderen Sport zu Hause. Der passionierte Radfahrer, der in der Hobbygruppe Freilauf aktiv ist, will bei den winterglatten Straßen keinen Sturz mit dem Rad riskieren. Er hatte erst kürzlich einen Schlüsselbeinbruch. Dann also lieber Langlauf. Wobei er gestern nicht zum ersten Mal auf Langlaufskiern stand. Vor fünf Jahren habe er sich gebrauchte Skier gekauft. „Ich bin froh, dass Langlauf hier möglich ist. Da kommt man mal raus“, so Münch.
Joachim Fette vom Naturpark wird auch die nächsten Tage frühmorgens mit seinem Schneemobil auf den Loipen unterwegs sein. Er misst dabei auch täglich die Schneehöhen, die aktuell am Loipentelefon des Naturparks Habichtswald abrufbar sind. „Da erfahren die Leute auch, wenn wir Spuren gezogen haben“, sagt Fette. Wobei er für die nächsten Tage aufgrund der Wetterprognose eher pessimistisch ist. Die Schneefälle sollen nachlassen.
Jürgen Depenbrock, Geschäftsführer des Naturparks, hat in den vergangenen Tagen viele Anrufe erhalten. „Die meisten waren dankbar, dass wir das Angebot bereithalten“, sagt er. Es habe aber auch ein paar Stimmen gegeben, die dem Naturpark angesichts der Pandemie Verantwortungslosigkeit vorgeworfen hätten. Durch das Präparieren der Loipen würde man die Massen aufs Hohe Gras locken, so die Kritik.
„Ich sehe das anders. Der Zulauf muss über die Parkplätze geregelt werden. Langlauf ist gut für die Gesundheit und durch die Skier ist der Abstand gewährleistet“, sagt Depenbrock. Er bittet Langläufer, an der Kasse am Loipen-Parkplatz einen Loipen-Euro zu spenden, um das Präparieren zu unterstützen. (Bastian Ludwig)
Loipentelefon: 0561/10 03 11 22