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Ende der Homeoffice-Pflicht: Firmen in der Region reagieren unterschiedlich

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Von: Axel Schwarz

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Im Homeoffice: Die Telefonkonferenz am Couchtisch vor dem Laptop bleibt für viele Beschäftigte vorerst Alltag.
Im Homeoffice: Die Telefonkonferenz am Couchtisch vor dem Laptop bleibt für viele Beschäftigte vorerst Alltag. © dpa

Seit vier Wochen ist die wegen Corona eingeführte Homeoffice-Pflicht entfallen. Regionale Firmen gehen damit unterschiedlich um.

Laptop am Couchtisch statt Großraumbüro: Das Arbeiten von zu Hause aus ist für viele Beschäftigte mit Jobs, die sich dafür eignen, zum Alltag geworden. Doch seit vier Wochen gilt die wegen Corona eingeführte Homeoffice-Pflicht nicht mehr. Auch der verpflichtende 3G-Nachweis ist weggefallen für jene, die im Betrieb arbeiten. Arbeitgeber sollen die Gefährdung durch das Virus nun wieder selbst einschätzen. Wir haben in regionalen Unternehmen gefragt, wie sich die Lockerungen dort auswirken und in welchen Modellen aktuell gearbeitet wird.

K+S empfiehlt, Kontakte zu reduzieren

In der Kasseler Hauptverwaltung des Kali- und Salzproduzenten K+S arbeiten derzeit noch etwa zwei Drittel der 800 Beschäftigten im Homeoffice, sagt Firmensprecher Michael Wudonig. Mit den Lockerungen ermögliche K+S wieder mehr Mitarbeitern, teilweise oder vollständig ins Büro zurückzukehren. „Aufgrund der hohen Inzidenz in Deutschland haben wir aber grundsätzlich empfohlen, Kontakte im Betrieb durch Homeoffice zu reduzieren.“

Betriebsinterne Regeln für Büroarbeit

Für jene, die ins Büro kommen, gelten laut Wudonig betriebsinterne Regeln zur Corona-Prävention: unter anderem nur eine Person pro Büro und Besprechungen vorrangig virtuell. Weiterhin würden zwei kostenfreie Schnelltests pro Woche angeboten.

Mit der Arbeit von daheim aus habe K+S gute Erfahrungen gemacht, sagt Wudonig. Eine Betriebsvereinbarung, die individuelle Homeoffice-Regelungen möglich macht, gebe es schon seit Jahren. Flexibilität ermögliche weiterhin die für den Standort Kassel geltende Vertrauensarbeitszeit. Das ist ein Modell, bei dem die Erledigung vereinbarter Aufgaben im Vordergrund steht, nicht die zeitliche Präsenz des Arbeitnehmers.

B. Braun kehrt ins Büro zurück

Bei B. Braun in Melsungen kehren mit Ende der Osterferien rund 3500 Beschäftigte in die Büros zurück, die zuletzt von daheim aus gearbeitet haben. Diese Übergangszeit sei für alle deutschen Standorte des Pharma- und Medizintechnikherstellers festgelegt worden, sagte Pressesprecherin Mechthild Claes.

Weitere Vorsichtsmaßnahmen werden empfohlen

Am Stammsitz Melsungen sei etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer von der Homeoffice-Pflicht betroffen gewesen. Selbsttests, Abstands- und Hygieneregeln würden nach dem Ende der gesetzlichen Vorgaben nun vonseiten des Unternehmens allen Mitarbeitenden „dringend empfohlen“.

Bei B. Braun gab es laut Claes schon vor Corona die Möglichkeit, einzelne Tage im Homeoffice zu arbeiten. Eine betriebliche Umfrage in der Pandemiezeit habe gezeigt, „dass der Wunsch nach mehr Flexibilität besteht“. Daraufhin sei eine Betriebsvereinbarung verabschiedet worden, die in Absprache mit Vorgesetzten „nun grundsätzlich“ mobiles Arbeiten ermöglicht. Dabei allerdings, so die Sprecherin, sollte „zwei bis drei Tage pro Woche“ im Unternehmen gearbeitet werden, „um Sozialkontakte zu pflegen und Netzwerkstrukturen aufrecht zu erhalten“.

Wintershall Dea rät weiterhin zum Homeoffice

Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea rät seinen Beschäftigten in der Kasseler Zentrale momentan noch weiterhin zum Homeoffice. „Wer jedoch Arbeiten im Büro zu erledigen hat, kann dies wie auch zuvor schon unter Einhaltung der Hygieneregeln tun“, sagt Unternehmenssprecher Stefan Leunig und kündigt für übernächste Woche ein Umsteuern an: Mit dem 2. Mai werde das Unternehmen zu seinem 2020 entwickelten hybriden Arbeitsmodell „Flex Forward“ zurückkehren.

Dieses sieht vor, dass jedes Arbeitsteam für sich zwei Kern-Arbeitstage pro Woche im Büro bestimmt. Die sind dann verbindlich und sollen für die direkte Zusammenarbeit vor Ort genutzt werden. An den drei übrigen Wochentagen können die Teammitglieder flexibel entscheiden, wo sie arbeiten möchten.

Generell sei es der Wunsch des Unternehmens, dass die Beschäftigten „wieder in den persönlichen Austausch am Arbeitsplatz kommen“, sagt Leunig. Die Übergangsphase bis zum 2. Mai solle zur persönlichen Organisation des neuen Arbeitsalltags mit zwei Bürotagen genutzt werden.

SMA gestaltet den Übergang vorsichtig

Beim Solartechnik-Unternehmen SMA haben zuletzt bis zu 80 Prozent jener Mitarbeiter, deren Job mobiles Arbeiten ermöglicht, von daheim aus gearbeitet, sagt Pressesprecher Reemt Bernert. Der Übergang aus den Pandemie-Restriktionen werde behutsam gestaltet, SMA würde von der bisherigen Homeoffice-Pflicht betroffene Beschäftigte aber seit Kurzem vermehrt „ermutigen“, zurück ins Büro zu kommen. „Wir müssen auch den fehlenden persönlichen sozialen Kontakt im Auge behalten“, sagt der Sprecher.

Nach zwei Jahren Pandemie überwiegen nach seinen Worten die positiven Aspekte der flexiblen Arbeit. Seit Anfang 2021 gebe es dazu auch eine Betriebsvereinbarung. Nicht so einfach, so Bernert, sei das in Bereichen wie der Produktion, die freilich vor Ort sichergestellt werden müsse.

Sartorius ändert die Regeln kaum

Nur wenig ändert sich durch die Corona-Lockerungen für Betriebe beim Göttinger Pharma- und Laborzulieferer Sartorius. Der habe „aufgrund seiner Rolle bei der Produktion von Impfstoffen und anderen Biopharmazeutika eine besondere Verantwortung, den Betrieb stabil aufrechtzuerhalten“, sagt Pressesprecher Timo Lindemann: „Daher gelten unsere bisherigen Schutzmaßnahmen weitgehend unverändert weiter.“

Dies betreffe die Homeoffice-Regelung, nach der alle Mitarbeiter mit Büroarbeitsplätzen soweit möglich von zuhause arbeiten, sowie etwa die Maskenpflicht auf Wegen innerhalb von Sartorius-Gebäuden. „Auch Maßnahmen wie die Trennung von Schichten in der Produktion gelten weiter“, sagt Lindemann.

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